Auf leisen, sanften Sohlen und eigentlich völlig unspektakulär kam dieses 2011er Debut-Album aus dem scheinbaren Nichts – und entwickelte sich im Verlaufe unzähliger Hörgänge zu meinem Lieblings-Seelenbalsam in diesen dunklen Tagen. Wie schon häufig ist es mir ein völliges Wunder, wie eine Künstlerin so ganz ohne mir bekannte Vorgeschichte, aus dem Stegreif sozusagen, ein solch reifes Songwerk erschaffen kann, völlig vergessend, das ja gerade der Erstling Jahre und Jahre Zeit zum Wachsen und Gedeihen hat. Die Australierin Alexia Peniguel, die Dame hinter A Seated Craft, kreiert in ihrer neuen Wahlheimat Berlin gemeinsam mit einer ausgewählten Musiker-Schar an vorwiegend akustischem Instrumentarium einen unendlich weich und ruhig dahintreibenden Folk-Fluß, der Oldham-Kargheit mit edelster Hem-Kammer-Kunst vereint, Banjo, Gitarren, Kontrabass, Akkordeon, akustisches Piano und anderes Folk-Spielzeug mit barock berückenden Instrumenten wie Cello und Klarinette zu einem derart filigranen Feinwerk verbindet, das es selbst den Kenner aufhorchen lässt. Dabei sind die 11 Peniguel-Originale von einer federleichten Reife und berückenden Natürlichkeit, becircen durch erdnah-gefühlsintensive Melodik und schwärmerisch-schwelgerische Harmonien, herrlich pendelnd zwischen handgemachten Charme und köstlicher Kunst. Über allem schwebt die ebenso entdeckens- wie liebenswerte Sanft-Stimme, oft und gern in herrlichen mehrstimmigen Gesangssätzen dargereicht, die den edlen Eigenheiten der Künstlerin eine zeitlose Eleganz verleihen. Ein ebenso kostbares wie köstliches Kleinod des Kammer-Folk, mit genügend Pop-Verzückung verzaubert, um den liebenden Lauscher auf Dauer in Bann zu schlagen, aber rein genug, um auch dem Puristen nachhaltig zu gefallen. Man meint, die frühe, karg-schöne Laura Veirs, die ungekünstelte Suzanne Vega, die liebreizende Maria Taylor, die sanfte Rosie Thomas zu hören, aber A Seated Craft ist und bleibt Alexia Peniguel. Eine Entdeckung, über die man glücklich sein darf.
(cpa, Glitterhouse)