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Michaels aktuelle Plattentipps

Rhiannon Giddens: "You're The One" (Nonesuch, Aug. 2023)
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Buck Meek: "Haunted Mountain" (4AD, Sep. 2023)
Die Musik seiner Band Big Thief, zusammen mit der Sängerin Adrienne Lenker, schätze ich sehr, habe mich bislang aber nicht mit den Soloprojekten der Beteiligten beschäftigt. Auf Bucks drittes Soloalbum bin ich durch ein paar positive Rezensionen gestoßen, außerdem gab es auf YouTube ein paar schöne Videos von ihm und seiner Band. Buck Meek ist vielleicht nicht der beeindruckendste Sänger, hat darüberhinaus auch das Spiel auf der Sologitarre seinem Mitstreiter Adam Brisbin überlassen (eine echte Entdeckung der Mann!), hat aber tolle Songs und eben ein gute Band am Spiel, die auch wie eine echte Band klingen. Am Ende hat der dann noch die letzten Tagebucheinträge von Judee Sill vertont - damit hat er mich dann natürlich endgültig gekriegt!"
(2023-09-22)
[Big Thief | Jolie Holland | Judee Sill]
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Hiss Golden Messenger: "Jump For Joy" (Merge, Aug. 2023)
Um es klarzustellen: ich mag das neue Album von Mike Taylor und seiner Band, so wie ich bisher jedes Album seiner Band gut fand. Mir ist aber völlig unklar, warum "Jump For Joy" denn so ganz anders sei als die Vorgängeralben. Klingt für mich wie der übliche Marketingspruch, den Taylor aber überhaupt nicht nötig hat.
(2023-09-22)
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Bonnie 'Prince' Billy: "Keeping Secrets Will Destroy You" (Domino/Drag City, Aug. 2023)
Ich schätze die Musik von Will Oldham sehr, egal unter welchem Künstlernamen er gerade veröffentlicht. In der 80ern war das "Palace Music" bzw. "Palace Songs", in den letzten Jahren hat sich der Name "Bonnie 'Prince' Billy" durchgesetzt. Dann kommen noch zahlreiche Nebenprojekte und Kollaborationen hinzu. Deshalb bin ich auch nicht bei jeder Veröffentlichung dabei: das ist mir dann doch manchmal ein wenig zu viel des Guten.
"Keeping Secrets ..." hat mich in den Vorankündigungen wieder etwas neugieriger gemacht und die Vinylausgabe war auch trotz der aktuellen Lage nicht zu teuer um mich vom Kauf abzuhalten. Will Oldham hat also im Freundeskreis sitzend musiziert, ohne Netz und doppelten Boden. Zwar macht er das meiner Meinung nach sowieso (fast) immer so, aber egal. Deshalb also hier nur eine kurze Beschreibung der Platte als Appetitanreger:
Zwölf (neue?) Lieder. Geschrieben, gesungen und an der Akustikgitarre begleitet von Will Oldham, dazu bei den meistern Liedern Unterstützung durch die Sängerin Dane Waters und die Streicherinnen Sara Louise Callaway und Elisabeth Fuchsia. Weitere Instrumente wie Orgel, Mandoline oder Saxophon kommen nur punktuell dazu. Auf eine Rhythmusgruppe wird ganz verzichtet. Insgesamt also eine sehr intime Angelegenheit und nach meiner Ansicht nicht eine große, im Raum versammelte Menschenmenge, wie der Waschzettel wohl vermitteln wollte. Außerdem gibt es sogar ein Textblatt, was mir beim ersten Hören den Zugang zu den Liedern erleichtert hat. Wenn ich mich da richtig erinnere, so fehlen die Texte meist bei seinen Platten.
Insgesamt ein eher intimes und lohnenswertes Album, aber keines, was neue Fans erreichen wird. Will Oldham wird das egal sein.
(2023-09-09)
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Sam Burton: "Dear Departed" (Partisan, Juli 2023)
Das zweite Album dieses jungen Singer/Songwriters, dessen Musik klingt als hätten wir nicht 2023, sondern 1973. Das Debüt von 2020 war schon ziemlich gut. Im letzten Jahr hatte er dann noch bei dem großartigen Projekt Sylvie von Ben Schwab mitgewirkt. Und auch jetzt, mit neuem Label und neuen Begleitern, vor allem Produzent und Multiinstrumentalist Jonathan Wilson, ist da wieder etwas ganz Wunderbares entstanden.
(2023-08-29)
[Jonathan Wilson: "Gentle Spirit" (2011) | Sam Burton: "I Can Go With You" (2020) | Sylvie (2022)]
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Bela Fleck, Zakir Hussain & Edgar Meyer feat. Bakesh Chaurasia: "As We Speak" (Thirty Tigers, Mai 2023)
Manchmal lassen sich durch mehr oder weniger zufällige Impulse tolle Entdeckungen machen. Zwar ist mir Banjovirtuose Bela Fleck schon lange ein Begriff, aber ... ok, der Reihe nach! Vor ein paar Wochen gab es die drei neuen Trio-LPs von Charles Lloyd bei Blue Note relativ günstig bei meinem Hoflieferanten (heißt: deutlich unter 20 Oiro das Stück). Eine davon hatte er mit dem Tablavirtuosen Zakir Hussain aufgenommen, den vielleicht der eine oder andere noch von Shakti kennt. Dieses Album, "Sacred Thread", gefiel mir besonders gut und ich habe dann mal gestöbert, was Zakir Hussain denn sonst noch so gemacht hat in letzter Zeit. Dabei fiel mir dieses neue Album unter der Federführung von Bela Fleck auf, das bei Neuerscheinung im vergangenen Mai noch völlig an mir vorbeigegangen war. Zwar schätze ich Bela Fleck und seine Musik sehr, vor allem die Alben aus der "Tales From The Acoustic Planet"-Reihe, aber dieses neue Album von Fleck und Hussain zusammen mit dem ebenfalls von mir hochgeschätzten Kontrabassisten Edgar Meyer, der alles zwischen Blue Grass, Country, Jazz und Klassik drauf hat, hatte mich neugierig gemacht, da es von meinen Hörerwartungen her nur das Beste versprach. Mit dabei noch der mir bislang unbekannter indischer Bansurispieler Bakesh Chaurasia, der aber auch ein Meister seines Faches ist, nämlich dem klassischen Indischen Flötenspiel. Jetzt steht die Platte hier bei mir, war gar besonders nicht teuer, und bringt mir diese wunderbare Musik, die wohl so nur von diesen Meister gespielt werden kann: weder Jazz, noch Folk, noch Klassik - oder doch irgendwie das alles gleichzeitig: virtuose akustische improvisierte Weltmusik von zwei Indern und zwei Amerikanern. Als Referenz fällt mir da eigentlich nur die Band Oregon ein. Wer mich kennt, weiß dass das so ziemlich das größte Lob aus meinem Munde ist.

