Rain Meditation |
April 2023 |
- Veröffentlichung: April 2023, elfte E=MC²-Platte
- Format: CD, 8 Titel, 45:00
- Aufnahme: Tonstudio Haldern, 23.-26. September 2022, KD Keusgen und Matthias Höfkens
- Mix: Tonstudio Haldern, November 1922 - März 2023, KD Keusgen
- Besetzung:
Detlef Goch (perc, cajon, glockenspiel, tongue drum)
Michael Mann (voc, ag, bouzouki, bariton, harmonium, shruti box, wurlitzer piano)
Johannes Lehmann (bg, voc)
Ute Rettler (eg, mand)
- Strange Times (Michael Mann)
- Das Lied (Michael Mann)
- Deal With The Devil (Michael Mann)
- Falsche Propheten (Michael Mann)
- Greta On The Ocean (Michael Mann)
- Im Hafen Von Saigon (Michael Mann, Rainer Rienäcker)
- Rain Meditation (Michael Mann)
- So To Say (Michael Mann)
- CD ab dem 01. April 2023 erhältlich! Preis: 15€. Bitte hier über
bestellen
- Lyrics & More
Rezensionen:
Im Jahr 2004 erschien das Debütalbum der deutschen Band Waiting For Louise, das zehn Coverversionen enthielt. Die CD ging am Rezensenten vorbei, umso schöner, dass das 2009 erschienene „New Tricks For Old Dogs“ mit Eigenkompositionen ihn aufhorchen ließ. Seit dem darf er nicht nur Waiting For Louise, sondern auch Michael Manns andere Bands – Songs To The Siren und Rusty Nails – besprechen. Und jedes Mal ist es eine Freude, denn die Qualität der Veröffentlichungen ist fortwährend hoch.
Dies ändert sich auch mit „Rain Meditation“ nicht. Das herrlich gestaltete Digipak vom Schlagzeuger Detlef Goch ist ein Versprechen, das in den Songs die adäquate Entsprechung findet. Zählt man die Vinyl EP von 2017 mit, geht das Quartett mit dem neuen Album in die siebte Runde.
Dabei übt sich die Band nun zum ersten Mal – jedoch nicht ausschließlich – in ihrer Muttersprache. In schöner Regelmäßigkeit wechseln die Songs ihre Textfarben: englisch und deutsch. Was zugegebenermaßen zunächst etwas gewöhnungsbedürftig war. Spätestens nach dem dritten Durchlauf erweist sich jener Wechsel als echter Zugewinn für Waiting For Louise.
Das Album eröffnende „Strange Times“ bringt bereits die Magie der Viererbande vom Niederrhein hervor. Im Corona Jahr 2020 geschrieben, fragt Mann: „When you spread a rumour with no truth inside/And your sources are all mystified/How can you deny it’s all conspiracy?” Selbst heute noch eine berechtigte Frage, die Waiting For Louise mit relaxten Rhythmen und fein gesponnener Melodie untermalen. Folk, Jazz und Rock schmelzen hier in etwa gleichen Anteilen zusammen.
Titel Nummer zwei „Das Lied“ ist eine Art Selbstreflexion von Michael Mann als Songwriter, der sich selbstkritisch zweifelnd gibt: „Was soll ich sonst noch so erzählen?/Bin ich das wirklich, was ich sing/Drück ich es aus, so wie ich’s meine?/Oder ist das nicht so ganz mein Ding?“ Alles gut, möchte man ihm zurufen, Ute Rettlers froh gestimmtes Mandolinenspiel bestätigt dies, dazu brummt Johannes Lehmanns Bass im Hintergrund, Detlef Goch bedient den Shaker und Mann phrasiert den deutschen Text in gewohnt einnehmender Manier.
„Deal With The Devil“ hat den balladesken Songs To The Siren Stil verinnerlicht und klingt wie die Zeilen „Deal with the devil/Drift with the tide/It doesn’t really matter/If it’s wrong, if it’s right”. Trotz Teufel, eine wundersame Übung in Gelassenheit.
„Falsche Propheten“ setzt jenes Gelassene fort, Ute Rettlers E-Gitarre jedoch, setzt subtile Kontraste. Manns Text übt eine leise, nachdenkliche Kritik und für die falschen Propheten darf jeder Hörer andere Namen einsetzen.
Den Song „Greta On The Ocean“ singt Michael mit dringlichem Zungenschlag, dazu erzeugen die Instrumente verträumt-versponnene Folk-Jazz-Harmonien. Als würde JJ Cale mit Tim Buckleys Musikern jammen.
„Im Hafen von Saigon“ ist eine – textlich betrachtet – dunkle Moritat, die Instrumente agieren konträr: relaxt, entspannt und am Ende wird sogar gepfiffen.
Beim Titelsong gibt Detlef Goch den Regenmacher, Michael Manns Shruti Box versetzt einen in meditative Stimmung, aus die uns Ute Rettlers E-Gitarre reißt, um uns genau dorthin wieder zurückzuführen: in die Entspannung, die Gelassenheit. Ein Wechselspiel, das die Spannung hochhält. Die Zeilen „Ich fahr‘ ganz gern allein/Fahre durch den Regen/Keine Lust auf Leute/Einfach fortbewegen“ reflektieren die Atmosphäre des Lieds nahezu perfekt.
Die Jazzharmonien von „So To Say“, dem finalen Titel, klingen wieder nach Michael Manns Coverband Songs To The Siren, die eine Eigenkomposition zum Besten gibt.
Überhaupt scheinen auf „Rain Meditation“ Waiting For Louise und Songs To The Siren zueinanderzufinden. Ein subjektiver Wunsch des Rezensenten: Die Musiker beider Bands im Studio vereinen. Im Kopf und Herzen von Michael Mann sind sie wahrscheinlich eh Zwillingsbrüder, die sich nur marginal voneinander unterscheiden: Der eine covert, der andere schreibt selbst. Alles nur Mutmaßungen, die Wahrheit ist, dass „Rain Meditation“ eine überaus gelungene Weiterentwicklung für Waiting For Louise darstellt. Dabei wäre der Band eine breitere Hörerschaft zu wünschen. Verdient hätten sie es allemal, wobei ‚ewiger Geheimtipp‘ bei der Band als Auszeichnung zählt!!
Im November 2019 rezensierte ich das Vorgängeralbum Musings In Stereo und schrieb unter anderem »… und für mich das beste Waiting For Louise-Album unter vielen guten Vorgängern«. Weiterhin steht im Review ;za:Bleibt zu wünschen, dass dieses Vierer-Line-up zusammenbleibt, wenn es auch sicher nicht leicht sein wird, den Nachfolger über die Messlatte von "Musings In Stereo" zu heben.«
Wo fange ich an? Schon wieder habe ich das beste 'Waiting For Louise-Album’vor mir liegen und ja, das Line-up ist noch beisammen – und mit der Messlatte hat diese Truppe überhaupt kein Problem. Die Musiker sind mittlerweile so zusammengewachsen, dass sich das alles absolut rund und organisch anhört. Die ersten Töne von "Strange Times" erklingen und du weißt sofort, dass da jemand auf Louise wartet. Das musikalische Wasserzeichen ist unabwischbar. Das alles klingt so durchdacht und austariert, dass man denkt, da wird mit qualmenden Köpfen in Klausur komponiert.
Dass dem mitnichten so ist, wird auf der Bandseite erklärt, die – und das nenne ich top – nicht nur alle Texte enthält, sondern auch informiert, wie oder warum ein Stück entstanden ist. Zu "So To Say" erfährt man, dass Mastermind Michael ein paar Akkorde »klimperte« und sich fragte, ob das nun Jazz sei. Er kommt zwar augenzwinkernd auf »Yachtrock«, aber das Stück groovt ruhig und lässig in bester Barjazz-Manier dahin und so ist das auch mit Im "Hafen Von Saigon". Auch dieses Stück hat diesen lässigen, lasziven und jazzig angehauchten Duktus. Textlich zwar schwärzer, aber die Nummer zeigt, wie lässig diese Musiker in bester Perfektion agieren.
Und noch etwas unterscheidet die beiden Songs: Letzter ist in deutscher Sprache gesungen. Wieso die Band nun auch in der Muttersprache singt wird damit erklärt, dass ein übersetztes "Falsche Propheten" nicht so auf den Punkt gekommen wäre, wie das im Original gemeint ist. Wie auch immer, ich hoffe bzw. wünsche mir, dass W4L öfter auf Deutsch singen, denn das steht der Band und verleiht vielen Stücken das gewisse Etwas. Auf "Rain Meditation" ist clever entschieden wann in welcher Sprache ans Werk gegangen wird. "Greta On The Ocean" (ja, es geht um DIE Greta …) kann nur auf Englisch dargeboten werden, denn hier klingt es unüberhörbar nach Neil Young.
Michael, der im Übrigen alle Stücke geschrieben hat ("Im Hafen Von Saigon" zusammen mit Rainer Rienäcker) zeigt hier in seiner Stimmfärbung ein weiteres Pfund neben dem Komponieren. RockTimes-Leser wissen, dass der Mann neben vorliegender Band noch weitere Pferde reitet. So auch bei Songs To The Siren, einem Projekt das eher covert als eigenes Material zu spielen. Was dort aber nachgespielt wird, ist keine Ware von der Stange. Das Repertoire können nicht viele bedienen, zumindest ist mir kaum jemand bekannt.
Aber nicht nur Michael begeistert immer wieder, das Line-up von W4L ist ebenfalls vom Feinsten. So ist es ein Gedicht, Ute Rettler spielen zu hören. Ganz besonders hat es mir "Das Lied" angetan. Irgendwo eine Melange aus 40 Prozent Country Rock, 40 Prozent Grateful Dead-Country sowie 20 Prozent junger Westernhagen. Die 100 sind voll und ich habe das indische Harmonium nicht mal erwähnt …
Utes Mandolinen- und Gitarrenspiel trifft voll ins Schwarze – und das nicht nur bei diesem Track. Wie Michael, ist auch Detlef Herr über ein Sammelsurium an Instrumenten, die hier und da für den Kick sorgen, Überhaupt werden immer wieder Instrumente eingesetzt, die man nicht jeden Tag hört. So finden sich Bariton, Bouzouki oder auch eine Zungentrommel im Instrumentarium. Eingesetzt an der richtigen Stelle, sorgen sie für die berühmten Tupfer, die aus einem Bild ein Kunstwerk machen. Das tut auch Johannes Lehmann, der über die komplette Album-Distanz souverän den Tieftöner bedient. Bei "Greta" setzt er mit seine backing vocals genau diesen Tupfer, wie auch wieder Ute mit ihrem Saitenspiel.
Der Titeltrack ist gelebte Lässigkeit mit dramaturgisch perfekter Abwechslung. Michael sagt zu dem Lied, dass es im Frühjahr 2020 entstanden ist, als er genesend zu Hause und täglich mit dem Fahrrad auf dem Rheindeich unterwegs war. Das wissend, kann man dem Stück weiteres abgewinnen, indem man sich den lässig radelenden Mann vorstellt. Die Lieder auf "Rain Meditation" erzählen Geschichten, denen man sich hingeben kann und die ein jeder so goutiert wie er das möchte.
Für mich ist das eine Platte, die man abends mit einem guten Whiskey genießt. Und dann kann man immer wieder die Fantasie spielen lassen. Etwa beim bluesigen Deal "With The Devil" den guten alten Jerry heraushören oder überlegen, ob der Titeltrack auch etwas von Ihre Kinder hat. Waiting For Louise-Musik kann man außer auf der Webseite der Band nur bei deren Shows erwerben. Also hin und am besten gleich signieren lassen.
Längst haben sich Waiting For Louise von einer reinen, eigenständig-kreativen Cover-Versionen-Band zu einer beeindruckend ideenreichen Formation mit Genre sprengenden, eigenen Kompositionen entwickelt. Mit "Rain Meditation" emanzipieren sie sich jetzt auch noch von der Notwendigkeit, dass Country-Folk oder psychedelischer Rock unbedingt englische Texte enthalten muss. Vier der acht neuen Tracks wurden nämlich mit deutscher Sprache ausgestattet.
Ideengeber und Lenker hinter der Gruppe Waiting For Louise, deren Grundstock bereits 1992 gelegt wurde, ist der Multiinstrumentalist, Sänger und Komponist Michael Mann. Der aus Voerde am Niederrhein stammende Musiker ist außerdem noch für die Blues-Combo Rusty Nails und das Projekt Songs To The Siren verantwortlich, welches sich unter anderem mit den Kompositionen von Tim Buckley, The Velvet Underground und Nick Drake auseinandersetzt.
"Rain Meditation" enthält ausschließlich Eigenkompositionen, die in der Besetzung Ute Rettler (elektrische Gitarre, Mandoline), Detlef Goch (Percussion, Cajon, Glockenspiel, Tongue Drum), Johannes Lehmann (Bass, Gesang) und Michael Mann (Gesang, akustische Gitarre, Bouzouki, Harmonium, Shruti Box, Wurlitzer-Piano) aufgenommen wurden.
Als das Lied "Strange Times" Ende 2019/Anfang 2020 entstand, kündigten sich tatsächlich seltsame Zeiten an, die andere Absonderlichkeiten überlagerten. Denn der "gelbgesichtige Betrüger", der im Text genannt wird, war bei der Entstehung des Tracks schon lange kräftig dabei, international Staub - nein Dreck - aufzuwirbeln. Mit abwägender Zurückhaltung bemerkt Michael Mann, dass es sich bei dem Lied eventuell um eine Hommage an Fleetwood Mac - mit Verweis auf deren Mittsiebziger-Schaffensphase - handeln könnte. Gemeint ist die Peter Green-Nachfolge-Zeit, als sich die Band immer mehr vom Blues entfernte und dem Pop annäherte. Die dazu korrespondierende, attraktive Soft-Rock-Melodie von "Strange Times" geht jedenfalls spätestens nach dem dritten Hören nicht mehr aus dem Ohr. Eine psychedelische Gitarre, die merkwürdige Geschichten zu erzählen scheint und der knarzende, bodenständige Appalachen-Folk, der der Mandoline entlockt wird, rücken das Stück durch seine unkonventionelle Zusammensetzung dann sogar in die Nähe eines Art-Rocks. Der Song ist dennoch oder grade deswegen auf jeden Fall ein Hit, der allerdings keine Anbiederung an Trends nötig hat!
"Das Lied" verbreitet ironische Texte, die seriös, aber mit einem Schalk im Nacken vorgetragen werden. Das hört so ähnlich weise-abgehangen an, wie man es von Sven Regener (Element Of Crime) kennt. "Bin ich das wirklich, was ich sing? Drück ich es aus, so wie ich’s meine? Oder ist das nicht so ganz mein Ding?", heißt es da zum Beispiel. Dieser Poesie ist sogar der Humor von Joachim Ringelnatz nicht fremd. Der gelassene, durch das Harmonium maritim wirkende Country-Folk kommt ohne Refrain aus, was obendrein augenzwinkernd thematisiert wird.
"Deal With The Devil" und "Standing At The Crossroad" sind Formulierungen, die speziell im Blues anzutreffen sind. Sie stehen für Ausweglosigkeit und die Not beim Treffen von schwierigen Entscheidungen. Michael Mann bringt im vom Blues umwehten, langsamen Folk-Jazz "Deal With The Devil" diese überlieferten Verschlüsselungen mit ein, was der getragenen, melancholischen Atmosphäre zusätzliche Glaubwürdigkeit verleiht.
