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Singende - ja sogar komponierende Schlagzeuger? Wohlmöglich sogar noch mit Soloalben? Gibt's nicht? Doch die gibt es tatsächlich!
(20.06.2010)

Now ...

Brent Cash: "The New High" (Marina, Jan. 2017)
Neue Platten vom Marina-Label sind rar geworden. Die Herren des kleinen & feinen Hamburger Labels veröffentlichen scheinbar nur dann noch etwas, wenn es von ihren Lieblingskünstlern Brent Cash (misteriöser Multiinstrumentalist aus Athens/Georgia) oder David Scott (Kopf und einziges Mitglied der schottischen Band The Pearlfishers) alle Jubeljahre etwas Neues zu veröffentlichen gibt. Beide Künstler stehen für perfekten Pop in der Beach-Boys-Tradition und sind eher öffentlichkeitsscheu bzw. geben selten bis gar keine Konzerte. Also gibt es wohl auch keine Konzerte zur Präsentation von "The New High". Mutiges Label, tolle Künstler.
(08.02.2017)
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Father John Misty: "I Love You, Honeybear" (Bella Union, Febr. 2015)
Großer Pop vom zwischenzeitlichen Fleet Foxes-Drummer Josh Tillman. Statt zartem Indie-Folk unter dem Namen J. Tillman hat er es zusammen mit Produzent, Tonmeister und Multiinstrumentalist Jonathan Wilson auch beim zweiten Mal klang- und arrangementtechnisch an nichts fehlen lassen. Beide sind vom Allerfeinsten, aber bei den Songs bin ich nach dem ersten Höreindruck noch nicht voll überzeugt. Für meinen Geschmack brauchen solche Arrangements auch Lieder in der Qualität von Songschreibern wie Brian Wilson oder Randy Newman - oder mag ich einfach nur die alten, depressiven Folksongs aus den Tagen vor seinem Fleet-Foxes-Engagement nur lieber?
Das schwere Vinyl-Doppelalbum im Klappcover mit Poster gibt's im Übrigen zu einem vernünftigen Preis zusammen mit der CD: 360g + X = That's It!
(14.02.2015)
Father John Misty: "Fear Fun" (Bella Union, April 2012)
Hinter dem väterlichen Pseudonym verbirgt sich Josh Tillman, der Insidern vielleicht als (inzwischen Ex-) Trommler der Fleet Foxes bekannt ist. Vor seiner Zeit bei den Füchsen hatte er aber bereits eine ganze Reihe von Solo-Alben unter seinem eigenen Namen veröffentlicht (z.B. das wunderbare folkige "Year In The Kingdom"), aber "Fear Fun" ist wesentlich rockiger und deutlich aufwändiger produziert. Es wirkt eher wie eine Bandplatte, obwohl die meisten Instrumente von Josh und Produzent Jonathan Wilson gespielt wurden. Die Vinylausgabe hat als Bonus die komplette CD dabei.
(30.07.2012)
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"Simone Felice" (V2, März 2012)
Titelloses erstes Soloalbum des Schlagzeugers der Felice Brothers. Allerdinx hat er bereits unter dem Namen The Duke & The King abseits seiner Brüderkapelle veröffentlicht. Gelungener Folkpop, gefällt mir besser als das letzte, doch weniger zugängige Album zusammen mit seinen Brüdern. Die Vinylausgabe gibt es im Übrigen zu einem erschwinglichen Kurs inklusive CD.
(27.06.2012)
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Zwanie Jonson: "I'm A SunshineTime" (Staatsakt, Aug. 2011)
Auch der Hamburger Trommler Christoph Kähler hat unter Pseudonym sein zweites Album am Start. Vielleicht werde ich später mehr erzählen, zuerst aber nur ein Hinweis an die anderen Kritiker: Herr Kähler bekannteste Arbeitgeber als Trommler sind sicherlich Fettes Brot und die Fanta-Vier, aber ich kenne ihn vor allem von der wunderbaren Kapelle Veranda Music und als Begleiter von Nils Koppruch (Fink) und Wolf Maahn. Aus dieser Perspektive ist sein "ausgeruhter Laidback-Softrock" dann vielleicht auch nicht mehr so ganz so überraschend.
Kauftipp: das Vinyl mit beiliegender CD!
(10.09.2011)
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Brent Cash: "How Strange It Seems" (Marina, Mai 2011)
Album #2 des Trommlers aus Athens/Georgia, der den schönsten 60er-Pop seit den Beach Boys, The Association und The Free Design erschafft. Und das alles natürlich bei dem besten Label für solche Musik: Marina Records aus Hamburg, die nach einer Pause von etwa zwei, drei Jahren zum Glück doch weiter am Start sind. Das freut mich sehr. Auf Brent Cash bin ich im übrigen vor wenigen Monaten ganz unspektakulär über Datenbankrecherche gestossen: nachdem mich das Comeback von The Free Design bei Marina so beeindruckt hatte gab ich bei einem Internethändler meines Vertrauens in dessen Suchmaschine zwei kleine Suchbegriffe ein: Marina und Vinyl: eine der Empfehlungen war das 2008er Debüt "How Will I Know If I'm Awake" von dem mir bislang völlig unbekannten Brent Cash, welches ich dann sofort bestellt habe. Das neue Album habe ich jetzt ebenfalls bekommen und kann schon nach dem ersten Hören sagen: noch besser als beim ersten Versuch!
