Der Londoner Sänger und Gitarrist gehört zu jenen Herzblutmusikern, die eine umfangreiche elterliche Plattensammlung prägte. Dort standen zum Glück Scott Walker, Serge Gainsbourg oder John Martyn herum und nicht die Oberkrainer (wie bei mir). Das alles sog er also mit der Muttermilch auf, und nach dem Stimmbruch schälte sich sein kraftvoll warmer Soulbariton heraus - fertig war der designierte Superstar. Wenn Jeremiah seine Stimme kehlig einsetzt wie im bläsergetriebenen "Heart of Stone", erinnert er an den jungen Tom Jones, doch genretechnisch ist er US-amerikanischem Westcoastpop der 70er und vor allem Terry Callier näher; auch der ein Bariton aus dem faszinierenden und viel zu selten bereisten Reich des Folksoul, dessen Herrschaft Jeremiah mit diesem Album im Handstreich übernimmt. Die dezenten Retrostreicher seines melodietrunkenen Debüts kommen vom jungen Heritage Orchestra; auf Songs wie "Lost" oder "Happiness" klingen sie so zauberisch, als hätten sich Burt Bacharach und Nick Drakes Arrangeur Robert Kirby zusammengetan. Apropos Drake: Jeremiahs "See (It doesn't bother me)" hat sogar dieselbe Tonart und denselben Takt wie Drakes Überstück "Riverman". JJ ist ein Folkie mit der Stimme eines Soulers, ein Songwriter mit der Potenz eines Cat Stevens, ein Zauselmann mit Bart - und ganz großer Zukunft, die soeben begonnen hat.
(mw, kulturnews.de)