Bela Fleck ≅ Ralph Towner? Zakir Hussain ≅ Collin Walcott? Edgar Meyer ≅ Glenn Moore? Bakesh Chaurasia ≅ Paul McCandless?

Ach ja: die Platte kommt zwar nur als Einzelvinyl daher, als MP3-Dreingabe gibt es aber noch so viele weitere Lieder der gleichen Qualität, sodass es sich hier eigentlich um ein Doppelalbum mit fast 80 Minuten Spielzeit handelt!
(2023-08-13)
[Oregon: Distant Hills | Bela Fleck: Tales From The Acoustic Planet | Charles Lloyd Trio: Sacred Heart]
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Soft Machine: "Other Doors" (Do Yourself A Double, Juni 2023)
"Other Doors" ist tatsächlich das erste Soft Machine-Album, das ich mir bei seiner Veröffentlichung direkt angeschafft habe! Die Ehre dafür gebührt, wie öfters in letzter Zeit, Klaus Fiehe von 1Live, der Sonntagnachts nicht nur Elektronik-Gefrickel und Garagenrock, sondern manchmal auch solchen Jazz spielt. Das psychedelische Frühwerk der Band aus den späten 60ern, noch mit Kevin Ayers, Robert Wyatt und Mike Ratledge, kenne ich natürlich. Es kam aber altersbedingt erst mit Verzögerung zu mir und in meine Plattensammlung. In den 70ern habe ich dann die ernsthafteren Jazzplatten der Band aber nur noch gelegentlich gehört und vom (zwischenzeitlichen) Ende der Band und dem Neubeginn vor ein paar Jahren auch nichts mitbekommen. Aus dieser Zeit der Band seit den frühen/mittleren 70ern sind immerhin noch Schlagzeuger John Marshall und Gitarrist John Etheridge dabei. Saxofonist Theo Travis ist wohl auch schon ein paar Jahre dabei, während "Jungspund" Fred Baker erst kürzlich den Bassistenjob vom über 80jährigen Roy Babbington übernommen hat, der altersbedingt ausgeschieden ist, aber bei zwei Liedern als Gast mitspielt. Für den ebenfalls über 80jährigen John Marshall wird es nach "Other Doors" wohl auch einen Nachfolger geben - wenn es denn mit der Soft Machine weitergeht, was natürlich zu hoffen ist. Die gleichzeitig "altmodische", besser gesagt "zeitlose", auf jeden Fall frische Musik der Band auf dem neunen Album spricht auf jeden Fall dafür.
Ach ja - obwohl das Label der Band "Do Yourself A Double" heißt habe ich mir statt dem ziemlich teuren Vinyl-Doppelalbum (knapp 40 Oiro!) nur die günstige CD gekauft, immerhin im hübschen Pappcover. Das muss bei mir als "Nicht-Hard-Core-Fan" von Soft Machine dann doch reichen.
(2023-07-23)
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Jean-Pierre Mas & Cesarius Alvim: "Rue De Lourmel" (Owl, 1977)
Eines meiner allerliebsten Jazzalben! Ein französisches Duo mit Klavier und Bass. Diese Platte habe ich in den späten 70ern, noch zu Schulzeiten, bei einem Freund kennengelernt, der schon etwas eher als ich beim Thema Jazz angelangt war und mich mit dieser und ein paar anderen Platten auf den Geschmack gebracht hat. "Rue de Lourmel" kam in Arnies Keller damals sogar sehr oft auf den Plattenteller. Allerdings hat es bis in die 00er Jahre gedauert, bis ich selber mal irgendwo eine Wiederveröffentlichung auf CD gefunden habe. Am letzten Samstag kam mir doch tatsächlich eine Originalausgabe aus Frankreich auf 2nd-Hand-Vinyl unter die Finger. Mit knapp 15€ vielleicht kein Fall für die Grabbelkiste, aber trotzdem ein guter Fang. Und endlich kann ich diese wunderbare Musik auch bei mir zuhause so hören, wie es sein sollte, auf Vinyl. Da muss ich doch glatt ein paar andere Jazzschätze aus dieser Zeit auflegen, zum Beispiel "Deer Wan" von Kenny Wheeler oder "Solstice" von Ralph Towner. Oder ... da fällt mir sicher noch so einiges ein!
(2023-07-18)
[Ralph Towner: "Solstice" | Kenny Wheeler: "Deer Wan"]
Fruit Bats: "A River Running To Your Heart" (Merge, April 2023)
Beim letzten Fruit Bats Album "Pet Parade" habe ich noch darüber sinniert, ob das eine Band oder ein "Projekt" eines Einzelkünstlers ist. Auf der neuen Platte gibt Mastermind Eric D. Johnson jetzt ein paar hilfreiche Hinweise durch die Besetzungsliste: Fruit Bats is: Eric D. Johnson. Sonst niemand. Unter with werden vier mir bislang unbekannten Musiker aufgeführt, die mit ihm im Studio waren und wohl auch als Fruit Bats auf der Bühne stehen. Unter der Rubrik featuring werden die nicht fest zur Mannschaft gehörenden Gäste wie Andy Cabic, der es mit seiner "Band" Vetiver ähnlich hält, und Co-Produzent Jeremy Harris aufgeführt. So - genug Erbsenzählerei! Das neue Album ist stilistisch etwas breiter aufgestellt als das Vorgängeralbum, das von Josh Kaufman produziert wurde, mit dem er ja auch in der "All Star Band" Bonnie Light Horseman spielt. Am Anfang hat mich der etwas rockigere Ansatz des neuen Albums etwas irritiert, dann stellte sich aber wieder meine Zufriedenheit ein und ich mag das, was ich da höre. Teilweise werde ich auch an den Labelkollegen M.C. Taylor erinnert, der ja auch dieses "Konzept" nutzt und mit wechselnden Begleitern unter dem Bandnamen Hiss Golden Messenger auftritt.
(2023-07-16)
[Vetiver | Bonnie Light Horseman | Pet Parade | Hiss Golden Messenger]
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Rose City Band: "Garden Party" (Thrill Jockey, April 2023)
Manchmal bin ich wohl nicht richtig auf Zack. Ripley Johnson, der Bandleader der Rose City Band, ist anscheinend schon eine etwas größere Nummer im Musikgeschäft und tanzt auf mehreren Hochzeiten: er macht Indie-Rock mit der Band Wooden Shjips und spielt auch noch zusammen mit der Keyboarderin Sanae Yamada Spacerock im Moon Duo, ist mir aber erst kürzlich auf der Webseite vom Glitterhaus mit diesem Album seiner Drittband aufgefallen, die so etwas wie Country-Jam-Rock macht. Übrigenz ist "Garden Party" auch nicht deren Debütalbum. Da gibt es wohl noch einiges zu entdecken. Und lasst euch von dem bescheuerten Waschzettel mit Grillparty-Verweisen nicht abschrecken. Ach ja - die eigentliche Rhythmusgruppe der Band spielt auf der Platte gar nicht mit. Den Bass bedient der Chef stattdessen selber, das Schlagzeug wird von John Jeffrey bearbeitet, ebenfalls Mitglied im Moon Duo. Ok - das muss ich mathematisch jetzt nicht verstehen. Ben Folds Five waren ja ebenfalls ein Trio und hatten offensichtlich viel Humor. Aber ich schweife ab. Zurück zur Gartenparty! Und wer noch einen Vergleich zum Thema "Country-Jam-Rock" braucht: Vielleicht Grateful Deads "Mars Hotel"? Da gibt's auch irgendwo 'ne Pedal Steel zu hören! Oder doch eher "Blues For Allah"?