(10.06.2011)
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Tim Neuhaus: "The Cabinet" (Grand Hotel van Cleef, Jan./März 2011)
Der mir bislang unbekannte Tim Neuhaus ist studierter Schlagzeuger und war Begleiter u.a. bei Künstlern wie Clueso oder der Blue Man Group und legt hier auf dem schicken Hamburger Plattenlabel von Kettcar und Tomte ein tolles Debütalbum als Singer/Songwriter vor. Geboten wird unspektakulärer, englisch gesungener Folkpop der guten Art, der mit wiederholtem Hören sogar noch besser wird.
Die CD gab's bereits im Januar, das Vinyl vom März ist mit Downloadgutschein: wie immer eine Freude so etwas!
(20.03.2011)
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Phil Selway: "Familial" (Bella Union, Aug. 2010)
Phil Selway ist natürlich in erster Linie als Drummer von Radiohead bekannt. Auch bei Neil Finns "7 Worlds Collide"-Sessions in Neuseeland hat er mitgemischt - zuletzt sogar mit zwei eigenen Songs, selbst gesungen und mit der akustischen Gitarre vorgetragen. Das war schöner Folk, der so garnichts mit Radiohead zu tun hat und sogar in einem Fall ("The Tie That Binds") zu den Höhepunkten der "7 Worlds Collide"-Aufnahmen gehört. Offensichtlich hat ihm dieser Ausflug in fremdes Terrain so gut gefallen, dass er das Ganze jetzt zu einem kompletten Album ausgebaut hat, auf dem kaum getrommelt (ab und zu ist Wilcos Glen Kotche zu hören), aber viel gesungen und geschrammelt wird. Mag ich.
(08.09.2010)
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J. Tillman: "Year Of The Kingdom" (Western Vinyl, Sept. 2009)
Jay Tillman aus New York ist eigentlich Schlagzeuger von Beruf, aber gleichzeitig auch einer der vielen zauselbärtigen Singer/Songwriter, denen die Zusammenführung von Akustikgitarre, Banjo und Computerloops wie selbstverständlich von der Hand geht. Laptop und Nick Drake sind eben doch kein Wiederspruch. Sechs CDs soll es von dem Mann schon geben, aber erst kürzlich bin ich über ihn gestolpert, wahrscheinlich irgendwo im Internetz, und erfahre jetzt sogar, dass er seit kurzem auch bei den Fleet Foxes hinter dem Schlagzeug sitzt - und natürlich auch zu derem gesanglichen Wohlklang beiträgt.
(17.01.2010)
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J. Tillman: "Vacilando Territory Blues" (Bella Union, Jan. 2009)
Album Numero 5 vom aktuellen Schlagzeuger der Fleet Foxes. Der Vorgänger von "Year Of The Kingdom" war recht günstig zu bekommen und enthält ebenfalls wunderbare Musik abseits der Hauptstraße.
(20.01.2012)
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Sticht: "Small City Lights" (Micropal, Mai 2008)
Alex Sticht trommelte in den 80ern bei den legendären Throw That Beat In The Garbage Can und in den letzten Jahren bei Missouri. Sein Debüt als Sänger, Gitarrist und Songschreiber ist zwar nicht spektakulär, aber doch schön anzuhören.
(20.06.2010)
Beachfield: "Brighton Bothways" (Tuition, Okt. 2007)
Ein und ein halbes Jahr nach dem Tod von Grant McLennan und somit dem Ende der Go-Betweens gibt es ein kleines freudiges Ereignis in Form des ersten Soloalbums von Glenn Thompson, dem letzten Schlagzeuger meiner Lieblinxband. Schon auf "Worlds Apart" konnte man erahnen, dass der Mann mehr als trommeln kann, denn bereits dort sorgte er im Studio für die eine oder andere Gitarren- und Keyboardeinlage. Auch live wusste er als Chorsänger zu gefallen. Dass er als Songschreiber und Leadsänger bei den Go-Betweens keinen Platz hatte war klar, aber er holt es jetzt nach: und gar nicht mal so schlecht! Eine angenehme Gitarrenpop-Platte ohne virtuoses Gefrickel (Glenn spielt alle Gitarren und Keyboards absolut songdienlich selber). Allerdinx finde ich nicht, dass er wie Grant McLennan singt, wie in einer Rezension behauptet wird. Oder gar die Go-Betweens ersetzten könne. Oder wollte.
(31.12.2007)
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Brent Cash: "How Will I Know If I'm Awake" (Marina, Feb. 2008)
(10.06.2011)
