Von Zeit-, Stil- oder Mode-Strömungen kaum berührte 2016er Album-Rückkehr nach fünf Jahren Veröffentlichungsruhe, eingespielt in Rainy Day Music-Besetzung Gary Louris, Marc Perlaman, Tim O’Reagan und Karen Gothberg, und ebenso vollmundig wie einfühlsam produziert von Louris in kreativer Collaboration mit Peter Buck und Tucker Martine. Und in diesem mit den drei Namen angeschlagenen, deftigen Dreiklang tönt das abgehangen-reife Roots-Werk auch ein sauberes Dutzend Songs lang, herrlich harmonieverliebt geht es durch sämtliche Americana-Gangarten, findet man handfest rockende Passagen neben einlullender Pernice-Pracht, roh belassene R.E.M.-Emotions-Tiefe neben Mundharmonika-versilbertem Neil Young-Country Rock, aber auch deutliche, bis zum psychedelischen Ausufern ausgespielte CCR-Verweise oder grantige Gomez-Verwandtschaften. Das alles wird von einem mitunter nahezu hymnischen Hang zur Harmonie zusammengehalten, der deutlich in Byrds- bis Beatles-Richtung weist (weit näher an Lennon als an McCartney), reine Alternative-Country-Gemmen, reife Roots-Rocker und dreckig-verzerrte Psyche-Ausflüge in einem gemeinsamen Geist zu einem Louris-geprägten Band-Werk vereinend, das den ehrenvollen Jayhawks-Stempel verdient hat.
(cpa, Glitterhouse)
Sollte es noch eines Beweises bedurft haben, dass Gary Louris auch ohne den kreativ umtriebigen Freigeist Mark Olson tolle Platten machen kann, wurde er mit „Paging Mr. Proust“ glänzend erbracht. Louris umarmt die geschliffene Produktion und die unvergänglichen Melodien. Er liebt Neil Youngs Gitarrensound. Und er schreibt Songs, wie sie eigentlich sonst niemand mehr schreibt: Meisterstücke von süchtig machender Melancholie, die das Erbe von Byrds und Big Star weitertragen („Quiet Corners & Empty Spaces“, „Isabel’s Daughter“). Louris findet, ihm gebühre dafür mehr Ruhm. Finden wir auch. Bester Song: "Isabel's Daughter"
(www.rollingstone.de, 31.12.2016)