Die Tongue-Drum klingt wie ähnlich wie eine Steel-Pan, erzeugt also karibische Schwingungen. Die E-Gitarre fletscht im Hintergrund ihre Zähne und steht für ruppigen Garagen-Rock. Das sind beispielhafte Kontraste, die beim im Prinzip ausgeglichenen Lied "Falsche Propheten" für stimulierende Reize sorgen. Unterdessen bohrt sich der Refrain "Falsche Propheten mit falschen Bärten. Treffen falsche Entscheidungen. Auf falschen Fährten" tief in die Gehörgänge, so dass sich der Ohrwurm festsetzen kann.
Greta Thunberg polarisiert. Für die einen ist sie das mutige Mädchen, das auch vor den Mächtigen dieser Welt mit ihren Klimaschutz-Forderungen kein Blatt vor den Mund nimmt. Für die anderen ist sie die Spielverderberin, die den Leuten ihre Gewohnheiten vermiesen und sie aus ihren Komfortzonen schubsen will. Unter diesem Hintergrund ist "Greta On The Ocean" entstanden: Greta reiste 2019 per Segelboot zum UN-Klimagipfel nach New York, haute da ordentlich auf den Putz und erntete dafür Bewunderung, aber auch Spott. Der unter Umständen von Crosby, Stills, Nash & Young inspirierte Slow-Blues-Folk-Rock baut eine dezente Dramatik auf, die bei diesem aufwühlenden Thema deeskalierend wirkt.
Die ersten Überlegungen zum Chanson "Im Hafen von Saigon" stammen noch aus den 1980er Jahren. Vollendet wurde es dann 2020. Der Song ist aber kein ausgemusterter Ladenhüter, er musste nur erst richtig reifen, um jetzt exakt in die aktuelle Sound-Palette zu passen. Das Stück wird aus Bestandteilen der Bossa Nova und des Folk-Jazz gespeist, ist also cool, raffiniert und swingend zugleich.
Künstlicher Regen prasselt knisternd herab, wenn der Track "Rain Meditation" beginnt. Über 8 Minuten eines gemächlich fließenden Epos, das mit einer quengelnden E-Gitarre vermischt wird, liegen vor uns. Bei dem Stück spielen auch Minimal-Art-Hypnosen eine Rolle und der Gesang, der mit deutschen und englischen Wörtern gespeist wird, nimmt in diesem Gefüge eine ordnende und beherrschende Position ein. Die Rhythmus-Abteilung lebt ihre stoische Lässigkeit aus und das Harmonium stellt zum Schluss einen eineinhalb minütigen meditativ-sphärischen Dauer-Akkord in den Raum. Was für ein ergötzlicher, beflügelnder Trip!
Was habe ich da nur ausgebrütet, fragte sich Michael Mann nach der Vollendung von "So To Say". Ist das Jazz oder Yacht-Rock. Oder vielleicht doch eher Smooth-Jazz oder Soft-Rock. Egal, welches Etikett man dem Song verpassen möchte, fest steht, er verbreitet ein entspanntes, unpeinliches Easy-Listening-Gefühl, das tendenziell an Neil Youngs "Harvest Moon" erinnert.
Mit "Rain Meditation" zeigen Waiting For Louise wiederum "New Tricks For Old Dogs" (das Album aus 2008, auf dem erstmalig Eigenkompositionen erschienen). Jetzt erweiter das Quartett sein Klangspektrum nämlich erneut und demonstriert damit eindrucksvoll, dass Erfahrung ein hohes, wertvolles und ergiebiges Gut und eine stabile Währung darstellt. "Das mit den deutschen Texten hat sich einfach so ergeben, ist kein großes Ding und kein kompletter Umstieg und auch kein "Paradigmenwechsel". Außerdem mische ich das sehr gerne in einem Lied, was großen Spaß macht. Nicht so krass wie bei den Österreichern von Ja, Panik, aber wenigstens strophenweise bringt das schöne Effekte. Angefangen hat es vor zwei, drei Jahren mit einer Strophe die sich nicht ins Englische übertragen ließ, aber zu gut war, um sie wegzuschmeißen: "Falsche Propheten mit falschen Bärten", verriet Michael Mann bei einem Email-Austausch.
Waiting For Louise sind immer noch und immer wieder eine Klasse für sich. Grundsätzlich fühlen sie sich dem Americana-Sound verpflichtet, es gelingt ihnen aber stets, unverfänglich in andere Bereiche einzutauchen und diese harmonisch-intensiv auf spezielle Art und Weise in ihren Sound einzubetten.
Ein Dreh-, Angel- und Anziehungs-Punkt ist dabei der Gesang von Michael Mann. Seine Stimme hat eine spezielle Färbung, die zu einem Alleinstellungsmerkmal hinsichtlich der Originalität führt. Er formt die Töne, die seine Stimmbänder absondern, eigentümlich und unverwechselbar. Diese empathischen, tiefgehenden Vibrationen besitzen einen Charme, dem man sich nicht mehr entziehen kann, sobald die suggestive Wirkung der Stimme eingesetzt hat.
Bei "Rain Meditation" gibt es ein paar Änderungen und doch bleibt manches beim Alten: Waiting For Louise musizieren wieder auf sehr hohem Niveau, überraschen wiederholt durch tolle Songs und legen - wie jedes Mal - die interessanteste Platte ihrer Karriere vor. Schön, dass es noch Dinge gibt, auf die man sich verlassen kann!
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Musings In Stereo |
Oktober 2019 |
- Veröffentlichung: Oktober 2019, zehnte E=MC²-Platte
- Format: CD, 8 Titel, 49:00
- Aufnahme: Tonstudio Keusgen, Haldern, 20.-23. Juni 2019, KD Keusgen
- Mix: Tonstudio Keusgen, Juli-September 2019, KD Keusgen
- Besetzung:
Detlef Goch (perc, cajon, glockenspiel)
Michael Mann (voc, ag, bouzouki, harmonium)
Johannes Lehmann (bg, voc*)
Ute Rettler (eg, ag, mand)
- Lazy (Michael Mann, Johannes Lehmann)
- Mr. Sisyphus (Michael Mann)
- The Devil's Got My Number (Michael Mann)
- Maybe I Would't Want That Anyway (Michael Mann, Bernd Baumgart)
- Moon Sun Time (Michael Mann, Johannes Lehmann)*
- Leaving Home (Michael Mann, Werner Garden)
- Crazy Cobra And The Jaguar Car (Bernd Baumgart, Michael Mann)
- Slow Drag (Michael Mann)
- CD ab dem 04. Oktober 2019 erhältlich! Preis: 10€. Bitte hier über
bestellen
- Lyrics & More
Rezensionen:
Waiting For Louise, diese Band vom unteren rechten Niederrhein ist so etwas wie eine feste Konstante im Plattenregal des Rezensenten. Vor nunmehr siebzehn Jahren ging das los mit der Demo From 6 To 5. Es folgten weitere fünf Platten, deren jüngste die 2017 erschienen EP Waiting For Louise ist, bzw. war, denn "Musings In Stereo", der neueste und siebte Output liegt nun vor mir.
Die Ursprünge der Band reichen bis ins Jahr 1992, denn da waren Detlef Goch und Michael Mann als akustisches Duo unterwegs. Diese Wurzeln finden sich in allen Werken der W4L-Historie. Zwar gibt es auch elektrische Instrumente, aber die Konzentration auf Steckdosenmusik ist kein Hauptaugenmerk der Musiker. Vielmehr ist es so, wie die Band selbst sagt: »Halbakustische Musik im Spannungsfeld von Rock und Folk, manchmal ganz akustische, nie ganz elektrisch, aber immer handgemacht und mit dem Herzen.«
Das trifft ins Schwarze, wenn ich selbst auch gerne immer wieder die Singer/Songwriter-Schublade mit ins Boot hole, denn wie es bereits der Albumtitel suggeriert, sind die Texte untrennbarer Bestandteil der Musik. Das zeigt sich auch darin, dass die Lyrics im Booklet abgedruckt sind, sodass der Hörer mit Booklet und Kopfhörer in den musikalischen Kosmos von W4L eintauchen kann.
Und er sollte sich Zeit nehmen, damit alle Feinheiten erfasst werden können. Filigrane Einsätze von akustischer Gitarre und Mandoline mit Unterstützung von Harmonium statt Keyboard, Cajun statt breitwandigem Drumset, Glockenspiel und Bouzouki wollen ebenso erfasst und goutiert werden, wie die melodiöse Spannung und die gekonnten Tonartwechsel. Wie bereits in älteren Reviews über die Band als auch in einem weiteren Projekt Michael Manns, Songs To The Siren, taucht stets ein musikalischer 'brother in mind' auf: Van Morrison. Der Nordire lugt immer wieder um die Ecke und wer dessen Spielweise und Ausdruck mag, wird an Waiting For Louise unbedingt seine Freude haben.
Dabei findet sich auf "Musings In Stereo", wie auch bereits auf Roadsongs For The Business Class, ausschließlich Material aus eigener Feder, was die Klasse der Band über das handwerkliche Geschick an den Instrumenten hinaus bestätigt. Das Line-up, das vorliegendes Album eingespielt hat, scheint nun fest verwachsen, sind Michael, Ute, Detlef und Johannes immerhin bereits seit 2009 zusammen. Dass da blindes Verstehen am Werk ist, hört man bei jedem Ton. Alles passt, ein jeder weiß, wie er sein Instrument mit den anderen (und dazu zähle ich auch Michaels unverkennbare Stimme) verheiratet. Ich denke, die Choreografie erstellt sich beim Schreiben der Stücke fast von alleine.
Gezielt hervorheben möchte ich zwei Nummern, die mich auf dieser Platte besonders beeindruckt haben: "Leaving Home" und "Slow Drag". Erstere zeigt eine gekonnt dezente Spur jazziger Tunes, die sich in bluesigem Gewand an die herbstliche Landschaft, die durch das Fenster zu sehen ist, schmiegt. Fast lasziv groovt die eine Akustische, während die andere die jazzigen Lines beisteuert. Das ist für mich eine neue und starke Seite der Musik von W4L.
Die zweite Nummer, die mich extrem begeistert, "Slow Drag", möchte ich als das Meisterstück der Band bezeichnen. Zehneinhalb Minuten ganz großes Kino. Zart eröffnet von Michaels Gesang und akustischer Gitarre, eine Melodie zum Niederknien, eine elektrische Gitarre die sich sphärisch und zeitlos wirkend dazugesellt, die das Zepter dann wieder Stimme und akustischem Pendant überlässt und – nochmal – den Fokus des Hörers auf die sehr gut gewählten Tonartwechsel lenkt. So geht es durch die Minuten. Dabei steigert sich das Anschlagen der Saiten auf der Akustischen, und auch die Elektrische wird aufmüpfiger. Dieses Spiel mit Stimmungen ist absolut genial und weckt beim Hörer etwas, das vielleicht gleichzusetzen ist mit dem Gefühl, das ein Alkoholiker hat, wenn er durch das Schaufenster eines Schnapsladens schaut. Wie das berühmte Tüpfelchen auf dem i, setzt das Glockenspiel eine weitere Zutat in diesem spannenden Spiel.
"Musings In Stereo" ist perfekte Herbst-Musik und für mich das beste Waiting For Louise-Album unter vielen guten Vorgängern. Bleibt zu wünschen, dass dieses Vierer-Line-up zusammenbleibt, wenn es auch sicher nicht leicht sein wird, den Nachfolger über die Messlatte von "Musings In Stereo" zu heben. Seien wir gespannt und genießen bis dahin das neue Album der Vier vom Niederrhein. Stopp, vom unteren rechten Niederrhein. So detailliert die Band den Standort ihrer Herkunft kommuniziert, so detailliert wird auch musiziert. Daher noch ein Tipp aus meinem Beipackzettel: Kurz vors Haus gehen in die herbstliche Kühle, dann ab ins Warme, breite Kleider anziehen, eine heiße Tasse Tee mit Schuss eingießen, Kopfhörer umschnallen und "Musings In Stereo" hören, während sich draußen die Natur so langsam in Richtung Winterschlaf bewegt.
Als Duo begann die Geschichte von Waiting For Louise im Jahr 1992. Seit 2000 veröffentlichen sie in Eigenregie und spielen seit 2009 in unveränderter Besetzung. Ein Umstand, der sich auszahlt, denn das Zusammenspiel des Quartetts wird immer organischer, blindes Verständnis sozusagen. Ihr aktueller Longplayer trägt den schönen Titel "Musings In Stereo", der dementsprechend mit dem Müßiggang frönenden "Lazy" beginnt. Wobei die Akkorde und Melodielinien gar nicht mal so faul daherkommen. Ein eher freudiges instrumentales und gesangliches Ineinandergreifen des Vierers vom Niederrhein findet hier statt. Zirpende Akustikgitarre, feinfühlig akzentuierte E-Gitarre, ein vor sich hin murmelnder Bass und federnd beschwingtes Schlagzeug ergeben in der Summe einen Auftakt nach Maß. Der endet mit den Zeilen: "All my friends are going on vacation/Posting pics from nearly ev'rywhere/While I'm just a slacker on the sidewalk/Keep on rockin' in my rockin' chair." Dem Schaukelstuhl Müßiggang folgt "Mr. Sisyphus", vor allem mittels Bass und Drums nimmt der Hörer die Schwere des Unterfangens wahr. Der hinaufzurollende Stein, die vielen Wiederholungen. Das Spiegelbild eines Songs und die Vergeblichkeit der Liebe, alles ist, war und wird Monotonie, Melancholie und Melodie. "The Devil's Got My Number" hat jenen Go-Betweens Zauber, der immer wieder mal bei Waiting For Louise mitschwingt und durchschimmert. Ute Rettlers E-Gitarre schwirrt wie eine nervös summende Biene um Michael Manns unverkennbare Stimme. "Maybe I Wouldn't Want That Anyway" wird von Manns zärtlichem Raunen der Lyrics getragen. Mit seinem Harmonium wärmt er uns gemeinsam mit Johannes Lehmanns Bass die Seele, Detlef Goch streichelt sein Schlagwerk. Kaum Text hat das elysische "Moon Sun Time", umso relaxter das Melodien- und Rhythmusspiel, das sich alle Zeit der Welt zu nehmen scheint, dabei geht es lediglich über die 5-Minuten-Grenze hinaus. Epischer dagegen "Leaving Home", ein Titel, dem es gelingt zugleich den Spirit von David Crosby, John Martyn und Tim Buckley zu transportieren. Wann kommt die Songs To The Siren Version? "Crazy Cobra And The Jaguar Car" stellt Ute Rettlers Slide-Gitarre und Michael Manns beinahe flüsternde Stimme ins Zentrum. Wo zuvor noch der Teufel im Spiel war ("The Devil's Got My Number"), erfährt der Ich-Erzähler auf "Slow Drag" eine Begegnung mit Gott. Viele wussten es schon immer: Gott ist eine Frau und im Falle von Michael Mann ist es das Konterfei der Dame der 1965er Donald Byrd Platte eben jenes Titels ("Slow Drag"), die sich zu ihm an die Bar gesellt. Das Stück ist eine ellenlange surreal-skurrile Folk-Jazz-Meditation die in folgenden Sätzen ihr Ende findet: ""I'm fed of looking like Madonna/she's really not my style/Or that pushy Helen Fisher/makes me sick for quite a while/Why isn't anybody out/there who's more into Patti Smith?" Eine berechtigte Frage, die ohne Antwort bleibt. Dafür bleiben wir zurück mit einer rundum gelungenen CD, die in einem schmucken Digipak steckt, das zudem ein Faltblatt beinhaltet mit Infos, bebilderter Diskografie, Auszügen aus Plattenbesprechungen und einem Bandfoto. Selbst die Texte sind im Innenteil des Digipaks nachzulesen, dazu Fotos der Bandmitglieder. Vorrangig bleiben jedoch die hervorragenden Songs, das traumhafte Zusammenspiel und Michael Manns Stimme, die immer selbstbewusster zu werden scheint. Nur schade, dass die Band weiterhin ohne "richtigen" Plattenvertrag agiert, denn eine Vinyl-Version von "Musings In Stereo" wäre die Krönung des Ganzen. Nichtsdestotrotz: Die musikalische Qualität des Albums ist letztlich entscheidend und die ist bei Waiting For Louise auch 2019/2020 garantiert. Ihrem Eigenlabel mit dem Namen E=MC² (Albert Einstein: Äquivalenz von Masse und Energie) füge ich die 5-M-Formel hinzu: Wie aus Melodie, Melancholie, Monotonie und Meditation Magie wird!
