Dieses Jahr hatte ich es einfach, meine Platte des Jahres zu benennen. And
the winner is: NEW TRICKS FOR OLD DOGS !!! Bisher hat die Band Waiting For
Louise als Cover/Band im erweiterten Country-Folk-Bereich von sich reden
gemacht. Ihr neuestes Werk besteht bis auf drei Fremdtitel ausschließlich aus
Eigenkompositionen. "Aus deutschen Landen frisch auf den Tisch" möchte man bei
so viel Enthusiasmus und lockerer Musikalität, die einem hier präsentiert wird,
titulieren. Die Band schöpft aus einer vieljährigen Erfahrung mit einer breit
gestreuten Plattensammlung als Quelle der Inspiration im Hintergrund. Diese
formte sicher den Geschmack, man kann aber nicht davon sprechen, dass hier
Vorlagen geplündert, Ideen geklaut oder platt abgekupfert wurde. Ganz im
Gegenteil. Guter Geschmack tötet schlechten Geschmack, hat mal irgendein kluger
Kopf tituliert. NEW TRICKS FOR OLD DOGS lässt erst gar keinen Zweifel aufkommen:
hier wird akustische Musik höchster Qualität - und das im Vergleich mit der
internationalen Konkurrenz - geboten.
Zu Beginn grüßt Vater Rhein mit seinen Wellen und leitet den "Small Town
Blues" ein. Ein Statement, welches genauso vom Mississippi hätte untermalt
werden können. Roots-Music kann durchaus eine globale Kunstform verstanden
werden und ist längst kein "Eigentum" anglo-amerikanischer Musiker mehr.
Entspannt und raffiniert geht es weiter: "No Words" und "Multicoloured Darkness"
setzen Akzente, wenn es darum geht, Country-Folk virtuos und dabei stilsicher zu
interpretieren. Dröge Folkies werden sicher die Nase rümpfen, sucht man aber
nach delikaten Songs mit Langzeitwirkung, liegt man hier goldrichtig. Eine
Lieblingsband von "Louise" sind die Go-Betweens. Folgerichtig hat man deren "Finding
You" gecovert. Das passt auch deshalb gut, weil auch die Go-Betweens eine ganz
spezielle, unkonventionelle, mit kleinen Widerhaken versehene
Kompositionstechnik besaßen. Bei "Song To A Tattler" sorgen ein klappriges Banjo
und akzentuiert eingesetztes Schlagwerk dafür, dass der Song spannend aufgebaut
ist. Die Harmonika in "Jennifer Cool" erzeugt "Crime-Feeling". Erzählt wird die
Geschichte einer Liaison, die nicht von Liebe, sondern eher von Gewohnheit und
Abhängigkeit geprägt ist. Es bleibt aber inhaltlich Einiges im Dunkeln, was die
Fantasie anregt. "Miracles" besticht durch sehnsüchtiges Dobro und "Candy Says"
ist eine Lou-Reed-Nummer vom 3. Velvet Underground-Album. Eine bessere
Coverversion dieses Songs habe ich bislang noch nicht gehört. Der Song, der dem
Album seinen Namen gegeben hat, transportiert Gedanken über das Älterwerden und
Weitermachen. Danach noch eine Coverversion: "You Can't Fail Me Now" von Loudon
Wainwright III und Joe Henry. Eine filigrane Ballade, deren intimer Aufbau hier
kongenial nachempfunden wird. Gänsehautgarantie. Zum Abschluss folgt noch ein
ungelisteter instrumentaler Bonus-Track. Nur Gitarre und die Wellen vom Rhein.
The circle is complete.
(Heino Walter, Roadtracks
Heft 27, Frühjahr 2009)
Diese ehemalige Cover-Band vom Niederrhein hat erstmalig ein Album überwiegend mit Eigenkompositionen produziert. Mochte ich schon immer ihren unverkrampften Umgang mit Fremdmaterial aus dem anglo-amerikanischen Country-Folk-Umfeld, so überzeugen sie auch hier mit ihren hochwertigen, grazilen Eigengewächsen. Luftige Arrangements mit Platz zwischen den Noten und gediegene Songs mit Liebe zum Detail künden von langjähriger Erfahrung mit dem Blick für das Wesentliche. Und die Cover-Versionen von den Go-Betweens, Loudon Wainwright/Joe Henry und Lou Reed geben einen kleinen Eindruck davon, in welchem musikalischen Rahmen sich die Kompositionen bewegen. Die CD gibt es nicht im Handel, sondern nur über die Homepage http://www.waiting4louise.de/. Man beachte hier auch die tolle „Plattentipps“-Rubrik.
Für die Genießer-Momente im Leben.
(Heino Walter, shake-baby-shake.blogspot.com, 17.12.2008)
»Es würde mich aber doch schon sehr interessieren, zu welchen Eigenkreationen die Band in der Lage ist, denn musikalischen Geschmack haben sie...«, schrieb ich vor ca. viereinhalb Jahren, als ich 10 Songs rezensierte und mit Waiting For Luise die zweite musikalische Bekanntschaft machte. Die erste, From 6 To 5, war bereits im Jahr 2002.
Die Jungs warten also beständig auf ihre 'Louise' und vor allem, sie sind sich musikalisch treu geblieben und zelebrieren eine feine Mischung aus Singer/Songwriter und Folkmusik. Drei Coversongs sind vorhanden, die erstens wunderbar dargeboten werden und den Charakter der Originale schön transportieren. Zum anderen sind die drei Stücke so gewählt, dass sie perfekt zu den Eigenkompositionen passen. Was mir allerdings sofort beim Studieren des Booklets auffiel, ist die Tatsache, dass keine weiblichen Vocals mehr vorhanden sind.