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Liam Finn: "I'll Be Lightning" (Haldern Pop/Liberation, Aug. 2007/Okt. 2008)
Die Konzerte von Liam zusammen mit seiner Freundin sind der reinste Wahnsinn, wie ich auf neulich auf YouTube  erfahren habe: zuerst wird mit der Gitarre ein Riff gespielt und mit einem Sampler aufgenommen, teilweise mehrere Schichen übereinander gelegt. Dann springt er an das Schlagzeug (so weit ich weiß, eigentlich sein Hauptinstrument!) und prügelt dazu die wildesten Rhythmen. Absolut sehenswert!
Die CD ist eine ganz andere Baustelle: gesangs- und gitarrenlastiger Singer/Songwriter-Folk-Pop, bei dem das Schlagzeug eine relativ untergeordnete Rolle spielt, mit gelegentlichen modern-elektronischen oder brachial-rockigen Einlagen. Liams familiärer Hintergrund kann und muss auch nicht verdrängt werden. Natürlich gehört er als Sohn von Neil zum neuseeländischen Musikclan der Finns, der mit Onkel Tim Finn (und dann auch Papa Neil Finn) mit der Band  Split Enz begann und seinen bisherigen Höhepunkt in Crowded House (vor allem die Band von Papa Neil, gelegentlich aber auch mit Onkel Tim und sogar Liam als Tourgitarrist, wie zuletzt 2007!) fand. Zwar hat Liam Finn auf seinem Solodebüt fast alles selber gemacht (Gesang, Gitarre, Schlagzeug, Tasten), aber es gab familiäre Unterstützung: Papa Neil Finn ist einmal am Bass dabei, Matt Eccles, Trommler seiner alten Band Betchadupa, hilft auch gelegentlich aus.
In Australien/Neuseeland (bei Liberation) und in den USA (bei YepRoc) erschien das Album bereits im vergangenen Jahr. Jetzt gibt es es auch bei uns: und zwar beim kleinen, aber feinen Label vom Haldern-Pop-Festival, das uns vor kurzem auch schon das 2006er-Werk von William Fitzsimmons näher gebracht hat. Wenn "alte" Sachen so hübsch und zeitlos sind wie bei diesen beiden CDs, dann habe ich natürlich nichts gegen das Auftragen alter (günstiger?) Klamotten.
(26.12.2008)
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Zwanie Jonson: "... It's Zwanietime" (Buback Tonträger/Hoobert, Juni 2007)
Christoph Kähler, Schlagzeuger für Veranda Music, Nils Koppruch und Wolf Maahn, hat im letzten Jahr fast unbemerkt ein wunderschönes Soloalbum herausgebracht, irgendwo zwischen Folk, Gitarrenpop und Barjazz angesiedelt. Ich sag mal: Brian Wilson und die Beatles sind nicht weit weg. Alles selber komponiert und ganz toll gesungen - und dazu auch noch fast alles selber eingespielt, aber es hat gar nichts von dilletantischem bis höchstens charmantem Homerecording, sondern klingt auch noch richtig gut produziert.
Singende & komponierende Trommler - das scheint ja ein neuer Trend zu sein (hallo Mathias!).
(09.03.2008)
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"Tim O'Reagan" (Lost Highway, Juni 2006)
Tim O'Reagan war Schlagzeuger bei den Jayhawks (ab Mitte der 90er bis zur Bandauflösung ca. 2003) und überzeugte dort bereits durch seinen Chorgesang (vor allem, seit Mark Olson von Bord gegangen war) und auch gelegentliche Eigenkompositionen. Anscheinend konnte er nach dem Ende der Jayhawks die Geldgeber bei Lost Highway, dem letzten Vertragslabel der Band, dazu überreden, ein Soloalbum zu finanzieren. Das ist sogar recht schön geworden, hat aber leider wohl kaum was verkauft, denn es gibt anscheinend keinen Nachfolger. Schade eigentlich.
(16.10.2010)
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Chris Brokaw: "Wandering As Water" (RTS 42, Juni 2003)
Chris Brokaw war mal Schlagzeuger der (Slow-Metal?)-Band Codeine, danach Gitarrist bei Come und zuletzt mit Chris Eckman und Hugo Race im Projekt Dirt Music zu hören. "Wandering As Water" ist sein Debüt als Solist, eingespielt am 24.02.2003 nur mit einer Akustikgitarre, gelegentlich verzerrt, ab und zu von einem Tamburine unterstützt. Es gibt viele Instrumentalstücke, gesanglich hält sich Chris eher zurück, obwohl er keine schlechte Stimme hat. Der Stil lässt sich nur schwer definieren: kein Rock, kein Folk: einfach sehr eigenwillig. Rhythmisch ist das manchmal sehr vertrackt - da kommt wohl immer noch der Ex-Schlagzeuger durch (Hallo Mathias!). Vielleicht hilft der Hinweis auf die beiden Coversongs: "Ba-De-Da" von Fred Neil und "Embryonic Journey" von Jorma Kaukonen (Jefferson Airplane).
(29.05.2009)
Janet Bean And The Concertina Wire: "Dragging Wonder Lake" (Thrill Jockey, März 2003)

