Die Band kann einem fast Leid tun: Ein feines Album nach dem anderen (auch dieses!), klasse Kritiken, doch der große Erfolg bleibt aus
Groovender leicht schwelgender leichtfüßig-lockerer eleganter oder handfester Sound, mehrfach Folk-angereichert, immer ausgesprochen melodiös, changierend zwischen Pop und Rock. Einige Male starke oder gemäßigte Ähnlichkeiten zu Tom Petty, Beatles, je 1x auch Lloyd Cole, Neil Young. Gitarren werden wechselnd oder gemeinsam ergänzt von vielfältig agierenden Streichern, wühlender wie lichter bzw. schillernder Orgel, E-Piano, ganz punktuell Harmonica. Sehr viel Charme, geschmeidiger substanzhaltiger Melodienreichtum!
(Glitterhouse)
Es gibt genug Eulen in Athen: Wer Loretta noch nicht kennt, dem helfen weder warme Empfehlungen, die Dame endlich kennenzulernen, noch der Hinweis, dass es sich dabei gar nicht um eine Dame handelt, sondern um eine Band aus dem - da kräuselt sich das deutsche Pop-Trend-Ohr - süddeutschen Raum, dem schwäbischen zumal; aber das Pop-Trend-Ohr mag sich gerne kräuseln, denn Loretta hat ihm nichts bis wenig zu bieten.
Hier geht es ausschließlich um Musik - Musik, die niemand braucht und die denen, die sie einmal gehört haben, doch schrecklich fehlen würde, wenn es sie nicht gäbe, abends am flackernden Kaminfeuer zum Beispiel. Wie das geht, dass seit 16 Jahren ein Loretta-Album nach dem anderen erscheint, ohne Hype und Jubel, ohne Reklame, Autoverlosung und spektakulärer Tourneen, ist rätselhaft. Vielleicht liegt es einfach an den wunderschönen Songs, die raus müssen; aber wie das geht, dass Lorettas Song-Quelle so munter sprudelt, ohne jemals etwas Halbgares oder Zweifelhaftes auszuwerfen, das bleibt das Geheimnis von Loretta-Kopf Andreas Sauer. Der ist ein stiller Mensch, der kleine, feine Rätsel fast noch lieber mag als schimmernde Melodien und Reminiszenzen an goldene Zeitalter und sich vielleicht vorgenommen hat, die ganze Geschichte „seiner“ Musik von Mott The Hoople bis Tom Petty, von den Beatles bis zu den Smiths, von der Westküste über die Bars von Paris bis zur Tin Pan Alley noch mal neu zu schreiben und mit seinen eigenen Songs zu füllen. Mit Album Nummer zehn lässt er Erdigkeit und Erde weitenteils zurück und bricht auf zu den Sternen, zu den großen, kinematischen, hinreißenden, schicksalsschweren und dabei doch so unendlich leichten Balladen und Traumliedern, die seit den mittleren 60ern die leeren Räume zwischen den Revolutionen und die leeren Herzen einsamer Menschen mit warmer, purer Schönheit füllen. Man mag über manches nachdenken, was da gesungen wird, aber das muss man nicht. Es genügt, sich einfach zu freuen, dass es so etwas gibt.
(Michael Sailer, Musikexpress, 4,5 Sterne)