Dem 'Schreck', denn Petras Stimme im Duett mit Michael war schon eine Hausnummer, folgte aber Erleichterung beim ersten Hören von "New Tricks For Old Dogs", weil die Atmosphäre der Vorgängerscheiben auch ohne Frau stets präsent ist.
Dazu trägt zweifellos die Saitenarbeit der von Michael Mann ins Feld geführten Instrumente bei, die das ein oder andere Mal Lust erzeugen, die Akustische in die Hand zu nehmen, um selbst mitzuspielen.
Filigrane Spieltechniken und stimmungsvolle Akkordwechsel erzeugen beim Hörer wohlige Schauer. Das geht bereits beim Einstiegssong, "Small Town Blues", los, der außerdem gleich eine weitere Stärke offenbart und zwar den Einsatz der Blues Harp. Und unterschwellig weht der 'akustische Country-Geist' von Jerry immer mal wieder durch die Tracks.
"No Words" trommelt sich im wahrsten Sinne des Wortes in das Stück, während mich "Finding You" von Foster/McLennan (The Go-Betweens) zu Beginn an den Who-Klassiker "Behind Blue Eyes" (Gell, wir merken uns: "Behind Blue Eyes" ist NICHT von Limp Bizkit) erinnert.
In WFLs Titeln ist eine Art Gemütlichkeit und Vertrautheit, die einfach nur begeistern kann, wenn man auf diese Art Musik steht. Keine effekthascherischen Gimmicks, sondern eine Reduktion auf das Wesentliche: Musik machen, bei der man zu jeder Sekunde merkt, wie viel Spaß das Musizieren den Protagonisten bereitet. Banjo, Dobro und Mandoline verbreiten diese besondere 'Saitenstimmung' und wenn man die Band (oder Michael solo, wie ich vor ein paar Jahren) schon mal live gesehen hat, stellt man sich Michael auf dem Stuhl in seiner Latz-Jeans vor und sagt 'Yeah, groove on man'.
Songwriterische Klasse ist neben der Spielweise der Drei eine weitere Bank. "Jennifer Cool", mit dieser Tristesse-Attitüde, "Miracle" mit den gekonnten Bridges oder auch der Titeltrack mit dieser positiven Grundstimmung. Und dann mein absoluter Fav: "Multicolored Darkness" - das ist einfach eine Hammernummer und die wird auf weiteren Outputs der Band sehr schwer zu toppen sein. Wer auf Van Morrison, die akustischen Grateful Dead, oder/und die auf "New Tricks For Old Dogs" bzw. den Vorgängern zitierten Künstler steht, sollte unbedingt ein Ohr riskieren. Bestellen kann man das Album auf der Bandseite.
Heute morgen mailen meine Redaktionskollegen, dass es anscheinend in der kompletten Republik schneit. Hier scheint die Sonne. Ob das an Waiting For Louise liegt?
(Ulli Heiser, www.rocktimes.de, 26.11.2008)
Deutsche Bands, die im Americana Umfeld agieren sind keine Seltenheit mehr. Dass sie es schwer haben entsprechend wahrgenommen zu werden ist Fakt. Waiting For Louise vom Niederrhein ist so eine Band, die aber alle Aufmerksamkeit verdient. Wie sie an Folk, Country etc. herangehen und ihre Songs umsetzen hat hierzulande immer noch Seltenheitswert. Feingefühl, außerordentliche kompositorische Fähigkeiten und handwerkliches Geschick wird dem Hörer auf „New Tricks For Old Dogs“ geboten. Keine faulen Tricks, vielmehr zehn Songs, die beim ersten Durchlauf noch sehr zurückgenommen klingen, aber ihre wahre Pracht in der Wiederholung offenbaren. Dann fängt man an die zerbrechlichen Melodien mitzusummen, sich zurückzulehnen zu den Klängen, die Michael Mann (Vocals, Guitars, Banjo, Dobro, Mandolin & Harp), Johannes Lehmann (Bass & Vocals) und Detlef Goch (Drums & Percussion) mit Stimme und ihren Instrumenten herbeizaubern. Neben sieben Eigenkompositionen covern sie „Finding You“ von den Go-Betweens, Lou Reeds „Candy Says“ und den Loudon Wainwright/Joe Henry Song „You Can’t Fail Me Now“. Das zeugt nicht nur von gutem Geschmack, sondern auch von eigenständiger Umsetzung ohne den Songs ihren Charakter zu nehmen. Ganz besonders ist Michael Manns Dobro-Spiel hervorzuheben, das immer wieder herrliche Figuren ins Klangbild malt. Eine sanfte Akustikgitarre, hin und wieder Banjo, Mandoline und Harp sowie Manns leicht zittrige, immer mit Feingefühl eingesetzte Stimme. Nicht zu vergessen das federleichte Spiel der Rhythmusgruppe. Alles sehr luftig eingespielt, so dass man das Wasser und die Landschaft des Coverartworks einzuatmen glaubt. „New Tricks For Old Dogs“ ist ein wunderbares Album, das viele Hörer verdient.
(Günter Ramsauer, www.myspace.com/guenterramsauer, 28.05.2009)