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Waiting For Louise (EP) |
Januar 2017 |
- Veröffentlichung: Januar 2017, achte E=MC²-Platte
- Format: Vinyl 12" EP mit CD, 4 Titel, 26:00
- Aufnahme: SoundRoom, Dinslaken, 12.-14. August 2016, Mark Seidel
- Mix: SoundRoom, Dinslaken, 18./19. September 2016, Mark Seidel
- Besetzung:
Detlef Goch (perc, cajon, glockenspiel)
Michael Mann (voc, ag, banjo, bariton, harp, harmonium)
Johannes Lehmann (bg)
Ute Rettler (eg, ag)
- "Soldier Boy" (Michael Mann)
- "No Words" (Michael Mann)
- "Jennifer Cool" (Michael Mann)
- "New Tricks For Old Dogs" (Michael Mann)
- EP ab dem 13. Januar 2017 erhältlich! Preis: 12€ (inkl. CD). Bitte hier über
bestellen.
- Lyrics & More
Rezensionen:
berrascht war ich schon etwas, als ich die neue EP von Waiting For Louise zum Rezensieren in den Hnden hielt, denn drei der vier Stcke sind alte Bekannte. "No Words", "New Tricks For Old Dogs" und "Jennifer Cool" sind allesamt auf dem 2008er New Tricks For Old Dogs zu finden. "Soldier Boy" dagegen ist neu. Ebenfalls neu in der Band Vita ist das Medium dieser Platte: Vinyl. Und das ist gut so, denn die Musik von Waiting For Louise kann man durchaus als entschleunigte (eigentlich mag ich diese neuen deutschen Worte nicht) Musik bezeichnen und dazu passt das Rotieren mit 33 Umdrehungen in der Minute perfekt.
Das bedeutet nun aber keineswegs, dass hier etwas dahin pltschert, whrend sich der Plattenteller dreht. W4L hat das besondere Hndchen, sich auf das Wichtige und Wesentliche zu konzentrieren und dabei stets eine enorme Spannung zwischen den Texten und der Instrumentierung zu halten. Stilistisch sind sie schwer zu packen, die vier Musiker, Michael Mann, Detlef Goch, Johannes Lehmann und Ute Rettler.
Den allumspannenden Mantel mchte ich schon mit dem Label Singer/Songwriter versehen. In den Mantel sind aber Stoffe gewebt, die man auch bei Leuten wie J. J Cale, Jerry Garcia (zum Teil in Verbindung mit David 'Dawg' Grisman, wenn letzterer nicht gerade lupenreines Bluegrass spielt) findet. Und natrlich bei Van Morrison, dem Nordiren, dessen Musik man ebenso aufmerksam goutieren muss, wie die von den vorliegenden Protagonisten.
Die drei Stcke von "New Tricks For Old Dogs" sind natrlich neu interpretiert und ich sage schon mal, dass sich die neue Herangehensweise gelohnt hat. Zwar erkennbar, wenn auch sofort auffllt, dass bei "No Words" z. B. das einleitende, treibende Schlagzeug fehlt. Aber erst mal zu dem neuen Track "Soldier Boy". Dieser wurde 2014 von Michael geschrieben (der brigens Urheber aller Nummern ist) und behandelt das Thema Kindersoldaten am Beispiel eines zwlfjhrigen Jungen. Wie aktuell das Thema leider ist, geht whrend ich hier sitze und schreibe, gerade durch die Presse
Musikalisch fliet das Ganze ganz locker und der relaxte, aber spannende Groove erinnert mich an die groartige Eingangsmusik von Jeff Beal aus der Serie "House Of Cards". Utes Strat liefert hier Gitarrenparts, die zusammen mit Michaels Suzuki Resonatorgitarre eine kontrre Stimmung zum Thema der Nummer setzen. Will sagen, das ist allerfeinste Musik und Stellenweise erinnern Utes Licks an den typischen Knopfler-Sound.
Aus dem 'alten' "No Words", diesem percussiven Monster ist eine ruhige Nummer geworden. Eine vordergrndig ruhige, bei der Schlagwerk und Blues Harp durch ein indisches Harmonium und Glockenspiel ersetzt wurden. Auch tempomig ist die Handbremse gezogen, was dem Stck allerdings sehr gerecht wird. Baritongitarre und Fender Stratocaster kommen so zu ihren Schwingungen und wenn Ute der Fender ihre Tne entlockt, darf man zum Hren auch gerne eine etwas hherwertige Anlage benutzen. Das Eigenlabel E=MC-hat sehr gut gearbeitet.
Auch "New Tricks For Old Dogs" ist etwas langsamer als das bekannte Pendant, beginnt aber rhythmisch mit einer Tomtom-Passage.und scheint mir ansonsten sehr an Tiefgrndigkeit gewonnen zu haben. Die Bridge hatte mir bereits damals sehr gut gefallen, gewinnt aber hier durch das beherzte Spiel der zwlfsaitigen Takamine Akustikgitarre enorm an Dynamik. Und dann gibt es zwei kurze Momente, die sowas an eine Nummer von Grateful Dead (Touch Of Grey msste das sein knnte aber auch aus Terrapin Station sein. ) erinnern. Perfekt
"Jennifer Cool", diese Bardame, die den Mann nach der Arbeit aufbaut und von Zeit zu Zeit dessen Spannungen auch abbaut, ist nach wie vor eine Nummer, die von schner Tristesse lebt. Diese Stimmung, die 2008 hauptschlich von Banjo und Mundharmonika lebte, erfhrt durch Gitarrenlufe la Santana noch eine verstrkende Wirkung. berhaupt finde ich, dass durch Ute an der Gitarre die bekannten Nummern gewonnen haben. Auf "New Tricks For Old Dogs" war sie ja nicht dabei, was alleine schon Unterscheidungsmerkmal beider Versionen der drei Stcke ist. Aber generell kann ich fr mich ganz subjektiv sagen, dass die neuen Versionen top sind. Das bedeutet nicht, dass die Vorgnger das nicht waren. Wir sehen bzw. hren das ja fast jeden Tag, dass eine Nummer nmlich niemals (oder meinetwegen selten) ein Endstadium hat. Anders interpretiert, entweder selbst oder durch eine andere Band, kann ein Stck oft gewinnen.
Ich treibe dem Michael jetzt mal kurz ein paar Falten auf die Stirn, in dem ich eine Band erwhne, deren Nennung in einem WfL-Review so sinnig ist, wie ein Stck Tofu bei meinem Rindfleisch Bauern im Hofladen. Hand aufs Herz: Ist Guns N' Roses' Version von "Knocking On Heavens Door" nicht geil? Und das, ohne auch nur ein Fitzelchen Geilheit von Dylans Original zu nehmen. Man knnte, um nher am WfL-Genre zu bleiben, auch "Brown Eyed Girl" von Van Morrison und die Grateful Dead-Version nehmen.
Allerdings haben die neuen Versionen einen unschlagbaren Vorteil, man kann sie nmlich auf Vinyl genieen. Im Mrz des kommenden Jahres soll die EP verffentlicht werden. Und zwar als reine Vinyl-Ausgabe oder als Vinyl plus CD. Eine CD alleine ist dagegen nicht geplant.
Meines Wissens die erste Vinyl-Verffentlichung der sympathischen Band Waiting For Louise vom Niederrhein. Dabei handelt es sich um eine EP mit vier Stcken, die es auf immerhin 25:40 Minuten bringt. Wobei natrlich Qualitt vor Quanitt geht und erstere steht bei W4Louise naturgem ganz vorne. Zunchst mag der ein oder andere monieren, dass hier mit "Soldier Boy" nur ein neuer Song zu finden ist. In der Sache zwar richtig, aber die anderen drei Titel wurden neu eingespielt und wer genau hinhrt wird heraushren worum es Waiting For Louise geht. Die Vier spielen hier all ihre Reife, Erfahrung, eine gehrige Portion Gelassenheit und Ausgeruhtheit aus, die sie sich in langen Jahren des Interagierens angeeignet haben. Nicht was sie hier von sich geben, sondern wie sie es tun, steht auf der EP im Mittelpunkt. Detlef "Locke" Goch ist fr die Rhythmusinstrumente (Cajon, Shaker, Glockenspiel, Tomtoms, Schellenring, Becken) zustndig und spielt keinen Ton zu viel, wobei jeder punktgenau und wirkungsvoll die Titel frmlich mitbestimmt, Die Basslufe von Johannes Lehmann malen nicht nur einen dunklen Grund, sondern bringen den Songs die angemessene Schwingung bei. Ute Rettler hat ihre Gitarren im wahrsten Sinne des Wortes im Griff, gelassene Soli und gefhlvolle Melodielinien zeichnen ihr Spiel aus. Michael Mann bedient Suzuki, Gitarre, Harmonium, Banjo und Mundharmonika, die fr die kleinen besonderen Momente der Songs sorgen. Seine unverwechselbare Stimme raunzt und maunzt wie eh und je, gewinnt jedoch auf dieser EP durch die bedchtig-konzentrierte Artikulation an Ausdruckskraft hinzu. Mann klingt wie eine verzgerte Kreuzung aus Robert Forster und Lou Reed, die letztlich ganz Michael Mann ist. Mann ist das gut geworden, mchte man der Band zurufen. Vier Songs, die wie aus Raum und Zeit gefallen scheinen. Musik, die dich zum Trumen, Nachdenken, Vergessen und Erinnern bringt. Hach! Jetzt sind wir auf den Geschmack gekommen und warten auf eine ganze LP mit Waiting For Louise covern Waiting For Louise.
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Treetones |
November 2013 |
- Veröffentlichung: November 2013, fünfte E=MC²-Platte
- Format: CDR, 7 Titel, 45:00
- Aufnahme und Mix: Musikfabrik Dinslaken, Januar, Mai und Oktober
2013, Tommy Werlich
- Besetzung:
Detlef Goch (perc,
cajon, glockenspiel)
Michael Mann
(voc, ag, banjo, bariton, harp, harmonium)
Johannes Lehmann
(bg)
Ute Rettler (eg,
ag, mand)
- Some People (Michael Mann, Bernd Baumgart)
- Ballad Of Blitzen Trapper The Scorpions (Michael Mann)
- Song To A Tattler (Michael Mann)
- Sequoia Tree (Michael Mann)
- Talking Big (Michael Mann)
- I Love The Rain (Michael Mann)
- Amsterdam Record Shop (Michael Mann)
- CD ab dem 08. November 2013 erhältlich! Preis: 10€.
Bitte hier über
bestellen
- Lyrics & more
Rezensionen:
In gleicher Besetzung wie auf der letzten Platte Roadsongs For The Business Class prsentiert sich ein mittlerweile alter Bekannter in unserem Magazin: Waiting For Louise. Wrde man blind verkosten, wre bereits nach den ersten Takten klar, wer da musiziert. Die Spielweise der Protagonisten und insbesondere die Stimme Michael Manns sind einfach unverkennbar. Mit leicht (aber angenehmem) brchigen Timbre serviert uns der Singer/Songwriter seine Geschichten. Die wiederum kann man lblicherweise auf der Website der Band nachlesen und bekommt obendrein etwas zu den Songs erzhlt.
Wer so z. B. wissen mchte, woher die Inspiration zu seinem Song kommt, erfhrt, dass man als Musiker immer 'im Dienst' ist. Gerade dann, wenn man als Singer/Songwriter etwas erzhlen und mitteilen will. So sa Michael in einem Urlaub am Stamm des als grten lebenden Baum der Erde geltenden General Sherman Baumes und fand im Schatten dieses riesigen Lebewesens die Worte fr sein "Sequoia Tree". Einfache Worte, die allerdings zum Nachdenken anregen.
Sequoia Tree, sequoia tree,
If you could only speak to me
What kind of story could you tell
From high up in the foggy mountains?
Eingewebt sind die Lyrics in ein feines Gespinst aus zarten Saitenklngen und Glockenspiel. berhaupt ist die Instrumentenauswahl auf "Treetones" so ausgelegt, dass man unbedingt auf Feinheiten achten sollte. Seien es die unterschiedlichen saitenbespannten Klangkrper, Glockenspiel, der Regenmacher oder das indische Harmonium. Immer kann man eine neue Nuance in den Liedern ausmachen. Hinzu kommen wohltuende Akkordwechsel, die des fteren zum Zurcklehnen animieren, die dazu einladen, mitzusummen oder sich einfach fallen zu lassen.
Waiting For Louise ist aber weit davon entfernt, einzulullen. Dazu ist die Musik trotz aller genretypischen Attitden immer wieder aufmpfig. Sei es per Stimme oder aber auch durch den Einsatz der elektrischen Gitarre, die besonders in "Ballad Of Blitzen Trapper & The Scorpions" 'laufen' darf. Logisch, dass Schlagwerk und Bass nicht zum Nichtstun verdammt sind. Beide Rhythmusmacher sind stets zur Stelle, um den Rahmen fr 'die anderen' zu bestimmen.
Alle Tracks stammen von der Band selbst und mit "Song To A Tattler" finde ich gar einen alten Bekannten vom Album New Tricks For Old Dogs in leicht vernderter Fassung. Die Band ist sich stilistisch treu geblieben und das ist gut so. Waiting For Louise ist ein Garant fr Musik, die man zu jeder Tages- oder Nachtzeit hren kann und die verlsslich wohltuende Tunes fr alle Lebenslagen bereithlt.
Waiting For Louise sind die mit Abstand beste Americana Band (im weitesten Sinne), die ohne Plattenvertrag im Eigenvertrieb ihre grandiosen Werke vertreibt. Sie gehren unbedingt auf die Bhne des OBS. Herr Stiew, bernehmen Sie!