(2023-07-14)
[Grateful Dead From The Mars Hotel | Blues For Allah]
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"The Endless Coloured Ways - The Songs Of Nick Drake" (Chrysalis, Juli 2023)
Jetzt liegt dieses großartige Doppelalbum schon einen Monat hier bei mir - und ich komme erst jetzt dazu, etwas darüber zu schreiben! Diese Platte wolle ich nicht mal so eben "zwischendurch" hören, sondern voll genießen. Diese 90 Minuten voll fantastischer DRake-Songs (was natürlich von Anfang an klar war!), interpretiert auf durchweg gute und interessante Art von teilweise noch sehr jungen, aktuellen Künstlern, teilweise sogar großartig interpretiert, ist wohl das bisher beste Nick-Drake-Tribute-Album, das ich kenne. Und ich kenne (natürlich) so einige. Vielleicht ist das sogar was für meine Jahresliste. Oder neue Inspiration für das Repertoire meiner Band STTS?
(2023-08-06)
[Nick Drake Songbook]
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Demian Dorelli: "Nick Drake's Pink Moon" (Ponderosa, Okt. 2021)
Diese Platte habe ich kürzlich durch Zufall beim Internetstöbern entdeckt: der mir bisher unbekannte italienisch/Britische Pianist hat vor zwei Jahren das komplette Pink Moon-Album am Klavier neu interpretiert. Die Vinylversion war tatsächlich zu einem moderaten Preis und in kurzer Zeit lieferbar - und ich bin echt angetan! Auch ohne Gesang und ohne typische Drake-Gitarre kann man erkennen, wie toll diese Lieder sind.
(2023-07-09)
[Pink Moon | Covers: Nick Drake]
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Motorpsycho: "Yay!" (Stickman, Juni 2023)
"Same procedure as last year, Miss Sophie?" - "Same procedure as evr'y year!" Das stimmt vor allem für diese phänomenale Band aus Norwegen: jedes Jahr ein neues Album. Auch wenn "Yay" anders ist als seine zahlreichen Vorgänger: es gibt nur relativ kurze Lieder, kein Epen. Gab es jemals ein Motorpsycho-Album mit klassisch zehn Liedern? Wahrscheinlich schon, aber bisher haben die Jungs für so etwas mindestens ein Doppelalbum gebraucht und kamen nicht mit 40 Minuten aus. Die Lieder sind nicht nur kürzer, sondern außerdem auch weniger heftig und weniger komplex - laut eigener Aussage vom Hüllentext ein Folge des Entstehungsprozesses in der Pandemiezeit, wo das Bedürfnis zur Einfachheit sehr groß war. Fehlt jetzt zu einem großartigen neuen Motorpsycho-Album der Pathos und der Größenwahn? Überraschenderweise nicht. Nach dem ersten Hören glaube ich sogar, dass es ein richtig gutes Motorpsycho Album ist. Also mischen die Jungs jetzt nach Hardcore, Pop, Metal und Prog auch noch die Singer/Songwriter-Branche auf. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber doch: Bent Saether und H.M. Ryan ist mal wieder, glücklicherweise erst nach den Aufnahmen zu "Yay", der Drummer verloren gegangen (das ist anscheinend ein wirklich anstrengender Job!) und sind in 2023 zunächst wieder nur ein Duo. Aber es geht sicherlich weiter und ich freue mich schon auf den ersten Gig der Band nach Corona. Wenn auch nur als Folk-Duo. Ach ja - das Cover ist wohl eine Hommage an das Cover vom Pavement-Album "Wovee Zowee", wie ich irgendwo gelesen habe. Na ja - es gibt in beiden Fällen je zwei Sprechblasen als Frage (mit einem "?") und als Antwort ("!")
(2023-07-05)
[Pavement ]
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M. Byrd: "The Seed" (Nettwerk, Juni 2023)
Jetzt ist das von mir erhoffte Vollalbum nach der tollen EP "Orion" von 2022 endlich da ... und ich finde es nach dem ersten Hören nur irgendwie "ganz gut", meine im vergangenen Jahr etwas euphorischer gewesen zu sein. Na ja - das liegt wahrscheinlich an mir. Das mit dem bösen S-Wort ("Sta***rock") gilt aber immer noch und wurde von mir ja auch nicht negativ gemeint und nur augenzwinkernd in den Raum geworfen. Ich kann jetzt auch konkreter werden: mir fallen als Vergleich "The War On Drugs" ein. Und die sind ja auch nicht böse, sondern irgendwie ziemlich cool. Und haben die Echo- und Hallgeräte ja schließlich auch nicht erfunden. Und Max Barth kann ja außerdem nix dafür, dass mich seine Stimme an Adam Granduciel erinnert. Noch mal reinhören steht wohl auf meinem Plan der nächsten Wochen.
(2023-07-02)
[The War On Drugs | Orion EP]
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Charles Lloyd: "Trios 3 - Sacred Heart" (Universal/Blue Note, Nov. 2022)
Die dritte Trioplatte von Charles Lloyd gefällt mir am besten. Neben dem wie immer wunderbaren Klängen des Meisters an Tenorsaxofon, Altflöte oder Tarogato (einem ungarischen Holzblasinstrument ähnlich einem Sopransaxophon) sind das die Tablas und die Stimme von Zakir Hussain, den einige vielleicht noch von Shakti kennen, sowie die außergewöhnliche Gitarrenklänge von Julian Lage, der bisher erst einmal auf meinem Radar aufgetaucht ist, und zwar als Partner von Wilco-Gitarrist Nels Cline auf dessen Jazzalbum "Currents, Constellations", ebenfalls bei Blue Note erschienen. Trotz der wichtigen Beiträge von Hussain und Lage ist das hier vor allem wunderbar lyrische Musik des Meisters und klingt nicht nach Shakti, Nels Cline oder sogar Wilco. Die ich natürlich auch sehr schätze.
