Wie Micha Acher es schafft, auf so vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen, wissen wir nicht. Wir wissen nur: Was immer das Mastermind von Notwist, der Tuba-Spieler von Millipede, der Trompeter der Landlergschwistern und der Hochzeitskapelle anfängt, das hat Hand und Fuß.

Das gilt natürlich auch für seine zweite Scheibe mit dem Alien Ensemble. 2010 gründete er dieses Projekt, um seinen beiden größten Leidenschaften – dem Trompetenspiel und dem Kreieren von komplexen Instrumental-Arrangements – Raum zu geben. 2014 erschien das erste Album auf Alien Transistor, dem Label, das Micha zusammen mit seinem Bruder Markus Acher betreibt.

Wie schon damals ist der Klangkosmos nahezu unbegrenzt, Jazz und Krautrock, Ambient und imaginäre Filmmusik kommen vor und etwas, das man vorsichtig gar als Pop bezeichnen könnte. Sehr reduziert, auf den Punkt und doch wundervoll abschweifend klingt das. Ein Album, um sich darin zu verlieren, und das doch immer einer klaren Perspektive folgt.

Das Album ›2‹ schlägt eine Brücke zwischen Retro-Jazz-Stimmungen der Sechziger, zeitgenössischer Kammermusik, filmmusikalischer Atmosphärik, strukturellem Minimalismus und einem Hauch von Rock-Appeal. Mit viel Bläser-Natursound umgesetzt, entstehen auf diese Weise dichte Klangerzählungen mit reichlich Assoziationsraum beim Hören.

(stereoplay, Oktober 2016)