Erstes Album seit 20 Jahren: Der Sänger der Only Ones überrascht mit einem neuen Album voller Pop-Preziosen und einer Stimme, die Lou Reed zum Verwechseln ähnlich ist.
Heutzutage suchen wir nach verlässlichen Figuren in der Welt. Zum Glück gibt es Peter Perrett. Auf das britische Musik-Urgestein war schließlich schon in den späten 70ern Verlass. Damals bescherte er mit der Band The Only Ones der Londoner New Wave Bewegung den Hit »Another Girl, Another Planet«, drei Alben und ganz viel Inspiration. Letzteres wussten vor allem die Kritiker. Und trotzdem gelang der Band niemals der totale Durchbruch.
Danach blieb es über ein Jahrzehnt ruhig um Perrett. Seinem Drogenmissbrauch folgte das Abtauchen und dann die Mystifizierung seiner Person. Nach zwei Solo-Gehversuchen 1996 und 2001 brach er 2015 zu einer kleinen Tour auf. Dort performte er seit langem auch wieder neue Songs. Nun meldet sich der heute 65-jährige mit dem neuen Solo-Album »How The West Was Won« zurück. Wer The Only Ones kennt, wird wissen, dass Perrett schon früh Anleihen aus dem US-Rock'n'Roll mit New Wave und britischer Schnauze einzigartig vermischen konnte.
Durchflossen von neuem Elan hat er gleich einen Hit genau dieser Couleur mitgebracht: den Albumtiteltrack. Von The Replacements bis hin zu Violent Femmes, Peter Perretts Musik hat den Sound vieler darauffolgenden Bands mitgeprägt. 2017 feiert er das Comeback, das keiner kommen sah.
Zehn zeitlos schöne Rocknummern mit superber Gitarrenarbeit, für die Perrets Sohn Jamie verantwortlich zeichnet. Oft geht’s rotzig gen Pub Rock, mal färbt sich der Sound sixties- psychedelisch (›Living In My Head‹), mal opulent glam-rockig (›Hard To Say‹). Besonders schön aber sind Liebesballaden wie ›An Epic Story‹ und ›C Voyeurger‹, die er an seine Frau Zena adressiert, mit der er seit 45 Jahren zusammen ist. Großartiges Comeback!
(Good Times, August / September 2017)