(2023-07-01)
[Nels Cline 4]
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Charles Lloyd: "Trios 2 - Ocean" (Universal/Blue Note, Sept. 2022)
[Blue Note]
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Charles Lloyd: "Trios 1 - Chapel" (Universal/Blue Note, März 2022)
[Blue Note]
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Boygenius: "The Record" (Interscope, März 2023)
Es hat ein wenig gedauert, bis dieses Album den Weg zu mir gefunden hat. Bei allen Veröffentlichungen von Phoebe Bridgers war ich bislang (fast) immer zügig dabei, solo oder als Duo zusammen mit Conor Oberst bei Better Oblivion Community Center oder mit dem yMusic-Geiger Rob Moose, - und die Musik hat das auch immer gerechtfertigt. Die erste EP von ihr mit mit ihren mir bisher nicht ganz so bekannten Kolleginnen Lucy Dacus und Julien Baker vor knapp 5 Jahren hatte ich allerdings verpasst. Jetzt wurde für das erste Vollalbum der drei im Vorfeld sogar Reklame gemacht und es gab auch eine Titelgeschichte im deutschen Rolling Stone. Es war also klar, dass ich dabei sein wollte. Und dann kam das aktuelle Problem von mir mit neuen Platten: zu teuer. Ich kann es mir zwar leisten, möchte aber eigentlich keine 30 OIRO und aufwärts für eine einzelne, neue Schallplatte ausgeben - quasi meine aktuelle Hemmschwelle. Ich habe also gewartet, bis ich an eine CD gekommen bin und kann jetzt endlich die Musik hören: richtig gut zusammen, diese drei Ladies. Und schade, dass ich da kein LP-Cover beim Hören in den Händen halten kann!
(2023-06-16)
[Phoebe Bridgers | Better Oblivion Community Center | Phoebe Bridgers & Rob Moose: Copycat Killer]
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Bob Dylan: "Shadow Kingdom" (Sony/Columbia, Juni 2023)
Meine Meinung ...
[Them feat. Van Morrison | The Band: Cahoots]
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Cowboy Junkies: "Such Ferocious Beauty" (Latent, Juni 2023)
Bands aus den 80ern, die weit weg von Nostalgie sind und immer noch relavante Musik machen, relevant wenigstens für mich? Da fallen mir neben The Church aus Australien natürlich die Cowboy Junkies aus Kanada ein. Die neue Platte ist auf eine angenehme Art sperrig, fast schroff, und trifft mich wie immer mitten in's Herz.
(2023-06-06)
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Matthews Southern Comfort: "The Woodstock Album" (Must Have, April 2023)
Iain Matthews, der ehemalige Sänger von Fairport Convention (1967-69), Matthews' Southern Comfort (1970) und Plainsong (1972 und in den 90ern), hat inzwischen eine komplett Niederländische Version seiner dritten Band am Start, die nach der Pandemiepause einen Neustart mit Coverversionen zum Thema Woodstock-Festival macht. Das klingt alles sehr schön, die Band singt und spielt toll, nur manchmal finde ich, dass dabei etwas übertrieben versucht wird, sich vom Original vom damaligen Festival zu unterscheiden, was teilweise bedeutet, dass Melodien und vor allem die Harmoniestruktur der Vorlagen verändert wurde. Das ist immer spannend zu hören, schießt aber manchmal über das Ziel hinaus, z.B. bei "Bad Moon Rising" von CCR oder "My Generation" von The Who. Dagegen finde ich es total spannend, wie die vier Santanas "Evil Ways" in den Griff bekommen haben, das man wohl eher nicht mit einer Folkrockband in Verbindung bringen würde. Bei "A Little Help From My Friends" bin ich mit meinem Urteil noch unentschlossen. Schließlich war das "Woodstock-Original" von Joe Cocker ja schon eine Coverversion, dazu noch eine echt geniale. Für manche Leute sogar besser als das von Ringo gesungene Beatles-Original. Hier gibt es eine schöne, folkige Version im Walzertakt und mit Akkordeon, die ich durchaus zu schätzen weiß, aber weder Joe noch Ringo Konkurrenz macht - und es wohl auch gar nicht erst versucht
(2023-06-07)
[Fairport Convention 1969 | Matthews Southern Comfort 1970 | Plainsong 1972 | Plainsong 1992 | Matthews Southern Comfort 2018]
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Helmut: "My Interstellar Love Life" (März 2023)
Von "Helmut" aus Berlin habe ich zum ersten Mal im Januar bei Klaus Fiehe auf 1Live gehört. Im Halbschlaf glaubte ich den Namen nicht richtig verstanden zu haben ("Helmut wer?") und habe deshalb sogar bei Klaus Fiehe per E-Mail nachgefragt, was ich normalerweise nicht tue. Naja - das Album wurde von Klaus für das Frühjahr angekündigt, geriet bei mir seitdem aber leider wieder in Vergessenheit. Kürzlich habe ich die Platte dann aber bei meinem Hoflieferanten in der Rubrik "Lagerräumung" gefunden und sofort bestellt. Hat es sich gelohnt? Weiß ich noch nicht so genau. Die Musik liegt irgendwo zwischen Laptop-Folk, Indie-Rock und Cocktail-Jazz. Das hat eindeutig was. Das Cover ist allerdings so bunt, dass es schon wieder hässlich ist. Und die rote Schrift auf grauem Hintergrund bei den Liner-Notes ist mit meinem alten Augen abends leider kaum zu entziffern (morgens geht es übrigenz deutlich besser!). Nach wenigen Tagen ist die Platte bei meinem Hoflieferanten sogar komplett gestrichen, wird also irgendwie zu einem Mysterium. Also nochmal: Hat sich die Anschaffung gelohnt? Ich glaube schon. Warum allerdings Adrian Scholz (laut Cover) bzw. Adrian Schull (laut Waschzettel) den Künstlernamen "Helmut" gewählt hat, das ist auch noch so ein Mysterium. Aber vielleicht bin ich auch nur zu alt für diesen Künstler und seine Peer Group und seine Zielgruppe.
(2023-06-08)
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Rodney Crowell: "The Chicago Sessions" (New West, Mai 2023)
Rodney Crowell ist schon recht lange auf meinem Radar, zum ersten Mal habe ich ihn über eine Coverversion von Terry & The Pirates wahrgenommen, eine San Francisco Band aus den frühen 80ern. Das Lied muss wohl "Ain't Living Long Like This" gewesen sein, der Titelsong des Albums, das hier als Vorlage für das neue Plattencover gewählt wurde. Dafür gibt es hier auf der Homepage ja auch die schöne Seite "Cover The Cover" mit ein paar wunderbaren Exponaten. Rodney Crowell war lange Jahre Gitarrist bei Emmylou Harris und hat zahlreiche gute bis sehr gute eigene Alben herausgebracht, ohne dass ich da jetzt wirklich jedes kennen würde. Die "Chicago Sessions" haben aber jetzt nochmal einen Extra-Fokus geliefert, weil das Album von Wilco-Chef Jeff Tweedy in dessen Loft in Chicago produziert wurde. Weil sich meine heiße Liebe zu Wilco und seiner Band ja ein klein wenig abgekühlt hat (die Großtaten liegen schon ein paar Jahre zurück!) kann ich jetzt einfach mal behaupten, dass ich mir das Album nicht wegen Jeff Tweedy gekauft habe und es auch nicht alleine deswegen so gut ist, wie es ist, denn Rodney Crowell ist ein alter Hase und hätte das wohl auch ohne Tweedys Hilfe hinbekommen. Rodney ist also nicht Johnny Cash (auch wenn er mal dessen Schwiegersohn war!) und Tweedy ist nicht Rick Rubin. Ach ja - auch hier war die Vinylausgabe viel zu teuer und ich habe mit der CD-Ausgabe vorlieb genommen.