"Indie- und Roots-Fans mit wenigstens einem offenen Ohr werden Janet Bean als Schlagwerkerin bei Eleventh Dream Day und als eine Hälfte von Freakwater kennen. Schließlich verewigt sich die in Kentucky aufgewachsene Musikern seit fast 20 Jahren auf diversen Tonträgern.
Nachdem die andere Freakwater-Mitstreiterin Catherin Irwin erst kürzlich ein Soloalbum vorlegte, das sie wie erwartet ganz zurück zu den klassischen Country-Wurzeln führte, zieht Janet Bean nun mit ihrem Solodebüt nach. Und wer wie ich Janet als alternative Emmylou Harris eingeordnet hatte, also sehr wohl der Wurzeln bewusst, aber doch lieber ohrenfreundlich als zu wurzelig/sperrig, nun, der sieht seine Erwartungshaltungen hier getäuscht.
Zwar durchzieht die Pedal Steel von Jon Spiegel die gesamte Platte mit einem countryesken Unterton, aber dagegen setzen mit Fred Lonberg-Holm und Jim Baker zwei bekannte Chicago-Avantgardisten in diesem Zusammenhang ungehörte Zeichen. Das gesamte Album könnte so eigentlich auch zirka `72 erschienen sein, eingespielt von einer Singer-Songwriterin, die von ihren Country-Folk-Wurzeln zu neuen Ufern aufbricht und somit die Arrangements etwas komplizierter gestaltet, die Stimmung etwas verdunkelt, hin und wieder relativ straight musizieren lässt, dann aber Songs wie Neil Young´s "Soldier" gegen den Strich bürstet. Auch die andere Fremdkomposition, "The God Song (That´s Why I Love Mankind)" von Randy Newman ist eher ambitioniert umgesetzt.
Natürlich ergeben sich absolute Hinschmelz-Momente ("Paper Thin"), aber der Großteil der Songs und das Album als Ganzes lassen/lässt sich nicht direkt im ersten Durchgang erschließen. Doch der Hörer spürt hier die Tiefe und fühlt sich angezogen von einer dunklen Songkollektion, die intensive Beschäftigung verlangt und somit sicher auch über eine lange Halbwertszeit verfügt."