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Roadsongs For The Business Class |
Dezember 2010 |
- Veröffentlichung: Dezember 2010, vierte E=MC²-Platte
- Format: CDR, 12 Titel, 73:50
- Aufnahme: Musikfabrik Dinslaken, 22. Oktober bis 20. November 2010, Tommy Werlich
- Mix: 20./21. November 2010, Tommy Werlich an den Reglern und Michael
mit dem letzten Wort
- Besetzung:
Detlef Goch (dr,
perc)
Michael Mann
(voc, ag, banjo, harp)
Johannes Lehmann
(bg)
Ute Rettler (eg,
ag, mand)
- Gäste:
Silke Reinders (bvoc)
Werner Garden (bvoc, voc*)
- Birdsong Pt. I: 04:30
(Michael Mann)
- Sad Marie (Michael Mann, Susanne Kowalsky)
- Ghost Of Your Past (Michael Mann)
- Four Seasons Traveller (Michael Mann, Werner Garden)*
- While I'm Sleeping (Michael Mann)
- Little Black Car (Bernd Baumgart, Michael Mann)
- Furious (Michael Mann)
- Thoughts To An Old Friend (Michael Mann, Werner Garden)*
- Perfect Day (Michael Mann)
- Blinking Sign (Michael Mann)
- Awesome View (Michael Mann)
- Birdsong
Pt. II: Killing Time (Michael Mann, Johannes Lehmann)
Pt. III: Interlude (Ute Rettler)
Pt. IV: Secrets (Michael Mann)
- CD ab dem 06. 12.2010 erhältlich! Preis: 10€. Bitte hier über
bestellen
Rezensionen:
Michael Mann und Detlef Goch sind die Konstanten in der Bandgeschichte von Waiting For Louise, die im Jahre 1992 begann, als sie eine akustische Alternative fr ihre Rockformation Rusty Nails suchten. 2003 verffentlichten sie in Eigenregie die CD Live In Wesel mit Coverversionen. Auch auf der CD 10 Songs (2004) wurden Fremdkompositionen neu interpretiert. 2008 lieferten sie auf dem Album New Tricks For Old Dogs neben drei Coverversionen sieben eigene Stcke ab.
Die deutsche Band Waiting For Louise hat schon viele Inkarnationen durchlaufen, die aktuelle Besetzung liest sich so: Detlef Goch am Schlagzeug und Perkussionsinstrumenten, Johannes Lehmann bearbeitet den Bass, Ute Rettler greift in die Saiten (A-Gitarre, E-Gitarre, Mandoline) und Michael Mann ist Snger sowie Harp-, Banjo- und A-Gitarrenspieler. Letzterer ist auch Mitglied der schon erwhnten Rusty Nails und der Formation Songs To The Siren.
Man muss nicht unbedingt mit der Business Class reisen, um den Eigenkompositionen auf Roadsongs For The Business Class zu lauschen, denn mit Vogelgezwitscher entfhren Waiting For Louise in ihre zauberhafte Welt, die nach jenem Intro namens 04:30 zu dem eindringlichen Ghost Of Your Past berleitet. Ein Titel, der an The Go-Betweens in ihrer Phase zwischen Spring Hill Fair und Liberty Belle And The Black Diamond Express denken lsst. Manns emotional-eindringliche Flsterstimme wird von Gastsngerin Silke Reinders wundervoll harmonisiert. Ihre Stimme ist auf dem ber neun Minuten intensiv instrumentierten Four Seasons Travellers ebenso prsent wie auf dem zwischen Pentangle und Fairport Convention schwingenden Song Sad Marie. ber acht Minuten meditieren Waiting For Louise ber das Thema While Im Sleeping mit wispernd-raunender Stimme, zirpenden Saitenklngen, dunklen Trommeln, sehnschtiger Harp und wogendem Bass.
Dem Tanzbodenschleicher Little Black Car folgt die zrtlich vorgetragene, knapp 7-mintige Ballade Furious, die in sanftem Schimmer zu glnzen wei und auch im Kosmos von Songs To The Siren eine Heimat gefunden htte, was auch fr die nachdenklichen Thoughts To An Old Friend gilt. Es folgt der rhythmisch-beschwingte bassbrummende Perfect Day und das zwielichtige Blinking Sign. Der fein gesponnene Awesome View reflektiert auch das gelungene Coverartwork. Zum Finale der 10-mintige Birdsong, der den Vogel zwitschernden Kreis zum Beginn des Songreigens schliet und auch Zwiesprache mit dem anderen diesjhrigen Michael-Mann-Album Songs To The Siren 2 hlt. Its all one song hat Neil Young mal gesagt und es ist dieser eine Kopf, der in drei sehr guten Bands steckt: Michael Mann.
Ohne die Qualitt des Vorgngers New Tricks For Old Dogs schmlern zu wollen: Waiting For Louise haben mit Roadsongs For The Busimess Class ihr eigenstndigstes, vielleicht sogar bestes Album eingespielt. Immer wieder ist es Michael Manns Gesang der in Silke Reinders Stimme einen herrlichen Harmoniepart bekommen hat und seine Art des Songwritings, das die Vorbilder Go-Betweens, Tim Buckley, Pentangle, Fairport Convention etc. erahnen lsst und doch ganz eigene Wege geht. Sehr gut in Szene gesetzt von Tommy Werlich im Studio B der Musikfabrik Dinslaken. Das Warten auf Louise hat sich wieder mal mehr als gelohnt!
Deutschlands beste UNSIGNED BAND hat wieder zugeschlagen und mich erneut vollkommen berrascht. Angefangen haben sie als grandiose Country-Folk-Cover Band. Im letzten Jahr kamen eigene Songs dazu und jetzt haben sie vllig auf Cover-Versionen verzichtet und ihr Spektrum um Psychedelic-Rock-Elemente erweitert. Man fhlt sich wohlig in die Endsechziger Jahre zurckversetzt. In eine Zeit, als Bands wie KALEIDOSCOPE oder LOVE Folkrock-Grenzen sprengten. Oder man wird an Wunderwerke wie David Crosby`s IF I COULD ONLY REMEMBER MY NAME erinnert. Meine Platte des Jahres.
Seit dem Jahr 2002 ist Waiting For Louise in meinem Fokus. Die beiden Sulen Michael Mann (Gesang, Saiteninstrumente) und Detlef Goch (Schlagzeug, Perkussion) musizieren bereits seit 1992 gemeinsam und bilden den kleinsten gemeinsamen Nenner der Formation. Dritte Sule und bereits seit 2002 im Line-up ist Basser Johannes Lehmann. Wer meine Reviews verfolgt und im Besonderen die drei Rezis zu dieser Band gelesen hat, wei, dass ich 2008 'die weibliche Stimme', als Kontrast zu Michaels unnachahmbarem Organ vermisst habe. Und er wei auch, dass W4L Coversongs der 'sehr selten nachgespielten Art' im Programmheft stehen haben: Wo W4L draufsteht sind nun mal Coverversionen drin und so langsam mausert sich das Quintett zu meiner Lieblingscoverband. Stehen 'hatten', denn mit "Roadsongs For The Business Class" gibt es nun ein Album, das ausnahmslos aus Eigenkreationen besteht.
Mit Ute Rettler (Gitarren) und Guido Schuchert (Mandoline, Banjo, Gitarre), der von 1998 bis 2000 schon mal in der Band spielte, wurde die Saitenfraktion enorm verstrkt. Und da man immer noch 'ne Schippe drauflegen kann, sind auf "Roadsongs For The Business Class" noch zwei Stimmen in der erweiterten Besetzung: Silke Reinders und Werner Garden. Aufgenommen wurde das Ganze wieder in der Musikfabrik und zwar innerhalb eines knappen Monats im Herbst des vergangenen Jahres. Sptestens jetzt sollte sich ein Label der Band annehmen. Die Zeit ist reif. Bis das geschieht, ist das Album ber die W4Ls-Website (Link siehe unten im Linkblock) zu beziehen.
Die komplette Platte ist sehr dicht und atmosphrisch - auch durch das Wechselbad der Gefhle, das die weiblichen und mnnlichen Stimmen beim Hrer hinterlassen. Schn zu hren beim "Four Seasons Traveller", diesem durch die bassbetonte, dster wirkende 'Hintergrundlandschaft' sehr intensiven Song. Und intensiv sind weitere Nummern. Mal ist der Gesang fordernd und treibend, dann hat es Michael drauf, seiner Stimme eine scheinbare Zerbrechlichkeit mitzugeben, die an unter Spannung stehendes Glas denken lsst. Dezent die instrumentale Begleitung ... man mchte fliegen knnen, um auf diesem Track zu reiten. In anderen Frequenzbereichen intonieren die Vocals im zeitlupenhaft groovenden "Thoughts To An Old Friend". Das Songwriting ist vom Allerfeinsten. Abwechslungsreich, auch innerhalb einzelner Tracks, prsentiert sich "Roadsongs For The Business Class" und wenn auch alle Stcke Eigenkompositionen sind, meint man stets, Wohlbekanntes und Vertrautes zu hren. Da ist auf der einen Seite die Spannung, auf welche Tonart nun gewechselt wird und egal, wie sich der Songwriter entschieden hat: es passt. Auf der anderen Seite, neben der Spannung also, ist eine Ruhe in den Kompositionen, die einen ganz lssig packt. hnlich wie bei einem der Einflsse dieser Formation: Tim Buckley.
Stilistisch ist das Album sicherlich dem hherwertigen Singer/Songwriter-Genre zuzuordnen. Allerdings, wenn man dem elektrischen Sechssaiter mal die lange Leine gibt, driften die 'Wartenden' auch ganz locker in jammige Gefilde ("Ghost Of Your Past"). Die eine Frau lsst die Saiten schwingen, die andere die Stimmbnder. Eine ganz starke Nummer!
Waiting For Louise machen alles richtig: Der Gesang wird so eingesetzt, dass man oft meint, verschiedene Bands zu hren. Die Vielzahl an Saiten, die parkettsichere Rhythmusfraktion, punktgenau platzierte Mandolinen-; Banjo- sowie Harp-Passagen lassen das musikalische Herz mit den Klappen schnalzen.
Der Plattentitel "Roadsongs For The Business Class" lsst Raum zum Sinnieren. Wenn das hier die Business Class ist, waren die Interpretationsscheiben Economy Class? Und, wird es auch die nchste Klasse, die First Class geben? Schwer vorstellbar, denn "Roadsongs For The Business Class" macht das 'Warten auf Louise' zu einer uerst stimmungsvollen, angenehmen und begeisternden Sache.
Chapeau! Meine Damen und Herren!
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New Tricks For Old Dogs |
September 2008 |
- Veröffentlichung: September 2008, zweite E=MC²-Platte
- Format: CDR, 10 Titel, 59:55
- Aufnahme: Musikfabrik Dinslaken von November 2007 bis Januar 2008
und August 2008, Tommy Werlich
- Mix: August/September 2008 in der Musikfabrik Dinslaken, Tommy Werlich
- Besetzung:
Detlef Goch (dr, perc)
Michael Mann
(voc, ag, banjo, mand, dobro, harp)
Johannes Lehmann
(voc*, bg)
- "Small Town Blues" (Michael Mann)
- "No Words" (Michael Mann)
- "Multicoloured Darkness" (Michael Mann, Bernd Baumgart)*
- "Finding You" (Robert Forster, Grant McLennan)*
- "Song To A Tattler" (Michael Mann)
- "Jennifer Cool" (Michael Mann)
- "Miracles" (Michael Mann, Bernd Baumgart)
- "Candy Says" (Lou Reed)
- "New Tricks For Old Dogs" (Michael Mann)
- "You Can't Fail Me Now" (Loudon Wainwright III, Joe Henry)
- CD ab dem 20.09.2008 erhältlich! Preis: 10€. Bitte hier über
bestellen
- Lyrics & More
Rezensionen:
Es wrde mich aber doch schon sehr interessieren, zu welchen Eigenkreationen die Band in der Lage ist, denn musikalischen Geschmack haben sie..., schrieb ich vor ca. viereinhalb Jahren, als ich 10 Songs rezensierte und mit Waiting For Luise die zweite musikalische Bekanntschaft machte. Die erste, From 6 To 5, war bereits im Jahr 2002.
Die Jungs warten also bestndig auf ihre 'Louise' und vor allem, sie sind sich musikalisch treu geblieben und zelebrieren eine feine Mischung aus Singer/Songwriter und Folkmusik. Drei Coversongs sind vorhanden, die erstens wunderbar dargeboten werden und den Charakter der Originale schn transportieren. Zum anderen sind die drei Stcke so gewhlt, dass sie perfekt zu den Eigenkompositionen passen. Was mir allerdings sofort beim Studieren des Booklets auffiel, ist die Tatsache, dass keine weiblichen Vocals mehr vorhanden sind.
Dem 'Schreck', denn Petras Stimme im Duett mit Michael war schon eine Hausnummer, folgte aber Erleichterung beim ersten Hren von "New Tricks For Old Dogs", weil die Atmosphre der Vorgngerscheiben auch ohne Frau stets prsent ist.
Dazu trgt zweifellos die Saitenarbeit der von Michael Mann ins Feld gefhrten Instrumente bei, die das ein oder andere Mal Lust erzeugen, die Akustische in die Hand zu nehmen, um selbst mitzuspielen.
Filigrane Spieltechniken und stimmungsvolle Akkordwechsel erzeugen beim Hrer wohlige Schauer. Das geht bereits beim Einstiegssong, "Small Town Blues", los, der auerdem gleich eine weitere Strke offenbart und zwar den Einsatz der Blues Harp. Und unterschwellig weht der 'akustische Country-Geist' von Jerry immer mal wieder durch die Tracks.
"No Words" trommelt sich im wahrsten Sinne des Wortes in das Stck, whrend mich "Finding You" von Foster/McLennan (The Go-Betweens) zu Beginn an den Who-Klassiker "Behind Blue Eyes" (Gell, wir merken uns: "Behind Blue Eyes" ist NICHT von Limp Bizkit) erinnert.
In WFLs Titeln ist eine Art Gemtlichkeit und Vertrautheit, die einfach nur begeistern kann, wenn man auf diese Art Musik steht. Keine effekthascherischen Gimmicks, sondern eine Reduktion auf das Wesentliche: Musik machen, bei der man zu jeder Sekunde merkt, wie viel Spa das Musizieren den Protagonisten bereitet. Banjo, Dobro und Mandoline verbreiten diese besondere 'Saitenstimmung' und wenn man die Band (oder Michael solo, wie ich vor ein paar Jahren) schon mal live gesehen hat, stellt man sich Michael auf dem Stuhl in seiner Latz-Jeans vor und sagt 'Yeah, groove on man'.
Songwriterische Klasse ist neben der Spielweise der Drei eine weitere Bank. "Jennifer Cool", mit dieser Tristesse-Attitde, "Miracle" mit den gekonnten Bridges oder auch der Titeltrack mit dieser positiven Grundstimmung. Und dann mein absoluter Fav: "Multicolored Darkness" - das ist einfach eine Hammernummer und die wird auf weiteren Outputs der Band sehr schwer zu toppen sein. Wer auf Van Morrison, die akustischen Grateful Dead, oder/und die auf "New Tricks For Old Dogs" bzw. den Vorgngern zitierten Knstler steht, sollte unbedingt ein Ohr riskieren. Bestellen kann man das Album auf der Bandseite.
Heute morgen mailen meine Redaktionskollegen, dass es anscheinend in der kompletten Republik schneit. Hier scheint die Sonne. Ob das an Waiting For Louise liegt?
Deutschlands beste UNSIGNED BAND hat wieder zugeschlagen und mich erneut vollkommen berrascht. Angefangen haben sie als grandiose Country-Folk-Cover Band. Im letzten Jahr kamen eigene Songs dazu und jetzt haben sie vllig auf Cover-Versionen verzichtet und ihr Spektrum um Psychedelic-Rock-Elemente erweitert. Man fhlt sich wohlig in die Endsechziger Jahre zurckversetzt. In eine Zeit, als Bands wie KALEIDOSCOPE oder LOVE Folkrock-Grenzen sprengten. Oder man wird an Wunderwerke wie David Crosby`s IF I COULD ONLY REMEMBER MY NAME erinnert. Meine Platte des Jahres.