(2023-06-06)
[Cover The Cover | Ain't Living Long Like This | Terry & The Pirates | Jeff Tweedy]
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Graham Nash: "Now" (BMG Rights, Mai 2023)
Ich gebe gerne zu, dass Graham Nash früher nicht unbedingt mein Lieblinx-CSN&Y-Musiker war. Dass er ein guter Sänger war, das war mir natürlich immer klar, aber neben Crosby, Stills und Young hatte er schon etwas von einem "Leichtgewicht" - vielleicht sollte ich besser sagen: etwas "Normales". Und "normal" ist eben nicht "cool". Inzwischen ist Crosby tot, mein eigentlicher Liebling aus dieser Gang, Mr. Young, dauernd mit neuen und alten Aufnahmen dabei, die mich entweder überfordern oder langweilen. Auch Mr. Stills ist inzwischen scheinbar in Rente (oder auch nicht mehr unter uns? Keine Ahnung!). Da kommt plötzlich der nette Mr. Nash mit einer neuen Platte daher, voll mit netten, neuen Liedern, die alle klingen, als hätten sie schon in den 70ern geschrieben und aufgenommen werden können - und was soll ich sagen? Es gefällt mir! Viel Gesang (den er fast vollständig alleine bestreitet), etwas E-Gitarre, viel Akustikgitarre, viel Wurlitzer-Piano, sogar ein paar Streicher. Kann ich mir gerade besser anhören, als zum Beispiel Neil Youngs letzte Platte mit Crazy Horse, "World Record". Diese Meinung werden sicher viele Leute nicht teilen, aber ich stehe zu meiner Zuneigung zur Musik von Mr. Nash, jetzt in seinen 80ern!
(2023-06-05)
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The Church: "The Hypnogogue" (Easy Action, Mai 2023)
The Church aus Australien sind seit über 40 Jahren dabei - und immer noch spannend! Seit dem Album "Starfish" (immerhin 35 Jahre alt!) bin ich ein Fan, wenngleich ich auch nicht jedes der über 25 Alben besitze oder kenne. Hat das neue Album die Klasse der "Klassiker" aus den späten 80ern/frühen 90ern? Ich höre zwar kein neues "Under The Milky Way", aber es klingt trotzdem alles wunderbar, was man/frau von den meisten anderen Bands aus dieser Zeit nicht sagen kann, falls diese überhaupt noch neues Material veröffentlichen. Mein einziger Kritikpunkt betrifft nur den Verkaufspreis der Vinylversion: das Doppelalbum ist mir mit 38€ definitiv zu teuer. Da muss mir die weniger mit 15€ weniger als halb so teure CD-Version reichen. Diese Entscheidung musste ich in letzter Zeit leider öfter treffen müssen.
(2023-05-29)
[Starfish]
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The Wood Brothers: "Heart Is The Hero" (Thirty Tiger/Honey Jar, Apr. 2023)
Ein großartiges Trio, das inzwischen wohl in seiner eigenen Liga spielt. Anfänglich waren da Vergleiche mit "The Band" oder vielleicht "Little Feat" durchaus sinnvoll, wenn auch irreführend. Das neue Album "Heart Is The Hero", klassisch aufgenommen auf "nur" 16 Tonbandspuren, bringt uns die Essenz dieser drei großartigen Musiker: da wäre als erstes Gitarrist und (Haupt)Sänger Oliver Wood, der in diesem "Gitarrentrio" mehr an Muddy Waters oder John Lee Hooker als an einen klassischen Bluesrock-Gitarrenhelden erinnert (also keine überflüssigen Gitarrensoli!), sein Bruder Chris Wood an Kontrabass und Bluesharp, der mal in einer der angesagtesten Jazztrios gespielt hat (Medeski, Martin & Wood), sowie der Drummer und vorzügliche Keyboarder Jano Rix.
(2023-05-29)
[One Drop Of Truth | Oliver Wood]
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Sorry Gilberto: "Psychoactive Ghosts" (Solaris Empire, Juli 2022)
Das neue Album des Berliner Duos habe ich im letzten Sommer leider verpasst, dann tauchte es aber zum Glück im Blog von Heino Walter auf. Wie immer wunderschöner DIY-Folkrock, abseits der Trends. Als großer Unterstützer dabei: Florian Sievers, auch bekannt als "Das Paradies" und vom Duo "Talking To Turtles", der Jakob Dobers schon auf seinem Soloalbum "Der Rest Vom Licht" begleitet hat, weshalb ich auch wohl angenommen hatte, dass "Sorry Gilberto", das Duo mit Anne von Keller, inzwischen wohl Geschichte sei. Man(n) irrt sich doch manchmal sehr gerne.
(2023-05-29)
[Construction Work & Stormy Weather | Twisted Animals | Der Rest Vom Licht | Das Paradies]
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Amanda Rheaume: "The Spaces In Between" (Universal/Ishkodé, Mai 2022)
Ist das wirklich schon fast drei Wochen her mit dem tollen Konzert im Karo? Ich bin doch tatsächlich erst jetzt zum Hören der dort gekauften Platte gekommen - aber letztendlich liegt da bei mir immer ein Stapel (mehr oder weniger) frisch gekaufter Platten, die alle gehört werden wollen! Das Album ist gut, auch gut produziert, was ja für mich nicht unbedingt ein ausschlaggebendes Kriterium ist. Das hier ist gut produzierter, leicht altmodischer Mainstream-Countryrock (kanadischer Americana?) - und das soll mal durchaus ein Lob sein. Keine Anbiederung an moderne Produktionen, auch nicht an moderne Nashville-Produktionen, aber auch keine Anbiederung an (bewußt) unterproduzierte Musik, wie sie zum Beispiel geniale Singer/Songwriter wie Bonnie "Prince" Billy machen. Alles passt, auch die durchaus ernsthaft vorgetragenen Botschaften in den Texten, die immer etwas mit Amandas Rolle als lesbische, indigene Frau zu tun haben, die nie belehrend sind. Und immer ist die Musik gut, was vor allem an Amandas toller Stimme und ihrer Klasseband liegt. Tatsächlich scheinen das weitgehend die selben Musiker wie beim Konzert zu sein, definitiv ist auf jeden Fall der Gitarrist Blair Hogan auch auf Platte für die Elektrische verantwortlich.