Das mit dem Singer/Songwriter-Sound "zirka 1972" hat Hand und Fuß: auch beide Coverversionen sind aus diesem Jahr. Das ganze Werk ist etwas sperrig, aber schon beim ersten Hören sehr spannend. Auch die Instrumentierung liegt ganz auf meiner Welle. Außerdem hat es die Lady nicht nötig, sich auf dem Cover optisch auszubreiten (sie könnte! Habe ich in 11th Dream Day und Freakwater-Konzerten schon feststellen können!), sondern hat da ein wunderschönes Gemälde platziert.
(16.04.2003)

... and Zen

Grant Hart: "Intolerance" (SST, Nov. 1989)

Wie konnte ich Grant Hart, den Inbegriff des singenden und komponierenden Schlagzeugers nur vergessen? Asche auf mein Haupt!
(04.12.2010)

Nach dem Trennungsfrust von Hüsker Dü spielte Drummer Grant Hart sein Solodebüt ganz alleine ein, wobei das Schlagzeug eher eine untergeordnete Rolle spielt und manchmal sogar stattdessen eine Drum-Machine eingesetzt wird. Beeindruckend ist eine Orgel, die Hart im Studio vorfand und dann bei fast allen Titeln einsetzte. Mit dem Undergroundhit "2541", später von Robert Forster und sogar von meinen Rusty Nails gecovert!

"Guru Guru Mani und seine Freunde" (Atlantic, Aug. 1975)

Mani Neumeier hatte ich in diesem Zusammenhang fast vergessen! Zu meiner Entschuldigung möchte ich anführen, dass er in erster Linie doch Trommler (und Entertainer!) und kein Singer/Songwriter im klassischen Sinne ist! Ausserdem versucht er sich, anders als die meisten der hier präsentierten Kollegen, nicht zusätzlich als Gitarrist oder Keyboarder.
(11.07.2010)

Ende 1974 stand Guru Gurus Trommler Mani Neumeier nach dem Ausstieg von Gitarrist Conny Veit und Bassist Hans Hartmann alleine da. Auf Anraten seiner Freunde von Kraan machte er sich an sein erstes Soloalbum, bei dem er von Musikern von Kraan (Bassist Hellmut Hattler, Trommler Jan Fride und Gitarrist Peter Wolbrandt), Karthago (Keyboarder Ingo Bischof und Perkussionist Tommy Goldschmidt) und Harmonia (Dieter Möbius und Achim Roedelius) unterstützt wurde. Dazu kamen Jazzsaxofonist Gerd Dudek und Bluespianist Champion Jack Dupree. Mit Jogi Karpenkiel und Sepp Jandrisits waren auch zwei Musiker der nächsten Guru Guru Besetzung ("Tango Fango" von 1976) dabei, wobei für mich unklar ist, ob es zum Aufnahmezeitpunkt, April 1975, eine aktive Guru Guru-Besetzung gab oder nicht. Aber im Grunde ist das bei dem tollen Ergebnis egal, denn die Sessions müssen wohl allen beteiligten Musiker riesigen Spaß gemacht haben.
(16.07.2008)