Dieses Jahr hatte ich es einfach, meine Platte des Jahres zu benennen. And
the winner is: NEW TRICKS FOR OLD DOGS !!! Bisher hat die Band Waiting For
Louise als Cover/Band im erweiterten Country-Folk-Bereich von sich reden
gemacht. Ihr neuestes Werk besteht bis auf drei Fremdtitel ausschlielich aus
Eigenkompositionen. "Aus deutschen Landen frisch auf den Tisch" mchte man bei
so viel Enthusiasmus und lockerer Musikalitt, die einem hier prsentiert wird,
titulieren. Die Band schpft aus einer vieljhrigen Erfahrung mit einer breit
gestreuten Plattensammlung als Quelle der Inspiration im Hintergrund. Diese
formte sicher den Geschmack, man kann aber nicht davon sprechen, dass hier
Vorlagen geplndert, Ideen geklaut oder platt abgekupfert wurde. Ganz im
Gegenteil. Guter Geschmack ttet schlechten Geschmack, hat mal irgendein kluger
Kopf tituliert. NEW TRICKS FOR OLD DOGS lsst erst gar keinen Zweifel aufkommen:
hier wird akustische Musik hchster Qualitt - und das im Vergleich mit der
internationalen Konkurrenz - geboten.
Zu Beginn grt Vater Rhein mit seinen Wellen und leitet den "Small Town
Blues" ein. Ein Statement, welches genauso vom Mississippi htte untermalt
werden knnen. Roots-Music kann durchaus eine globale Kunstform verstanden
werden und ist lngst kein "Eigentum" anglo-amerikanischer Musiker mehr.
Entspannt und raffiniert geht es weiter: "No Words" und "Multicoloured Darkness"
setzen Akzente, wenn es darum geht, Country-Folk virtuos und dabei stilsicher zu
interpretieren. Drge Folkies werden sicher die Nase rmpfen, sucht man aber
nach delikaten Songs mit Langzeitwirkung, liegt man hier goldrichtig. Eine
Lieblingsband von "Louise" sind die Go-Betweens. Folgerichtig hat man deren "Finding
You" gecovert. Das passt auch deshalb gut, weil auch die Go-Betweens eine ganz
spezielle, unkonventionelle, mit kleinen Widerhaken versehene
Kompositionstechnik besaen. Bei "Song To A Tattler" sorgen ein klappriges Banjo
und akzentuiert eingesetztes Schlagwerk dafr, dass der Song spannend aufgebaut
ist. Die Harmonika in "Jennifer Cool" erzeugt "Crime-Feeling". Erzhlt wird die
Geschichte einer Liaison, die nicht von Liebe, sondern eher von Gewohnheit und
Abhngigkeit geprgt ist. Es bleibt aber inhaltlich Einiges im Dunkeln, was die
Fantasie anregt. "Miracles" besticht durch sehnschtiges Dobro und "Candy Says"
ist eine Lou-Reed-Nummer vom 3. Velvet Underground-Album. Eine bessere
Coverversion dieses Songs habe ich bislang noch nicht gehrt. Der Song, der dem
Album seinen Namen gegeben hat, transportiert Gedanken ber das lterwerden und
Weitermachen. Danach noch eine Coverversion: "You Can't Fail Me Now" von Loudon
Wainwright III und Joe Henry. Eine filigrane Ballade, deren intimer Aufbau hier
kongenial nachempfunden wird. Gnsehautgarantie. Zum Abschluss folgt noch ein
ungelisteter instrumentaler Bonus-Track. Nur Gitarre und die Wellen vom Rhein.
The circle is complete.
Deutsche Bands, die im Americana Umfeld agieren sind keine Seltenheit mehr. Dass sie es schwer haben entsprechend wahrgenommen zu werden ist Fakt. Waiting For Louise vom Niederrhein ist so eine Band, die aber alle Aufmerksamkeit verdient. Wie sie an Folk, Country etc. herangehen und ihre Songs umsetzen hat hierzulande immer noch Seltenheitswert. Feingefhl, auerordentliche kompositorische Fhigkeiten und handwerkliches Geschick wird dem Hrer auf New Tricks For Old Dogs geboten. Keine faulen Tricks, vielmehr zehn Songs, die beim ersten Durchlauf noch sehr zurckgenommen klingen, aber ihre wahre Pracht in der Wiederholung offenbaren. Dann fngt man an die zerbrechlichen Melodien mitzusummen, sich zurckzulehnen zu den Klngen, die Michael Mann (Vocals, Guitars, Banjo, Dobro, Mandolin & Harp), Johannes Lehmann (Bass & Vocals) und Detlef Goch (Drums & Percussion) mit Stimme und ihren Instrumenten herbeizaubern. Neben sieben Eigenkompositionen covern sie Finding You von den Go-Betweens, Lou Reeds Candy Says und den Loudon Wainwright/Joe Henry Song You Cant Fail Me Now. Das zeugt nicht nur von gutem Geschmack, sondern auch von eigenstndiger Umsetzung ohne den Songs ihren Charakter zu nehmen. Ganz besonders ist Michael Manns Dobro-Spiel hervorzuheben, das immer wieder herrliche Figuren ins Klangbild malt. Eine sanfte Akustikgitarre, hin und wieder Banjo, Mandoline und Harp sowie Manns leicht zittrige, immer mit Feingefhl eingesetzte Stimme. Nicht zu vergessen das federleichte Spiel der Rhythmusgruppe. Alles sehr luftig eingespielt, so dass man das Wasser und die Landschaft des Coverartworks einzuatmen glaubt. New Tricks For Old Dogs ist ein wunderbares Album, das viele Hrer verdient.
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10 Songs (Demo #3) |
Mai 2004 |
- Veröffentlichung: Mai 2004
- Format: CDR, 10 Titel, 43:15
- Aufnahme: Homerecording in Spellen von Februar 2001 bis Mai 2004 (Michael Mann),
ausser Schlagzeug auf #1-4 und #8 (24.02.2001 in der Musikfabrik Dinslaken, Tommy Werlich)
- Mix: April/Mai 2004 in der Musikfabrik Dinslaken, Tommy Werlich
- Besetzung:
Detlef Goch (dr, perc)
Michael Mann
(voc, ag, banjo, mand, dobro#)
Petra Schüller
(voc, harp, accordeon)
Johannes Lehmann (bg, db, voc)
Rainer S. Müller
(weissenborn, dobro*, pedal steel)
- "More Than I Can Do" (Steve Earle)
- "Under The Milky Way" (Steve Kilbey/Karin Jansson)
- "Tupelo Honey" (Van Morrison)
- "Nowhere Man" (Lennon/McCartney)
- "Speed Of The Sound Of Loneliness" (John Prine)#
- "Sugaree" (Jerry Garcia/Robert Hunter)
- "Face Of Appalachia" (Lowell George/John B. Sebastian)
- "What Do You Say To That" (Jim Lauderdale/Melba Montgomery)*
- "I´m Alright" (Kim Richey/Larry Gottlieb/Angelo)
- "Slowpoke" (Neil Young)
- CD ab dem 13.05.2004 erhältlich! Preis: 10€. Bitte hier über
bestellen
- oder im Onlineshop
von Rocktimes.de
Rezensionen:
Pedal Steel, Dobro, Weissenborn, Mandoline, Banjo. Diese Instrumentarium geht mir ja sowas von bei. Und wenn ich dann lese von wem hier gecovert wird: Van Morrison, BEATLES, John Prine, GRATEFUL DEAD, Lowell George, Neil Young, weiss ich eigentlich schon vor dem Hören, dass mir diese CD wieder sehr zusagen wird.
(Achtung Musiker! Ihm gehen diese Instrumente "bei". In Wirklichkeit steht er auf Thrashmetal und das industrielle Hämmern von Stahlwerken. Red., Abt. Gesinnungsprüfung)
Ich schreibe "wieder zusagen", denn von W4L steht schon ein Werk im Regal und auch damals schrieb ich, dass es keine plump nachgespielten Coverversionen sind, sondern dass da ganz dezent und mit viel akustischem Feingefühl ein eigener Stempel aufgedrückt wird.
Wo W4L draufsteht sind nun mal Coverversionen drin und so langsam mausert sich das Quintett zu meiner Lieblingscoverband. Einerseits ist es ja schön, Neuland zu betreten, also ganz gespannt eine CD einlegen und lauschen, was da aus der Komponistenfeder geflossen ist, aber anderseits macht es auch tierisch neugierig, bekannte Songs in anderer Fassung zu hören.
So jedenfalls erging es mir, als ich das Teil aus dem Briefkasten fischte und es dann in den Player legte. Feierabend, Sonnenschein, Balkon, lecker Pils, die Beine hoch - dann diese irre Version von Nowhere Man. Eh einer meiner BEATLES-Favs, aber W4L bringen ihn noch relaxter rüber. Das iegt zum einen am Saitenfuhrpark und zum anderen am Duett von Michael und Petra. Überhaupt, Petras Stimme erinnert mich stellenweise etwas an die guten alten ELSTER SILBERFLUG.
Michael habe ich letztes Jahr kennengelernt, als er in Plauen beim Deadheadmeeting in die Rolle eines Gastmusikers schlüpfte und mit MR. MORNING jammte. Diese Jahr war die gesamte Band auf dem Meeting. Na ja, bis auf die erkrankte Petra. Terminlich klappte Plauen dieses Jahr bei mir nicht und so konnte ich die Band live leider nicht hören und sehen, aber ich denke, ohne Michaels weiblichen Counterpart fehlte da schon was substantielles.
Was soll ich noch zu den Titeln sagen? Die Songauswahl spricht ja Bände. Sugaree, Under The Milky Way, Tupelo Honey, Speed Of The Sound Of Loneliness..., eines geiler als das andere. Und es liegt zum größten Teil an den Instrumenten. Die Titel im Original kennt der etwas gesetztere Teil der Leserschaft sicher seit vielen Jahren. Und auch für unseren jungen Boogieman Fred sind das sicher keine böhmischen Dörfer. Die Zusammenstellung verdient das Prädikat "besonders wertvoll" und wahrscheinlich werde ich mir aus den Originalen auch einen Sampler basteln. Dann allerdings habe ich Pedal Steel, Dobro, Weissenborn, Mandoline und Banjo nicht in dieser geballten Konzentration.
Es würde mich aber doch schon sehr interessieren, zu welchen Eigenkreationen die Band in der Lage ist, denn musikalischen Geschmack haben sie - nämlich so ziemlich den gleichen wie ich *gg*.
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Live In Wesel 2001/2003 (Live-Stuff #1) |
Dezember 2003 |
- Veröffentlichung: Dezember 2003
- Format: CDR, 10 Titel
- Aufnahme #1-7: Jugendzentrum Karo, Wesel, am 24.01.2003 von Reinhard Wilczewski
- Aufnahme #8-10: Lutherhaus, Wesel, am 14.07.2001 von Michael Mann
- Mix: Michael Mann, Dezember 2003
- Besetzung:
Detlef Goch (dr)
Michael Mann (voc, g, bj)
Petra Schüller (voc, hp)
Johannes Lehmann (bg,voc)
Rainer Müller (weissenborn,md)
- Ex:
Olaf Hermann (md+, dobro#)
Heinz Hülshorst (db+#)
- "I´m Alright" (Kim Richey/Larry Gottlieb/Angelo Petraglia)
- "More Than I Can Do" (Steve Earle)
- "Gravity Of The Situation" (Vic Chesnutt/Rob Veal)
- "Tupelo Honey" (Van Morrison)
- "Femme Fatale" (Lou Reed)
- "Slowpoke" (Neil Young)
- "Black Muddy River" (Jerry Garcia/Robert Hunter)
- "Sugaree" (Jerry Garcia/Robert Hunter)#
- "I Won´t Back Down" (Tom Petty/Jeff Lynne)+
- "Weather With You" (Neil & Tim Finn)+
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From 6 To 5 (Demo #2) |
August 2000 |
- Veröffentlichung: August 2000
- Format: CDR, 13 Titel, 54:45
- Aufnahme: Homerecording Spellen und Wesel, Januar 1999 bis Juli 2000 (Michael Mann)
- Mix: Soundfabrik Dinslaken, 23.07.2000 von Tommy Werlich
- Besetzung:
Detlef Goch (dr, perc)
Olaf Hermann (mand,
dobro, ag+)
Heinz Hülshorst (bg)
Michael Mann
(voc, ag, hp, dobro++, bg#)
Petra Schüller
(voc, accordeon)
- Ex:
Guido Schuchert
(banjo*, ag**, mand***)
- "Sophie´s Tune" (Michael Mann)++#
- "Georgia Rae" (John Hiatt)
- "Side Of The Road" (Lucinda Williams)**
- "Tuesday Morning" (Spider Stacey)*
- "Guess Things Happen That Way" (Jack Clement)
- "Walls Of Time" (Bill Monroe/Peter Rowan)++
- "Dawg After Dark" (David Grisman)
- "The Weight" (Robbie Robertson)*
- "Femme Fatale" (Lou Reed)
- "Black Muddy River" (Jerry Garcia/Robert Hunter)**
- "Into The Mystic" (Van Morrison)+***
- "A Song For You" (Gram Parsons)
- "Sophie´s Tune" - Soloversion (Michael Mann)++
- bei uns vergriffen, aber vielleicht gibt es noch Exemplare ...
- ... im Onlineshop
von Rocktimes.de
Rezensionen:
"Ja wo laufen Sie denn?, fragte der Komiker WILHELM BENDOW vor über 80 Jahren.
Ja worauf warten sie denn eigentlich, bzw. wer ist Louise, frage ich mich in Anbetracht des Bandnamens. Gefunden habe ich die Band durch einen Eintrag auf der Homepage der Germanheads. Reingehört, angefordert war eine Sache von Minuten und nun liegt die Demo CD in meinem Player und erfreut Ohren und Seele auf das Angenehmste. Rein akustisch (!!) werden hier viele meiner persönlichen Faves gecovert. Ich weiss, Coversongs sind so eine Sache, aber glaubt mir, es wird nicht einfach nachgespielt. Jeder Titel hat den WFL Stempel. Nimmt man zum Beispiel mal die HIATT Nummer Georgia Rae: Petra und Michael bringen durch Ihren Duettgesang eine ganz andere Farbe in den Song. Auch im nächsten Titel ist das ganz besonders zu spüren. Petra hat das richtige Timbre - daneben leben die Songs aber auch durch dezentes (eben akustisches) Mandolinen-, Harmonica- und Banjospiel.