(2023-05-19)
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Konzerthighlight: Karo, Wesel, 01.05.2023
Eine Neuentdeckung für mich ist diese kanadische Sängerin und Songschreiberin, die gestern mit ihrer großartigen Band einen überzeugenden Gig im wunderbaren Weseler Karo hingelegt hat. Zu dem Gig bin ich mit Drummer Locke eigentlich nur aus pragmatischen Gründen gefahren, nämlich um dort die Plakate für unseren eigenen Auftritt mit W4L in drei Wochen abzugeben. Also war die Erwartungshaltung überschaubar. Allerdings war Miss Rheaume (spricht man/frau wohl [Ri-O-Mi] aus) dann aber so dermaßen gut, dass ich mir doch glatt 20 Oiro von meinem Trommelbuddy leihen musste, um mir dieses tolle Platte auf Vinyl leisten zu können!

Element Of Crime: "Morgens Um Vier" (Universal/Vertigo Berlin, Apr. 2023)
Die erste Platte nach dem Tod von Bassist und Produzent Dave Young. EOC klingen eigentlich wie immer - das kann man langweilig oder aber beruhigend finden. Ich selber finde es sehr schön, alle paar Jahre ein schönes, unspektakuläres, verlässlich schönes Album der Band um Sänger/Trompeter/Buchautor Sven Regener in den Händen zu halten. Eine klitzekleine, unspektakuläre Neuigkeit: Tobias Bamborschke, Sänger der Berliner "Nachwuchsband" Isolation Berlin, hat einen Gastauftritt.
(2023-05-01)
[Isolation Berlin]
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Fenne Lily: "Big Picture" (Dead Oceans, Apr. 2023)
Eine weitere Entdeckung von mir bei Klaus Fiehe auf 1Live, der zwar viel zuviel compjutergeneriertes Zeug spielt, aber zwischendurch eben auch echte Singer/Songwriter-Perlen. Fenne Lily pendelt elegant zwischen den Polen Folk/Akustikgitarre und VU/E-Gitarre. Und hat als Unterstützung mit Brad Cook gearbeitet, dessen Klasse ich seit Megafaun und Hiss Golden Messenger zu schätzen weiß.
(2023-05-01)
[Megafaun | Hiss Golden Messenger]
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Florence Besch: "Hi Now Hello" (Unique, März 2023)
Eine weitere Entdeckung von mir bei Klaus Fiehe auf 1live ist dieses Debütalbum der jungen Sängerin aus Luxemburg mit Wohnsitz Düsseldorf. Begleitet und produziert von Björn Sonnenberg und Stefanie Schrank von der Band Locas In Love, eine meiner liebsten deutschen Rockbands der letzten Jahre.
(2023-04-18)
[Locas In Love | Stefanie Schrank]
KjellvanderTonbruket: "Fossils" (Startrack, Apr. 2023)
Wenn ein großartiger Singer/Songwriter sich mit den allerbesten Jazzern zusammentut und nicht mit Technik geprotzt, sondern alles für die große Kunst getan wird - dann bin ich natürlich dabei! Wenn ich da gerade mal überlege, ob es solche hochkarätigen Kombinationen schon mal gab, dann fällt mir spontan nur Joni Mitchel ein, die mit Pat Metheny und Jaco Pastorius in den 70ern großartige Musik gemacht hat. Auch wenn ich mir bei weiterem Überlegen nicht sicher bin, ob Christian Kjellvander in der Joni Mitchel-Liga singt und komponiert. Aber egal, denn "Fossils" ist ziemlich gut geworden und Tonbruket eine tolle Band, die Jazz und Rock kann.
Weil Joni hier als Vergleich vielleicht doch nicht so ganz passt habe ich noch mal nachgedacht: auch Van Morrisons "Astral Weeks" bringt einen Songwriter mit Songskizzen und Jazzmusiker großartig zusammen. Außerdem war Tonbrukets Bassist Dan Berglund bereits vor einigen Jahren mit seinem EST-Bandkumpan Magnus Öström an einer ähnlichen Produktion beteiligt: durch die LP "Soul Rush" vom schwedischen Singer/Songwriter Nicolai Dunger hatte ich sogar erstmals von ihm und dem Esbjörn Svensson Trio gehört!
(2023-04-18)
[Nicolai Dunger | E.S.T. | Tonbruket]
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Meg Baird: "Furling" (Drag City, Jan. 2023)
Es hat ein wenig gedauert, bis das neue, vierte Soloalbum der ehemaligen Sängerin der Espers bei mir zuhause angekommen ist. Wie schon zuletzt bei dem Bandprojekt "Heron Oblivion" hat sie wieder mit dem Gitarristen Charlie Saufley zusammengearbeitet und mit ihm fast alle Instrumente eingespielt. Psychodelischer Folkrock, tief verwurzelt in den 70ern, was ich natürlich sehr mag.
(2023-04-16)
[Espers | Heron Oblivion]
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Niels Frevert: "Pseudopoesie" (Grönland, März 2023)
Ein kleineres Wechselbad der Gefühle: Am letztem Donnerstag kam die erste Nachricht von meinem Hoflieferanten: "Leider kommt es zu einer geringfügigen Verzögerung beim Versand". Am Freitag dann die nächste: das Paket ist verschickt, kommt voraussichtlich am Montag an - Schade, Schade! Am Samstag kam die Platte dann doch schon und die Freude war groß. Wegen Starkregens hatte ich an diesem Wochenende sehr viel Zeit zum Plattenhören und habe gestern der "Pseudopoesie" gelauscht. Mein erster Eindruck: schon wieder zu viel Rock und zu wenig Folk und intensive Texte, die mich leicht verwirrt und etwas melancholisch (oder traurig?) zurücklassen. Auf jeden Fall konnte ich auf den ersten Blick keine "Zettel auf dem Boden" finden. Da muss ich hörtechnisch wohl öfter noch mal ran und vielleicht sehe ich nach dem Konzert im Mai in Dortmund wieder auch etwas klarer.
(2023-03-27)
[Zettel auf dem Boden | Putzlicht]
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Konzerthighlight: FZW, Dortmund, 13.05.2023
Meine Karte für das gestrige Konzert von Niels Frevert in Dortmund hatte ich schon lange bestellt. Vor kurzem hatte ich außerdem mitbekommen, dass für den Freitag davor ein Auftritt von Pete Astor im Grend in Essen-Steele angekündigt war. Das erste intensive Konzertwochjenende seit mehreren Jahren konnte also beginnen ...
Während ich die Anreise und den Auftritt am Freitrag noch alleine genießen musste (für Pete Astor interessieren sich nicht wirklich viele Leute in unseren Breiten) war ich gestern nach Dortmund mit meiner Schwester unterwegs. Der Zug von Oberhausen nach Dortmund war leider voller grölender Fußballfans der Borussia vom linken Niederrhein auf dem Weg zur anderen Borussia. OK – es gibt noch mehr Borussias, zum Bleistift Borussia Neunkirchen, aber Fußball soll hier nicht das Thema sein.