"Matching Mole" (Columbia, April 1972)
Im Oktober 1971 formierte Schlagzeuger und Sänger Robert Wyatt eine Gruppe aus Mitgliedern diverser Canterbury Bands: Keyboarder Dave Sinclair hatte Caravan nach "In The Land Of Grey And Pink" verlassen, Bassist Bill MacCormick spielte mit Roxy Musics Phil Manzanera bei Quiet Sun und Gitarrist Phil Miller spielte mit seinem Bruder Steve, welcher wiederum Sinclair auf "Waterloo Lily" bei Caravan ersetzt hatte, bei Delivery). Wyatt benannte die Band als kleinen Scherz auf Soft Machine, wo er gerade ausgestiegen war (lautmalerisch für die französische Übersetzung von "soft machine": "machine mole". Auf dem Cover sind auch 2 Maulwürfe zu sehen).
Wyatts Musik zu dieser Zeit, begonnen mit seiner ersten Solo-LP "The End of an Ear", war eine Art Free-Jazz-Rock, ausgedehnte, recht komplexe Jams, in denen die Solisten ihr Können zeigten und der Leader seine dadaistischen Klang- und Stimmimprovisationen einflochten. Wer also Jazz und Freejazz schätzt, sollte mit "Matching Mole" weniger Probleme haben (im Gegenteil!). Der erste Titel "O Caroline" ist ein wunderschönes Liebeslied an WYATTs damalige Flamme Caroline Coon gerichtet, auf dem er sich selbst auf dem Mellotron begleitet. Danach kommen vor allem lange Jamsessions, die den Rest der Platte einnehmen, immer wieder bereichert durch WYATTs bizarre Vokals und eigenwillige Keyboardeinlagen, die schon einen Vorgeschmack auf sein späteres Schaffen geben, bei denen er sich, wie z.B. auf "Dondestan", meist nur selbst auf Keyboards und Perkussionsinstrumenten begleitet. Seit 1973 sitzt Wyatt nach einem Unfall hüftabwärts gelähmt im Rollstuhl und kann das Schlagzeug im herkömmlichen Sinne (d.h. auch mit den Füssen) nicht mehr spielen.
Jim Capaldi: "Oh How We Danced" (Island, Feb. 1972)
Das Solo-Debüt des Traffic-Trommlers, hier in der Rolle als Sänger und Songschreiber, ganz im Stil seiner Hauptband, nur eben ohne Steve Winwood als Sänger und vielleicht insgesamt etwas relaxter. Bei den meisten Titeln wird er von der Muscle-Shoals-Studioband begleitet (Dave Hood am Bass, Barry Beckett an den Tasten, Roger Hawkins am Schlagzeug), die später dann ja bekanntlich für eine Zeit fest zu Traffic gehört haben (z.B. auf dem Live-Album "On The Road" von 1973) sowie Free-Gitarrist Paul Kossoff. Bei einem Stück ist sogar die komplette 71er-Besetzung von Traffic dabei (Steve Winwood, Saxofonist/Flötist Chris Wood, Perkussionist Reebob Kwaku Bah, Bassist Rick Grech und Trommler Jim Gordon). Sogar Ex-Traffic Dave Mason spielt Gitarre und Harmonika.
Soloalben von "Nebendarstellern" sind ja oft recht langweilig, auch wenn viele prominente Freunde mitwirken, aber hier macht es doch Sinn. Das könnte vielleicht daran liegen, dass Capaldi nicht nur in einer bekannten Band spielt, sondern auch ein ganz vorzüglicher Songschreiber ist: schließlich war er schon bei Traffic für die Texte zu den Winwood-Liedern zuständig.
(01.12.2013)
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Udo Lindenberg: "Lindenberg" (Telefunken, Nov. 1971)
Kürzlich beim Elektrodicounter als Ramsch-CD entdeckt: Udos Debütalbum mit ziemlich schwachen englischen Texten, aber guter Musik, die (noch) nichts zu tun hat mit dem Haudrauf-Rock , der Udo wenige Jahre später zu einem der erfolgreichsten Rocker Deutschlands gemacht hat und der mir nie etwas bedeutet hat. Hier klingt er dagegen zeittypisch manchmal wie ein kalifornischer Singer/Songwriter (u. a. Dank der sehr guten Akustik- und E-Gitarre von Andy Marx), manchmal auch wie ein britischer Progrocker (Marx und Lindenberg hatten kurz davor noch mit Klaus Doldinger im Jazzrock-Bereich musiziert) mit sehr guter Schlagzeugarbeit und durchaus ordentlicher Keyboardarbeit vom Chef noch höchstpersönlich. Den Bass bediente damals bereits der legendäre Steffi Stephan. "Lindenberg" ist sicher nicht essentiell, aber eigentlich ganz nett.
(30.09.2012)