Michael und Detlef gründeten die Band 1992 als akustisches Duo. Olaf und Heinz sind laut meinen Informationen nicht mehr im aktuellen Line-up dabei. Hinzugekommen ist Johannes Lehmann (Bass und Chorgesang). Songs & Stings = akustische Musik im Spannungsbereich von Rock/Pop bis Bluegrass/Country, definiert die Band selbst ihr Genre und das kommt hin, wobei ich Pop auf dieser CD nicht finden kann. Man beachte generell einmal von wem die Lieder im Original stammen: Es gibt wohl ganz wenige Bands, die solche Sachen covern. Sweet Home Alabama und Smoke On The Water sind wohl eher die Regel. Aber eigentlich covern WfL auch nicht richtig. Sie suchen sich wunderschöne Songs aus, bearbeiten sie und bringen sie unter die Leute. Ich könnte jetzt auf jede einzelne Nummer eingehen, schreiben wie perfekt sich die Stimmen von Michael und Petra ergänzen, wie die akustischen Instrumente dezent und ohne in den Vordergrund drängen zu wollen, ihr Scherflein zum positiven Gesamtbild der CD beitragen usw. Nun ja, Femme Fatale, von LOU REED muss ich aber noch erwähnen. Auch das Dead Stück Black Muddy River. Es gibt keinen Durchhänger. Auch Michaels Eigenkomposition Sophie's Tune fügt sich nahtlos in den Reigen der 11 Coversongs ein. Aber er erinnert mich an etwas. Ich will es gar nicht sagen, denn erstens kann ich mich irren und wenn nicht, wäre die Herkunft eines Teils des Stückes von total anderer Quelle als die sonst interpretierten Künstler... Sophie's Tune gibt es gleich zweimal und die letzte Version unbedingt bis zum Schluss hören - da gibt es dann noch etwas Bandkonversation. Diese Band sollte einmal in einem grossen Studio eine Chance bekommen. Ausserdem wünsche ich mir, WAITING FOR LOUISE auf einem der nächsten Deadheadmeetings zu sehen, bzw. zu hören. Ob hinter dem Bandnamen eine tiefere Bedeutung steht, weiss ich immer noch nicht. Warte ich halt auch..."
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Waiting For Louise (Promotion-CD) |
März 2000 |
CD, 3 Titel
- Besetzung:
Detlef Goch (dr), Olaf Hermann (md),
Heinz Hülshorst (bg), Michael
Mann (voc, g), Guido Schuchert
(bj, g), Petra Schüller (voc)
- Aufnahme: Michael
Mann, Homerecording in Spellen und Wesel, Januar-Dezember 1999
- Roughmix: Michael Mann, März 2000
- "Black Muddy River" (Garcia/Hunter)
- "Side Of The Road" (Lucinda Williams)
- "Tuesday Morning" (Spider Stacey)
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2019 |
September 2019 |
- Veröffentlichung: Herbst 2019, neunte E=mc²-Platte
- Format: CDR, 10 Titel, 45:00
- Aufnahme: März 2018, Mix: August 2018 - Januar 2019, Musikfabrik Dinslaken, Mark Seidel
- Besetzung:
Michael Mann (voc, ag, bariton, eg, harmonium)
Mathias Schüller (dr, eg, bg, voc)
Peer Sitter (bg, ag)
- Gäste:
Anke Sitter (piano)
Mark Seidel (eg)
- "Candy Says" (Lou Reed)
- "What Goes On" (Lou Reed)
- "Some Kinda Love" (Lou Reed)
- "Pale Blue Eyes" (Lou Reed)
- "Jesus" (Lou Reed)
- "Beginning To See The Light" (Lou Reed)
- "I'm Set Free" (Lou Reed)
- "The Story Of My Life" (Lou Reed)
- "Ocean" (Lou Reed)
- "Song To The Siren" (Tim Buckley, Larry Beckett)
- CD ab September 2019 erhältlich! Preis: 10€. Bitte hier über
bestellen
Rezensionen:
Neues aus dem Hause Michael Mann bedeutet immer Spannung, denn ob nun mit Waiting For Louise, den Rusty Nails oder eben Songs To The Siren: den Arrangements bzw. den Interpretationen ist immer eines gemeinsam und zwar die Art der Darbietung.
Kann man den Rusty Nails mehr Rock attestieren, so sind die anderen beiden Projekte eher den ruhigeren Klängen zuzuordnen. Und da Michael sowie sicherlich auch seine Compadres ein Faible für die Künstler abseits des Mainstream haben, gibt es da immer wunderbare Ausgrabungen von Leuten, die man nicht alltäglich auf dem Schirm hat. Leute wie z. B. Nick Drake, Tim Buckley, Steve Earle, Van Morrison, John Prine oder Lou Reed. Und ja, im Repertoire der Musiker finden sich viele Covers, aber das ist bei diesen Leuten absolut nichts Negatives.
Cover zu spielen wird von mir generell nicht negativ gesehen. Es gibt so viele geile Nummern, da muss es für jeden Musiker eine Freude sein, die Stücke der eigenen Helden selbst zu spielen. Und da sind wir beim Schlüsselwort: Spielen. Vorliegendes Album - die Kenner werden es an der Trackliste erkennen - ist bis auf zwei fehlende Stücke das dritte Album von Velvet Underground aus dem Jahr 1969 und somit weist der Name "2019" auf das 50jährige Jubiäum hin. Und es passt in die Setliste von Songs To The Siren, denn dieses dritte VU-Album ist nach dem Ausstieg John Cales ein sehr zugängliches und fast intimes Stück Musikgeschichte. Das Covern solcher Songs bzw. solcher Künstler ist sowieso weit vom Nachspielen der üblichen Verdächtigen entfernt. Zumal nachspielen bei den vorliegenden Protagonisten absolut unpassend ausgedrückt ist, denn solange ich Michael und dessen Output nun kenne - und das sind immerhin schon 16 Jahre -, ist da stets diese feine, sorgfältige und respektvolle Herangehensweise.
Die eigene Handschrift ist unbedingt zu erkennen. Und was mich immer mal wieder überrascht, ist die Tatsache, dass die Originale nicht immer die besseren Versionen sind. Das auch von Velvet Underground klasse intonierte "The Story Of My Life" erfährt durch Songs To The Siren eine total andere Ausrichtung. Es wird langsamer und intensiver gespielt. Für mich ein absolutes Highlight und erneut Berechtigung, sich an fremdem Repertoire zu bedienen. Nächstes Beispiel? "Some Kinda Love". Dieses Lied erfährt durch STTS eine enorme Tiefe, woran gerade auch die eingesetzten Tasten stark beteiligt sind. Auch Michaels Stimme, wie ich schon öfters angemerkt habe, ist für diese Art von Musik geradezu prädestiniert. Eine harte Zärtlichkeit, Zerbrechlichkeit ohne kaputt zu wirken, Einfühlsamkeit ohne sich zu prostituieren - das alles drückt sein Gesang aus; und ja, damit kann man weder Purple, Queen oder Heep covern, wobei ich jetzt ein paar Namen der weiter oben als übliche Verdächtige bezeichnete benannt habe.
Nein, diese Stimme ist für anderes Material und für Musik, die abseits der ausgetretenen Pfade auf Kenner und Genießer wartet. "Pale Blue Eyes", veredelt durch Ankes backing vocals, ist ebenso ein Paradebeispiel für den Tiefgang dieser Musik und bei allem Lob für die Band, auch eine ehrliche und anerkennende Referenz an die Originalinterpreten. Dazu tragen auch und gerade die unaufgeregten aber punktsicheren Spielweisen der Musiker bei. Neben Michael Mann sind das in erster Linie die Stammleute Mathias Schüller und Peer Sitter. Adäquaten Support bekommen sie von Anke Sitter und Mark Seidel. Dass da mehr als eine Gitarre am Werk ist, macht das Ganze mehr als rund.
Obwohl auf eigene Art dargeboten, zeigen die Stücke aber auch die Klasse der Platte von Velvet Underground. Dass Lou Reed für weit mehr, als das allseits bekannte "Walk On The Wild Side" steht, wird auf angenehme Weise vermittelt. Und dass man sich Stücken eines Künstlers wie er einer war annimmt, ist toll. Deep Purple kann ja schließlich jeder ...
"2019" sollte man am besten Abends auf der Veranda mit einem guten Glas Rotwein genießen. "Ocean", "Jesus", "Candy Says" und so weiter entfalten dann ihre Wirkung auf des Hörers Seele am besten. Natürlich ist der Bandname der Liebe zum Werk eines Musikers geschuldet und daher darf neben den VU-Nummern etwas von Tim Buckley nicht fehlen. Als Bonustrack gibt es als elfte Nummer, die übrigens wie Nummer zehn nicht im Booklet aufgeführt ist, Buckleys "Songs To The Siren" (was auch sonst?). Die Musiker von Songs To The Siren spielen das gleichnamige Stück mit etwas mehr Verve als dem Original innewohnt. Und auch das passt. Bleibt Track Nummer zehn, der mich veranlasste, Michael zu kontaktieren. Des Rätsels Lösung ist der Regen, der bei den Aufnahmen vor dem Studio niederprasselte. Den hat man nämlich aufgenommen und ich habe mir erlaubt, die Trackliste damit zu ergänzen.
Und jetzt will ich noch etwas geraderücken: Natürlich kann NICHT jeder Byron, Gillan oder Mercury. Aber auch nicht jeder kann Lou, Tim oder Van.
Mr. Mann und seine Männer haben sich für letztere entschieden. Weil sie es können und weil sie diese Musik lieben.
Lost & Found: Songs To The Siren „2019“: Das Erbe von Tim Buckley und The Velvet Underground wird am Niederrhein betreut.
März 22, 2020
Ein analytisches "Gespräch" zwischen Günter Ramsauer und Heino Walter.
Es ist schon eine lieb gewordene Tradition geworden, dass wir uns lobend über die Projekte von Michael Mann in ROADTRACKS auslassen und jedes Mal von Neuem total begeistert sind.
Der Name war Programm, als vor etwa 15 Jahren das deutsche Quartett Songs To The Siren zusammenfand. Coverversionen von Tim Buckley sollten es sein. Ein Programm, das naturgemäß wachsen musste. Demzufolge kamen nach und nach weitere Interpreten hinzu: John Martyn, Amon Düül II, Nick Drake, Chet Baker und Can. Wie gekonnt sie es verstehen, die Originale nachzuempfinden oder neu zu interpretieren, ist nachzuhören auf „Songs To The Siren“ (2007), „Songs To The Siren 2“ (2010) und „Songs To The Siren 3“ (2014). Ein neuer Schritt ist ihr Album „2019“, bei dem sie sich das berühmte dritte Album von The Velvet Underground, das im vergangenen Jahr den 50. Geburtstag feierte, zur Brust nehmen.
Dabei verzichten sie auf die Stücke „The Murder Mystery“ und „After Hours“. Klugerweise, denn die beiden Schlusstitel der LP fielen bereits auf dem Original ein wenig aus dem Rahmen. Wobei es Songs To The Siren durchaus zuzutrauen gewesen wäre, die Spoken Word Poetry von „The Murder Mystery“ und das von Mo Tucker charmant-naiv gesungene „After Hours“ in ihr Konzept zu fügen. Stattdessen im Programm: „Ocean“ (das Original wurde im Juni 1969 aufgenommen und erstmals 1985 auf „VU“ veröffentlicht) sowie ein nicht gelisteter Hidden Track, auf den wir in der Track-by-Track Rezension zurückkommen. Neu ist auch, dass zum ersten Mal Frank Preuß nicht mehr mit an Bord ist. Songs To The Siren agieren nun als Trio und wir müssen auf jene von Preuß so hervorragend gespielte Lee-Underwood-Gedächtnis-E-Gitarre verzichten.
Vielleicht hätte die auch auf „2019“ gar nicht so gut gepasst, denn Tim Buckley und The Velvet Underground verfolgten schließlich unterschiedliche Ansätze. Doch bei Songs To The Siren sitzt ein Mathias Schüller am Schlagzeug, jener deutsche Liedermacher, der zuletzt mit „Affentanz“ (Cactus Rock Records, 2017) überzeugte und nun einige Male seine Qualitäten und Fähigkeiten als Gitarrist (und natürlich weiterhin als Drummer) für Songs To The Siren mit einbringt. Sänger Michael Mann greift natürlich auch wieder in die sechs Saiten und mehrfach in die Tasten des Harmoniums. Last but not least: Peer Sitter am Bass sowie an der Konzertgitarre.
Wie klingen nun die einzelnen Tracks, wie unterscheiden sie sich im Vergleich zu den Originalen? Wir (Günter und Heino) sitzen sozusagen an einem virtuellen Tisch und erläutern im „Gespräch“ die einzelnen Titel:
Candy Says:
Heino: „Candy Says“ bezieht sich auf Aussagen der transsexuellen Schauspielerin Candy Darling, die zum Umfeld von Andy Warhols Factory gehörte. Im Original wird das von Lou Reed geschriebene Lied von Doug Yule gesungen, der 1968 als Ersatz für John Cale bei The Velvet Underground einstieg. Er intoniert den melancholisch-introvertierten Art-Folk mit zerbrechlichem Timbre und sorgt so für eine filigrane Atmosphäre, die nur notdürftig durch Bass und Schlagzeug zusammengehalten wird. Michael Mann greift als Sänger von Songs To The Siren den nachdenklichen Aspekt des Stückes auf, wirkt aber gesanglich stabiler als Doug Yule. Seine Mitmusiker lassen ihn auf einem Klangteppich agieren, der nicht weniger sensibel als das Original angelegt ist, vermeiden es aber, als bloße Kopie zu erscheinen. Fazit: Die eindringliche Stimmung der Vorlage bleibt bei dieser Cover-Version gewahrt, die sich nicht allzu weit vom Original entfernt, aber dennoch eigenständig unterhält. Im Übrigen wurde „Candy Says“ schon einmal von Michael Mann mit seiner Gruppe Waiting For Louise als harmonische Country-Folk-Aufnahme eingespielt („New Tricks For Old Dogs“, 2008).
Günter: Candy Darling war zudem Thema („Walk On The Wild Side“) in Lou Reeds Solo-Werk. Ich stimme dir zu Heino, dass STTS nah am Original von „Candy Says“ bleiben. Sie entwickeln den Song ganz sachte, fangen die Fragilität des Lieds auf bemerkenswerte Weise ein. Ich finde, sie stellen die folkige Seite des Songs etwas mehr in den Vordergrund gegenüber der Vorlage. Michael kitzelt mit seiner unverkennbaren Stimme den melancholisch-poetischen Charakter heraus, sein spezielles Timbre fügt „Candy Says“ eine neue Note hinzu. Und die feinfühligen Background Vocals von Mathias Schüller tun ein übriges.
What Goes On:
Günter: Im Vergleich zum rockigen Original bringen STTS dem Song einige Folk-Jazz-Noten bei. Zudem schwebt ein Hauch von Nico im Klangraum mit, obwohl Manns Harmonium hier fast wie eine Orgel klingt. Ich mag auch diesen Marching Drumsound, den Mathias Schüller hier zum Besten gibt und Peer Sitters in sich ruhendes Spiel auf dem Bass. Trotz der Unterschiede zur Velvets-Fassung bleibt der Wiedererkennungswert erhalten. Michael Manns Stimme klingt bestimmt und sehr selbstbewusst, er hat sich als Sänger (in all seinen Projekten) prima weiterentwickelt.
Heino: Es ist erstaunlich, wie trocken The Velvet Underground bei „What Goes On“ simplen, punkigen Garagenrock mit psychedelischen Gitarreneskapaden verknüpft haben. Schade, dass der Titel ausgeblendet wird. STTS ziehen den Stecker und nehmen dem Song jegliche Aggressivität und Schärfe. Das wirkt im direkten Hör-Vergleich zumindest merkwürdig, ist aber genau das, was eine gute Cover-Version ausmacht: Die Vorlage bekommt eine neue Bedeutung und es werden ihr neue Aspekte entlockt.
Some Kinda Love:
Heino: Der Song klingt für mich wie eine Demoversion, so als wäre er bei einer Jam-Session entstanden. Spontan, aber auch unfertig, dabei sympathisch zurückgenommen. Man könnte sich ihn auch als kraftvollen Rocker vorstellen. Die Musiker von STTS haben noch eine andere Deutung gefunden: Der Track beginnt nebulös: Die Stimme ist zunächst weit entfernt und wird nur von einem wellenartig auf- und abschwellenden Harmonium begleitet. Nach etwa einer Minute setzt ein monotones Gitarre + Bass-Riff ein, das den Song über die gesamte Restlaufzeit begleitet. Harmonium, Schlagzeug und Tamburin sorgen parallel für Abwechslung und Fülle. Michael singt dazu mit unterdrückter Wut und verleiht der Komposition dadurch kantige Konturen.