Niels Frevert ist eines der wenigen musikalischen Themen, auf die ich mich mit meiner Schwester einigen kann, weshalb wir auch schon zwei oder drei gemeinsame Konzertbesuche in den vergangenen Jahren hinbekommen haben. Dieses Mal konnte ich auch Gerd, einen Ex-Mitstreiter bei Waiting For Louise in den 90ern und immer noch bzw. wieder guten Freund, der außerdem im Dortmunder Umland wohnt, überreden mitzukommen. Im Vorfeld wollten wir uns in der City in einem Biergarten treffen. Leider (und wenig überraschend) war aber auch dort alles voll Fußballfans, aber trotzdem war ein sehr nettes und entspanntes Wiedersehen. Zu Fuß dann die kurze Strecke zum FZW. Das schöne Vorprogramm bestritt eine junge, talentierte und bezaubernde Sängerin namens Klebe, mir bislang völlig unbekannt. Da ich alle am Merch-Stand angebotenen Tonträger von Niels Frevert (natürlich!) bereits mein Eigen nenne habe ich dort die mit 12€ leicht überteuerte Debüt Single von Klebe auf 7-Zoll-Vinyl gekauft, leider zu jetzigen Zeitpunkt noch ungehört. Klebe persönlich war zu Ende des Frevert-Auftritts am Stand und wie ich es schon sagte: Klebe ist charmant, talentiert und ich war in sehr guter Stimmung. Grund für meine gute Stimmung war natürlich der tolle Auftritt von Niels Frevert und seiner Band, vielleicht sogar der beste, den ich bislang von ihm gesehen habe. Toller Sänger, tolle Band (die gleiche wie auf dem aktuellen Album! Das schafft nicht jeder Künstler!), toller Sound und tolles Programm mit einer perfekten Mischung aus den neuen, rockigen Songs der letzten Alben, mit denen ich (auf hohem Niveau!) ja etwas hadere, wie Leser meiner Plattentipps vielleicht wissen, und den Highlights seiner etwas akustischer gehaltenen Alben von vor etwa 10 Jahre, die ich ja so überaus schätze.
Insgesamt eine tolles, wenn auch anstrengendes Wochenende.
(14.05.2023)

CVC: "Get Real" (CVC, März 2023)
Ein junge Band aus Wales, auch kürzlich bei Klaus Fiehe (1live) entdeckt. In den Kritiken werden gerne Vergleiche mit Beatles, Neil Young und die Beach Boys gemacht, was ich aber eher irritieren finde, auch wenn tatsächlich viel mehrstimmig gesungen wird. Aber eigentlich ist das nur gut gemachte, leicht nostalgische Rockmusik. Allerdings kann man schon heraushören, dass die Band auf die großen Festivalbühnen gehört.
(2023-04-05)
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Macie Stewart: "Mouth Full Of Glass" (Full Time Hobby, Dez. 2022)
Und noch eine Entdeckung bei Klaus Fiehe von 1live: Macie Stewart kannte ich bisher nur als Geigerin auf Platten von James Elkington und Steve Gunn. Die Multiinstrumentalistin aus Chicago hat das Album weitestgehend alleine in der Corona-Auszeit aufgenommen, gelegentlich Bläserzutaten kamen online dazu.
(2023-04-05)
[James Elkington | Steve Gunn]
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Tex Perkins & The Fat Rubber Band: "Other World" (Beast, Febr. 2023)
Die Musik des Australiers Tex Perkins habe ich zum ersten mal in den 80er kennengelernt. Das war die wunderbare Band "The Beasts Of Bourbon", die damals mit ihrem brachialen Bluesrock nicht in die Zeit gepasst haben. Auch mit "The Cruel Sea" gab es in den 90ern ähnlich tolle Musik. Danach habe ich ihn auf Solopfaden (?) leider etwas aus den Augen und Ohren verloren. Oft waren die Platten nur "Down Under" erschienen und bei uns nur schlecht oder überteuert zu bekommen. Auch seine neue Truppe, die "Fat Rubber Band" um den Gitarristen Matt Walker, beackert im Prinzip das gleiche Feld. Also: aus der Zeit gefallen? Oder sogar total veraltet? ich meine eher: zeitlose gute Musik. Wie schon seit nunmehr knapp 45 Jahren.
(2023-04-01)
[The Beasts Of Bourbon | The Cruel Sea]
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Iris DeMent: "Workin' On A World" (Flariella, Febr. 2023)
Herrje - die Lady hatte ich schon ziemlich lange nicht mehr auf dem Schirm! Aus den 90ern kann ich mich an zwei, drei CDs erinnern, die immerhin bei Warner erschienen sind und Iris Dement auf Anhieb in die erste Liga der US-Singer/Songwriter mit Countryflair katapultiert haben. Danach ist sie irgendwie von meinem Radar verschwunden und ich weiß gerade nicht, ob danach nichts mehr kam oder eben nur "unter dem Radar" geblieben ist. Das neue Album wurde mir von Maik Brüggemeyer im großartigen Rolling-Stone-Newsletter wärmstens an's Herz gelegt.
(2023-03-28)
[Infamous Angel | Modern Times]
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Robert Forster: "The Candle And The Flame" (Tapete, Febr. 2023)
Ein neues Album eines meiner großen Helden! Das bedeutet natürlich Pflichtkauf und große Vorfreude. Hat sich das Warten gelohnt? Auf jeden Fall, denn ein schlechtes Album hat es von ihm noch nie gegeben, weder in Go-Betweens-Zeiten, noch in den Solozeiten dazwischen und seitdem. Ist es gut geworden? Vielleicht nicht sein bestes Album mit den besten Songs, aber sehr authentisch und sehr privat, ohne dabei irgendwie voyeuristisch zu sein: die Krebserkrankung der Ehefrau und Mitmusikerin Karin Bäumler wird nie direkt angesprochen. Stattdessen ist es ein sehr privates "Familienalbum" geworden, denn Sohn Louis ist als wichtigster Begleitmusiker und Co-Produzent an Board und auch Tochter Loretta ist dabei. Und jetzt freue ich mich auf das Konzert im Köln am 30 März. Quasi mein Geburtstagsgeschenk.