Günter: Ja, das Intro von STTS mit dem wogenden nach Akkordeon klingenden Harmonium und Manns Stimme im Hintergrund sind ein guter Einstieg für diesen literarischen Lou Reed Song. Das Lied bekommt so eine mysteriöse, durch Manns Harmonium beinahe sakrale Stimmung. Es entsteht eine geheimnisvolle Atmosphäre, die ein wenig den Spirit von Nico und Andrea Schroeder einfängt. Im Laufe des Songs erzeugt das Harmonium ein beinahe wärmendes, versöhnliches Flair, wogegen Manns Stimme eine fast punkige Attitüde einnimmt. Peer Sitters Herzschlag-Bass sorgt für ein dunkles Element, dazu spielt Schüller reduzierte, verschleppte Takte. Ganz prima wie STTS die monotone Spannung über 6:41 Minuten (im VU-Original 4:04 Min.) halten und nicht die Spur von Langeweile aufkommt.
Pale Blue Eyes:
Günter: Für mich der allerschönste Song, den Lou Reed geschrieben hat, er muss zu den besten Titeln aller Zeiten gerechnet werden. Die Umsetzung von STTS ist mehr als gelungen, Mann erfasst mit seiner Stimme die ganze Poesie des Songs. Schüller wieder mit dieser sanften hohen Stimmlage im Hintergrund und sein gefühlvolles E-Gitarrenspiel. Herrlich! Der Song ist wie im Original von berührender, einnehmender Natur. Gehört ab sofort zu meinen favorisierten Coverversionen: STTS gesellen sich zu Hederos & Hellberg, Alejandro Escovedo und Maureen Tucker.
Heino: Ja, lieber Günter, ganz Deiner Meinung! „Pale Blue Eyes“ ist auch mein VU-Lieblingssong. Das Lied ist ein Musterbeispiel an Sensibilität, Zärtlichkeit und Ökonomie. Instrumentell runter gebrochen auf das Wesentliche wird der verletzliche Ausdruck in der Stimme zum ausdrucksstärksten Element befördert. Ganz große Kunst! Alleine dank Michael Manns besonderer Stimmfärbung findet die Formation STTS eine Möglichkeit, die Feinfühligkeit des Liedes beizubehalten, ohne Lou Reed & Co. zu imitieren.
Jesus:
Heino: Schuld und Sühne ist das Thema von „Jesus“. Dennoch klingt dieser Underground-Folk im Original nicht wie ein religiöser, verzückter-Gospel, sondern wie ein stilles, inniges Gebet. STTS gehen den Song musikalisch wesentlich weltlicher an. Sie kleiden ihn in ein straffes halb-akustisches Folk-Rock-Gewand und verkürzen ihn um ca. eine Minute gegenüber der Vorlage.
Günter: Gute Stichworte: Schuld und Sühne. In den 60ern lagen zwischen „Heroin" (Schuld) und „Jesus" (Sühne) gerade mal zwei Jahre. Letzterer ist wahrscheinlich der folkigste Song der Velvets, nur Gesang und zwei Akustikgitarren. STTS spielen es offensiver oder wie Heino richtig sagt: weltlicher. Wobei die Nachdenklichkeit und Intimität des Originals beibehalten wird. Schüllers Schlagzeug kommt hier dem Sound von Mo Tucker verdammt nah und Peer Sitters Bass strahlt eine tiefsinnige Ruhe aus.
Beginning To See The Light:
Günter: Im Vergleich zum Original verzichten STTS weitestgehend auf Rock'n'Roll, sie übersetzen den Song in eine Folk-Jazz-Version, hier ist der Tim Buckley-Geist am spürbarsten. Feinsinniges Gitarrenspiel von Michael Mann und Peer Sitter, auf den Bass wird hier verzichtet. Wo bei VU zwischen „Jesus“ und „Beginning To See The Light“ ein kleiner Bruch auszumachen ist, führen STTS den sanften Flow von „Jesus“ fort.
Heino: Deiner Analyse gibt es eigentlich nichts hinzuzufügen! Stark finde ich, dass sich STTS nicht einfach nur eine weitere Folk-Version ausgedacht haben, sondern unter anderem einen Bossa Nova-Rhythmus für ihre Interpretation verwendet haben.
I'm Set Free:
Heino: Der Ursprung des Songs beinhaltet mehrere Elemente: Introvertierten Folk-Rock, hypnotisch-primitiven Rock & Roll und psychedelische Gitarrenlinien. Die liebenswürdige STTS-Variante ist durchgängig sanftmütig und kommt daher der hymnisch-schwelgenden Cover-Version von Brian Eno, die auf „The Ship“ (1996) zu finden ist, näher als der Velvet Underground-Vorstellung. Eno bezeichnete übrigens das Original als „wunderschön“. Ihm gefiel aber auch besonders der Refrain „Ich bin frei, um eine neue Illusion zu finden“. Er mag die Idee, nicht von einer Illusion in die Realität überzugehen, sondern von einer Illusion in eine andere oder von einer Geschichte in eine andere. Der Ambient-Künstler und ex-Roxy Music-Paradiesvogel sollte sich dringend mal die STTS-Variation anhören, dann würde er wahrscheinlich staunen, wie die Schönheit des Originals konserviert werden kann.
Günter: Die Version von Eno musste ich mir nach Deinem Hinweis Heino gleich mal anhören und ich kann Deinen Ausführungen nur nickend beipflichten. STTS nehmen sozusagen den Folk-Faden des Songs auf und spinnen ihn weiter. Von der STTS Interpretation geht etwas sehr Friedvolles und Sanftmütiges (Schön gesagt Heino!) aus. Manns herzerwärmendes Harmonium und wie er sich die Textzeilen zu eigen macht, das ist erstaunlich. Dazu pickt wieder Sitter die Akustikgitarre, während Schüller wohlige Bassnoten einfügt. „Jesus“, „Beginning To See The Light“ und „I'm Set Free“ sind übrigens als dreiteilige Geschichte angelegt, nachzulesen auf https://genius.com/The-velvet-underground-jesus-lyrics. STTS müssen davon gewusst haben, denn bei ihnen erzeugt diese Trilogie einen sanften Fluss, der mit „The Story Of My Life“ schließlich im „Ocean“ mündet. Aber eins nach dem anderen...
The Story Of My Life:
Günter: Gegenüber der Velvets-Version wird hier das Tempo und das leichtfüßig-tänzelnde des Originals von STTS herausgenommen. Sie überzeugen mit sehr feinfühligen, zwischen hell und dunkel angelegten Gitarrenfiguren. Schüller fungiert als verhaltener Taktgeber. Die Basstrommel ist körperlich spürbar. Mehr Neuinterpretation als Coverversion. Dennoch bleibt das Original im Gedächtnis, säumt den STTS Horizont.
Heino: Lou Reed & Co. haben mit „The Story Of My Life“ so etwas wie einen Fake-Hillbilly-Sound geschaffen: Stumpfer Underground-Folk trifft auf die Essenz des Country & Western-Rhythmus. Das ist im Grunde genommen ziemlich widersinnig, funktioniert aber prächtig. STTS sind eher im Folk-Bereich unterwegs. Dabei erzeugen sie jedoch keine harmlose Lagerfeuer-Romantik, sondern herzzerreißende Melancholie. Und das Gitarren-Solo fängt die typische Tristesse von Willie Nelson ein.
Ocean:
Heino: Die verspielten Versionen von „Ocean“ auf „VU“ und der erweiterten „Loaded“-Fassung mochte ich eigentlich nie besonders. Da gefiel mir die handfestere Variante auf dem ersten Lou Reed-Solo-Album wesentlich besser. STTS greifen den meditativen Aspekt des Liedes auf und lassen es lange mit einem gleichförmigen Basis-Sound unter Beteiligung zweier korrespondierender Gitarren ausklingen. Der Song hat übrigens eine tragische Komponente, denn er handelt von den Erfahrungen einer Elektroschock-Therapie, die Lou Reed als 14Jähriger über sich ergehen lassen musste. Seine Eltern wollten damit seine bisexuellen Neigungen beseitigen lassen. Das ist gruselig.
Günter: Ich mag beide Fassungen ganz gerne. Die „VU“ Version ist eher atmosphärischer Natur, die Variante auf „Lou Reed“ Song orientierter. Die Hintergrundgeschichte ist wirklich gruselig, Townes Van Zandt lässt grüßen. Er wurde mit Elektroschock-Therapie aufgrund einer manisch-depressiven Erkrankung behandelt. Das nur nebenbei. STTS setzen bei „Ocean“ auf ein ruhiges, sich nach und nach steigerndes Klangbild. Atmosphäre und Song sind ausbalanciert. Beim Hören erzeugt das Kopfkino jene Ozeanwellen, überbordendes salziges Wasser scheint einen zu überfluten. Die Ruhe und Ausgeglichenheit in Manns Stimme besänftigt.
Song To The Siren (Nicht gelisteter Hidden Track):
Günter: Als „2019“ von STTS die ersten Runden in meinem CD-Player gedreht hat, musste ich alsbald Heino kontaktieren. Er wies mich daraufhin, dass bislang auf allen STTS CDs eine Version von Tim Buckleys „Song To The Siren“ zu hören ist. Hier als Hidden Track, es empfiehlt sich also nicht gleich nach „Ocean“ die Stop Taste zu betätigen. STTS bringen „Song To The Siren“ ganz im Modus und im Konzept des bislang ausformulierten Klangbilds. Zwischen den monoton gestalteten Rhythmen schlängelt Michael Manns Stimme und formt die Melodie des Buckley-Songs. Das Piano hämmert, das Saitenspiel wummert und die Trommelschläge erinnern wieder an Mo Tucker. Folglich ein Tim Buckley Song, der nach Velvet Underground klingt? Nach den Velvets und STTS will ich meinen. Jedenfalls fällt der Song keineswegs aus dem Rahmen von „2019“. Ein gelungenes Finale!
Heino: Jetzt, wo Du es beschrieben hast, lieber Günter, ist mir tatsächlich erst klar geworden, dass die aktuelle STTS-Version von „Song To The Siren“ sowohl Velvet Underground wie auch Tim Buckley gerecht wird. Die erste Interpretation von 2007 wurde noch von Michael Mann Solo zur akustischen Gitarre eingespielt. Danach gab es 2010 eine folk-jazzige Band-Fassung und 2013 folgte eine Version, die zusammen mit „Happy Time“ ein psychedelisch-jazziges Medley ergab. „Song To The Siren“, das im Original eine schmerzlich-intensive Hingabe zu einer vielleicht unerfüllten Liebe ausdrückt, wurde schon einige Male gecovert. Das erste Mal 1969 vom Schnulzensänger Pat Boone. Die bekanntesten Interpretationen dürften die von This Mortal Coil (1983), Robert Plant (2002) und Sinead O`Connor (2012) sein. Sie alle verneigen sich vor der mystischen Versunkenheit des Stückes. STTS haben dem Lied jetzt schon vier unterschiedliche Deutungen verpasst, die alle von der tiefen Verbundenheit mit der Komposition zeugen und einen kreativen, aber dennoch respektvollen Umgang mit dem Liedgut vermitteln.
Ein paar Worte zum Coverartwork:
Heino: Das Cover-Portrait von „2019“ ist dem unterbelichteten Foto auf „The Velvet Underground“ nachempfunden. Die Band gibt nicht alle persönlichen Details preis, bleibt im Halbdunkel und wirkt dadurch geheimnisvoll.
Günter: Prima Idee, das Original nachzustellen, auf dem nun Michael Mann die dritte Velvet Underground LP in den Händen hält, wo damals Lou Reed das Harper's Bazaar Magazin präsentierte. Schade, dass es wohl keine Vinyl-Version von „2019“ geben wird, da würde das Artwork noch besser zur Geltung kommen. Das Halbdunkel würde mehr Schattierungen preisgeben ohne dem Bild das Geheimnisvolle zu nehmen. Nichtsdestotrotz verfehlt auch das CD-Cover nicht seine Wirkung.
Fazit:
Günter: „2019“ von STTS ist ein rundum gelungenes Album, das zum Teil die VU-Songs neu interpretiert oder in kunstvoller Weise Coverversionen hervorbringt, die mal nah am Original sind oder ihnen neue Facetten hinzufügen. Allen gemein ist, dass sie immer eigen und eigenwillig in Erscheinung treten, wenn Michael Mann mit seinen Mitstreitern agiert. Zudem war es eine Freude lieber Heino dieses virtuelle Gespräch mit dir zu führen. Es war inspirierend und erhellend zugleich. Vielen Dank!
Heino: Schade, dass dieser Gedankenaustausch schon vorbei ist. Durch Deine Sichtweise, lieber Günter, durfte ich die besprochene Musik nochmal aus einem anderen erweiterten Blickwinkel kennen lernen. Das hat unheimlich Spaß gemacht und meinen Horizont erweitert. Eine tolle Erfahrung. Ich danke Dir herzlich dafür. Noch eine abschließende Bemerkung zu STTS: Bisher waren alle Projekte von Michael Mann, ob nun STTS, Waiting For Louise oder Rusty Nails überdurchschnittlich interessant. Es ist enorm, was Michael und seine Mitstreiter als Amateure auf die Beine stellen, da können sich so manche Profis eine Scheibe von abschneiden.
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Songs To The Siren 3 |
Februar 2014 |
- Veröffentlichung: 21. Februar 2014, sechste E=mc²-Platte
- Format: CDR, 7 Titel, 35:00
- Aufnahme und Mix: 27.12.2013 - 03.01.2014, SoundRoom Dinslaken, Mark
Seidel
- Besetzung:
Michael Mann (voc, ag,
harmonium)
Frank Preuß (eg)
Mathias Schüller
(dr, perc)
Peer Sitter (bg, piano)
- "Place To Be" (Nick Drake)
- "One Of These Things First" (Nick Drake)
- "Parasite" (Nick Drake)
- "Spoon" (Czukay, Karoli, Liebezeit, Schmidt, Suzuki)
- "The River" (Tim Buckley)
- "Happy Time" (Tim Buckley)
- "Song To The Siren" (Tim Buckley, Larry Beckett)
- CD ab Februar 2014 erhältlich! Preis: 10€. Bitte hier über
bestellen
Rezensionen:
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Songs To The Siren 2 |
Januar 2010 |
- Veröffentlichung: Januar 2010, dritte E=MC²-Platte
- Format: CDR, 11 Titel, 47:15
- Aufnahme und Mix: 12.12.2009 - 04.01.2010, Musikfabrik Dinslaken,
Tommy Werlich
- Besetzung:
Michael Mann (voc, ag)
Frank Preuß (eg)
Mathias Schüller (dr)
Peer Sitter (bg, keyb)
- "Sing A Song For You"
(Tim Buckley)
- "All The Years Round" (Renate Knaup, John Weinzierl, Falk U. Rogner)
- "Phantasmagoria In Two"
(Tim Buckley)
- "River Man"
(Nick Drake)
- "Solid Air"
(John Martyn)
- "My Funny Valentine" (Richard Rodgers, Lorenz Hart)
- "Love From Room 109 At The Islander (On Pacific Coast Highway)" (Tim Buckley)
- "Blue Melody"
(Tim Buckley)
- "Pleasant Street"
(Tim Buckley)
- "From The Morning"
(Nick Drake)
- "Song
To The Siren" (Tim Buckley, Larry Beckett)
- CD ab dem 18.01.2010 erhältlich! Preis: 10€. Bitte hier über
bestellen
Rezensionen:
Songs To The Siren interpretieren Tim Buckley
Vier Herren vom Niederrhein mit Coverversionen auf ihrem Zweitwerk
Wer sich nach einem Song von Tim Buckley benennt und seinen Erstling ausschlielich mit Coverversionen von Buckley bestreitet, beweist Mut und muss genug Selbstvertrauen in die eigene Strke einbringen. Ausgerechnet vier Mnner aus Deutschland wagten, was eigentlich im Vorneherein zum Scheitern verurteilt ist. Das Quartett vom Niederrhein ist unerschrocken an die Sache herangetreten und zeitigt ein hrenswertes Ergebnis.
Wer sind Songs To The Siren?
Die Besetzung der Band liest sich folgendermaen: Frank Preu (E-Gitarre), Mathias Schller (Schlagzeug), Peer Sitter (Bassgitarre, Keyboard) und Michael Mann (Gesang, akustische Gitarre). Letzterer ist auch Bandleader und Songschreiber von Waiting For Louise, die mit dem Album New Tricks For Old Dogs beeindruckten. Hierfr schrieb Michael Mann die Lieder, sang und griff in diverse Saiteninstrumente. Neben den Eigenkompositionen waren auch die Interpretationen von Songs der Go-Betweens, Lou Reed und Loudon Wainwright/Joe Henry ein Ohrenschmaus.
Tim Buckley, Nick Drake, John Martyn, Amon Dl II und ein Jazz-Klassiker
Schlgt man das Coverartwork der CD auf, sieht man die vier Herren von Songs To The Siren an einem Tisch sitzen und in die Hhe blicken. Ob sie die Geister ihrer Vorbilder dort oben suchen oder den Umfang der Oktaven, die Tim Buckley singen konnte? Wir wissen es nicht, aber vermutlich hat Snger Michael Mann niemals gesangliche Hchstleistungen angestrebt. Die Band Songs To The Siren geht sehr unbefangen und mit viel musikalischem Wissen an die Achttausender des Singer/Songwriter-Genres heran. Dieses mal wurden sechs Tim Buckley Originale interpretiert, zwei Nick Drake Songs und je einer von John Martyn und man hre und staune Amon Dl II. Hinzu kommt der Jazz-Klassiker My Funny Valentine.
Die Buckley Songs
Das Album Songs To The Siren 2 erffnet mit Tim Buckleys Sing A Song For You von dessen Happy Sad. Die Songs To the Siren sind wie auch auf den anderen Buckley Coverversionen ganz nahe am Spirit des Songs und Michael Manns Flstergesang versucht erst gar nicht an die Tief- und Hhenlagen des Meisters heranzureichen, sondern drckt mit seiner herrlich gehauchten Stimme den Titeln einen eigenen Stempel auf. Manns Gitarrenspiel auf der Akustischen und Frank Preuߒ Stromgitarrenspiel halten immer wieder eine angenehm unaufgeregte Zwiesprache, die von Mathias Schllers Schlagzeug und Peer Sitters Bass- und Tastenspiel entsprechend unterfttert wird. Relaxed und laid back wird Phantasamagoria In Two (von Goodbye And Hello) dargeboten. Love From Room 109 At The Islander (On Pacific Coast Highway) von Happy Sad und Pleasant Street schwelgen in versonnener Coolness, whrend Blue Melody (von Blue Afternoon) tiefe Emotionalitt transportiert. Der Bandnamengeber Song To The Siren von Buckleys Starsailor wird bei Michael Mann und seinen Mnnern in einen zrtlichen Folk Song verzaubert.
Songs To The Siren 2
Nick Drakes River Man und From The Morning sind von der swingenden Melancholie der Originale durchdrungen, die musikalische Umsetzung bringt Buckley und Drake in einen gemeinsamen Spannungsbogen. Selbst All The Years Round von Amon Dl II reiht sich bestens ins Gesamtkonzept ein. Mit den Vibes des Originals spielen sie John Martyns Solid Air und My Funny Valentine erfhrt gleichfalls die auergewhnliche Songs To The Siren Behandlung. Wie auf allen Titeln wrdigen sie das Original und gewinnen ihm dennoch eine neue Facette ab.
New Tricks For Old Dogs
Man sollte Songs To The Siren 2 in Ruhe hren, sich zurcklehnen und sich den Tnen hingeben. Wer eher zu Americana-Songs tendiert, sollte mit der anderen Michael Mann Formation Waiting For Louise einsteigen und das Album New Tricks From Old Dogs ordern. Beide sind ber die Internet Seite von Waiting For Louise zu beziehen und die Anschaffung wert.
Bereits der Vorgnger A Tribute To The Music Of Tim Buckley rang mir Bewunderung ab. Unter anderem, weil Tim Buckley zu covern ist nun auch nicht unbedingt etwas, was viele tun. Auch Teil "2" des 'Tim Buckley Projektes', ich nehme es vorweg, begeistert. Dieses Mal gibt es mehr als fnf Tracks und als ob Tim Buckley nicht schon genug Herausforderung bedeutet, gibt es mit "River Man" und "From The Morning" etwas von Nick Drake und gar John Martyn wurde mit "Solid Air" bedacht.
Dargeboten in perfekter Manier, ohne den Charakter der Originale zu verletzen, hchst intim und immer bedacht, den Hrer abdriften zu lassen. Ich behaupte einfach einmal, der Normalhrer kennt weder Buckley, Drake noch Martyn. Sollte es klappen, diesem Typen eine Songs To The Siren-CD vorzuspielen, wird er interessiert nach eben diesen Dreien Ausschau halten. Ein Qualittsbeweis fr die Arbeit von Michael, Frank, Mathias und Peer. Ich jedenfalls kann mich an "From The Morning" nicht satt hren. Groovende Gitarren, dezentes Jam-Drumherum und wenn man bei diesem Stck auch merkt, dass die Stimme an der Grenze arbeitet: Groes Kino. Das Zusammenspiel der beiden Gitarren, der Rhythmiker und der unaufgeregt aufregenden Tastenstimmungen ber die gesamte Distanz des Albums ist einfach fein.
Apropos gesamte Distanz der Platte: "All The Years Round" ist eine alte Amon Dl II-Nummer und selbst ohne weibliche Vocals ist der Charme erhalten, ja mehr noch, denn die 'Unruhe', die der ADII-Version anhaftet, weicht hier einer Folk/Singer/Songwriter-Attitde und das verpasst dem Stck eine angenehme Wrme.
Apropos Wrme: die spannt sich ber den typischen Buckley-Output wie z.B. "Sing A Song For You" hin zum angejazzten "Solid Air" (Martyn), und in "Love From Room 109 At The Islander (On Pacific Coast Highway" treffen beide zusammen. Jesses, die Songs To The Siren haben aber auch ein Hndchen fr die Wahl der Tracks.
Apropos Songauswahl: Die bedient die 'gute alte Zeit' von 1967 bis 1972. Die jungen RockTimes-Redakteure mgen bei diesen Jahreszahlen in Ehrfurcht erstarren - auch die 'alten' RockTimer, die diese Zeit als Langhaarige durchlebt haben, bekommen auf "2" ihre Zeitkeule: "My Funny Valentine" von Richard Bogner (1902 1979) und Lorenz Hart (1895 1943) aus dem Jahre 1937. Man kennt die Nummer (vielleicht) von Nico, Chet Baker oder Miles Davis und falls ja, dann lasst euch versichern, auch Songs To The Siren schaffen es, die Stimmung dieses Stckes zu transportieren. Den Part der Trompete teilen sich Gitarre und Keys und das klappt. Wenn ich auch gestehen muss, das Geblse ein klein wenig zu vermissen, ist das eine ganz tolle Interpretation.
Apropos Coversongs: Manche mgen das nicht und ich gebe ihnen sogar oft recht. Weil nmlich immer und immer wieder die gleichen Gassenhauer im Repertoire stehen. Bei diesem Quartett hier ist das anders. Ihr erinnert euch: Tim Buckley zu covern ist nun auch nicht unbedingt etwas, was viele tun. Tim ist auerdem nicht mehr live zu erleben (29.06.1975), und auch Nick Drake (25.11.1974) sowie John Martyn (29.01.2009) spielen in der 'Ewigen Allstar-Band'. Daher ist es geradezu Pflicht sich um den Erhalt dieser Musik zu kmmern. Deshalb ist das covern mancher Musiker unbedingt zu bejahen. Und wenn das eine Band wagt und es klappt: Chapeau!
brigens, Bandname und der (fast)gleichnamige Track Nummer 11 ... Na, welcher ber allen Zweifeln Erhabene hatte dieses Stck ebenfalls im Programm? Genau: Robert Plant. Der wusste also auch, wen es sich lohnt zu covern.
Apropos 'Ewige Allstar-Band': Sollten auf dem nchsten Tim Buckley-Tribute ein paar Song-Slots frei sein ... Ich htte Wnsche: Jerry Garcia, oder Jim Croce. Und wenn auch Lebende zugelassen sind: Randy Newman und Leon Russell sind ebenfalls nicht Ohne ...
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Songs To The Siren (Demo #1) |
Juli 2007 |
- Veröffentlichung: Juli 2007, erste E=MC²-Platte
- Format: CDR, 5 Titel, 22:00
- Aufnahme: 22.04.2007, "direct to disc", Musikfabrik Dinslaken,
Tommy Werlich
- Mix: 23.04.2007 Tommy Werlich
- Besetzung:
Michael Mann (voc, ag#)
Frank Preuß (eg#,
ag*)
Mathias Schüller
(dr#)
Peer Sitter (bg#)
- "Chase The Blues Away"
(Tim Buckley) #
- "I Must Have Been Blind"
(Tim Buckley) #
- "Once I Was"
(Tim Buckley) #
- "Morning Glory"
(Tim Buckley, Larry Beckett) #
- "Song To The Siren"
(Tim Buckley, Larry Beckett)*
Rezensionen:
Neulich mailte mich ein alter Bekannter unseres Magazines an und schrieb, er habe ein neues musikalisches Projekt, welches sich Songs des Singers und Songwriters Tim Buckley (29.06.1975) auf die Fahne geschrieben hat, und ob ich mir das mal anhören wolle.
Aber immer, war meine Antwort, denn Michael hatte mich bereits mit seiner Band Waiting For Louise überzeugt, weil die interpretierten Nummern von Künstlern stammen, die in der Regel und aus guten Gründen, nicht von vielen nachgespielt werden. Michael und seine Mannen tun das und noch dazu in einer Art und Weise, die Verbeugung vor dem Original ist und durch die besondere und intime Art der Darbietung einen eigenen Charakter hat.
Tim Buckley zu covern ist nun auch nicht unbedingt etwas, was viele tun. Auf der Bandseite wird das so erklärt:
»Warum wir Tim Buckley covern?
Als wir nach einem Thema für eine erneute musikalische Zusammenarbeit suchten, das für uns beide eine 'Herzensangelegenheit' ist, standen im Grunde nur die Songs von Tim Buckley und Nick Drake zur Debatte. Die Entscheidung für Tim hatte dann im wesentlichen damit zu tun, dass unsere Kombination aus elektrischer und akustischer Gitarre auch bei ihm eine zentrale Bedeutung hatte. Sozusagen der eine als Lee Underwood und der andere als Tim
.«
Ausgewählt wurden Nummern aus Buckleys folkiger Phase, die ganz intim und atmosphärisch dargeboten werden. Die akustische und die elektrische Gitarre bleiben der Originalstimmung treu, Bass und Schlagzeug setzen wohldosierte Akzente und die 'alten Nummern' (ausgewählt hat man die Zeitspanne 1967 bis 1969) kommen sehr authentisch rüber, was auch an den Vocals liegt, die immer im passenden Gewand gekleidet sind. Natürlich ist auch das Medium CD für die wohlige Atmosphäre verantwortlich. Aufgenommen wurde live im April dieses Jahres in der Musikfabrik Dinslaken von Tommy Werlich. Das mir bekannte Vinyl-Material von Tim Buckley hat ja bereits einige Dekaden auf der Rille und klingt dagegen 'dünn'.
Aber das ist nicht der Grund, wieso mir diese fünf Tracks so gut gefallen - viel mehr begeistert (wieder) die Art und Weise, wie sich Songs To The Siren vor dem Original verbeugen. In jedem Ton und Atemzug spürt man die Liebe zu der Musik Buckleys. Und sollte dieser von oben zuhören, dann bin ich sicher, auch er hat seine Freude an der Scheibe.
Auf der Bandseite könnt ihr die Tracks anhören und für kleines Geld auch käuflich erwerben.
Rechtzeitig zum 60. Geburtstag von Tim Buckley bringt die Combo SONGS TO THE SIREN eine Hommage an den großen Künstler raus. Es sind zwar nur 5 Songs, die hier gecovert werden, aber das tolle ist, dass dies erst ein Vorgeschmack auf eine full-time-CD ist, die im kommenden Winter produziert wird. An das Werk von Tim Buckley haben sich bislang nicht viele Musiker getraut. Am bekanntesten sind die gelungenen Zusammenstellungen "Sing a song for you" mit u.a. Mark Lanegan, The Czars und Mike Johnson und "Dream Brother: The Songs of Tim + Jeff Buckley" mit u.a. Sufjan Stevens und Tunng.
Auch SONGS TO THE SIREN finden ihren speziellen Zugang zum Tim Buckley Repertoire. Sie begehen hier nicht den Fehler, Tim Buckley nachahmen zu wollen, was alleine aufgrund dessen markanter, einzigartiger, äußerst modulationsfähiger Stimme wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt wäre. Sie beschränken sich darauf, das Gefühl, das mit den Buckley-Songs verbunden ist, zu transportieren. Michael Mann (auch Sänger und Gitarrist der großartigen Cover-Band WAITING FOR LOUISE) intoniert die Lieder mit der nötigen Hingabe, aber er bleibt dabei seinem eigenen Gesangsstil treu. Leadgitarrist Frank Preuß muss die Gitarrenarbeit von Lee Underwood total verinnerlicht haben, denn seine Ausdrucksweise hat die gleiche Brillanz wie die des ehemaligen Buckley-Begleiters. Das Rhythmus-Duo Peer Sitter (Bass) und Mathias Schüller (Drums) begleiten unauffällig und effektiv.
Die CD beginnt mit 2 Songs aus Buckleys unterschätztem "Blue Afternoon"-Album von 1969: "Chase the blues away" fängt folkig an, bekommt dann aber durch den Einsatz von glockenheller elektrischer Gitarre, erdigem Bass und federndem Schlagzeug ein jazziges Fundament. Das Lied endet relativ abrupt und "I must have been blind" nimmt den eben gesponnenen Faden auf. Die Band spielt Folk-Jazz auf höchstem Niveau: Tim Buckley verbunden, aber auch um eine persönliche Note bemüht. Jetzt geht es zurück ins Jahr 1967: für das Album "Goodbye and Hello" nahm Tim Buckley "Once I was" und "Morning Glory" auf. Außerdem schrieb er "Song to the Siren", dass erst 1970 auf "Starsailor" veröffentlicht wurde. Alle 3 Stücke werden vom Quartett stilsicher, professionell, mit viel Sinn für bedeutende Details dargeboten. Das macht Lust auf mehr.
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Mr. Morning