(2023-02-26)
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Konzerthighlight: Stadtgarten, Köln, 30.03.2023
Gestern war ich endlich mal wieder bei einem Konzert eines meiner Lieblinxkünstler. Robert stand in Köln im Duo mit seinem Sohn Louis auf der Bühne, der ja selber auf dem Weg ist zu einer musikalischen Karriere, zuletzt mit seiner Band The Goon Sax. Was soll ich sonst noch so erzählen? Eigentlich war ich mit W4L-Bassist Johannes für das Konzert verabredet, der aber kurzfristig absagen musste. W4L-Drummer Locke sprang mutig in die Bresche, übernahm uneigennützig die Karte für das ausverkaufte (!) Konzert und machte mir mit seinem Angebot, uns beide nach Köln zu schoffieren noch ein schönes Geburtstagsgeschenk. Und Robert ... war eben Robert, so wie immer. Wenn man virtuoses Gitarrenspiel erwartet, dann ist man in einem seiner Konzerte wohl fehl am Platze. Wenn man aber einen großen Künstler mit einem tollen Songkatalog erleben will und charmant spröde Geschichten in und zu den Liedern liebt, dann ist man hier richtig. Und frau auch, natürlich.

Yo La Tengo: "This Stupid World" (Matador, Febr. 2023)
YLT sind definitiv schon seit Jahrzehnten (!) eine meiner Lieblinxbands, auch wenn sie nach meinem Geschmack in den letzten Jahren etwas geschwächelt haben und seit "Fade" (2013) kein wirklich voll überzeugendes Album mehr herausgebracht haben. Aber das ist jetzt wohl Jammern auf hohem Niveau. Die beiden Vorabsingles "Sinatra Drive Breakdown" (herrlicher YLT-Krach!) und "Aselestine" (herrlicher YLT-Kitsch) ließen auf ein weiteres Meisterwerk hoffen, aber die anderen Lieder halten nach dem ersten Hören nicht ganz dieses Niveau, sind nur "gut", aber wohl nicht "sehr gut". Im letzten Jahr hätte das mir mir trotzdem zum Album des Jahres gereicht, jetzt warten wir für 2023 einfach mal ab, was da sonst noch so kommt bzw. welche Langzeitwirkung "This Stupid World" bei mir noch haben wird.
(2023-02-26)
[Popular Songs | Fade]
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Konzerthighlight: Gloria, Köln, 23.04.2023
Yo La Tengo habe ich ja inzwischen schon ein paar mal live gesehen. Erinnern kann ich mich an das ZAKK in Düsseldorf 2009 zum Album "Popular Songs" und den Landschaftspark in Meiderich, allerdings ohne eine genaue Erinnerung, wann das war. Die Konzerte waren immer gut, immer anders, immer sehr spannend. Gestern in dem ehemaligen und sehr gut gefüllten Kölner Kinosaal war das nicht anders. Seit nunmehr fast 40 Jahren ist die Band nun schon dabei und immer noch wild und kreativ. Im ersten Set gab es vor allem Lieder vom neuen Album, oft sehr leise und zerbrechlich und in ihrer Verweigerung von Rockklischés nicht unbedingt leicht geniessbar für ein Mainstream-Publikum. Nach einer Pause wurde es dann SEHR LAUT - und blieb spannend. Schön zu beobachten wahr auch, wie sich jeder der drei Musiker mal am Instrument eines Kollegen versuchen durfte - ohne den Flow irgendwie zu unterbrechen. Mit zwei kleinen Ausnahmen: nur James McNew hat sich den Bass ungehängt und nur Ira Kaplan hat sich nicht am Sclagzeug versucht, dem Hauptbetätigungsfeld seiner Bühnen- und Lebenspartnerin Georgia Hubley.
(25.04.2023)

Joe Henry: "All The Eye Can See" (earMUSIC, Jan. 2023)
In letzter Zeit habe ich wieder angefangen, CDs statt Vinyl zu kaufen. Auch "All The Eye Can See" war auf Vinyl jetzt über meiner preislichen Schmerzgrenze. Immerhin kam die CD im - wenigsten von Außen betrachtet - geschmackvollen Digipak. Na ja - egal soweit. Ansonsten: die Musik bei Joe Henry ist wie immer von verlässlich hoher Güte: Klang, Kompositionen und musikalische Umsetzung wie immer vom Feinsten. Zusätzlich erwähnenswert ist eigentlich nur, dass Meisterproduzent Joe Henry jetzt Corana bedingt auch zum Toningenieur geworden ist und auf ein großes Studio und einen externen Tonmeister verzichtet hat, wenn auch nicht auf Beiträge wunderbarer Gäste. Dank sei wohl dem Dateitransfer über das Internet. Homerecording auf höchstem Niveau.
(2023-03-06)
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Wilco: "Cruel Country" (dBpm, digital: Mai 2022 * CD/Vinyl: Jan. 2023)
Irgendwie bin ich zu alt für den Scheiß! Heute kam die neue Wilco-Doppel-CD per Post bei mir an, während andere Leute, die mehr "up-to-date" sind, sich das Album wohl schon im Mai des letzten Jahres gestreamt und es deshalb in die 2022er Jahres-Charts vom Rolling Stone gewählt haben. Ich sehe aber nicht ein, dafür zweimal Geld auszugeben. Eigentlich fehlt bei mir komplett die Bereitschaft, Musik nur als Stream anzuschaffen. Die zusätzlichen Downloadcodes bei manchen aktuellen Vinylveröffentlichungen nehme ich dagegen gerne mit - aber gleich doppelt dafür bezahlen? Und wer jetzt fragt, warum "nur" die CDs und nicht die Schallplatten? Die Vinylausgabe sollte FAST SECHSZIG OIRO kosten. Das ist mir definitiv zu viel, anderen wohl nicht, denn sie scheint kurz nach Veröffentlichung bereits vergriffen zu sein. Also soll mir die schnöde Doppel-CD reichen, immerhin im hübschen Pappcover. Und wer jetzt auch noch fragt, ob mir die Musik darauf gefällt? Dazu vielleicht später etwas, wenn ich nicht mehr ganz so angefressen bin. Für meine Jahresliste 2022 ist es aber auf jeden Fall zu spät. Und für die Jahresliste 2023? Man(n) wird sehen.
(2023-01-21)

Die Jahrescharts 2022: Platz5im Rolling Stone!

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James Yorkston, Nina Persson and The Second Hand Orchestra : "The Great White Sea Eagle" (Domino, Jan. 2023)
Nach "The Wide, Wide River" von 2021 hat der schottische Singer/Songwriter erneut mit dem schwedischen Kollektiv zusammengearbeitet. Und was soll man sagen? Es ist wieder sehr gut geworden! Und was gibt's neues? Yorkston hat die neuen Lieder nicht mehr auf seinem Hauptinstrument, der Gitarre, geschrieben, sondern am Klavier gearbeitet. Die Lieder sind wohl deshalb mangels "technischer Virtuosität" des Künstlers etwas schlichter gehalten, aber eben nicht schlechter. Außerdem ist Nina Persson als zweite Gesangsstimme dabei, die sicher noch der eine oder andere von der 90er-Band The Cardigans kennt. Ich muss gestehen, dass diese Band weitestgehend spurlos an mir vorübergegangen ist, aber hier & jetzt passt das wunderbar.
(2023-01-22)
[The Wide, Wide River]
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