War On Drugs: „Lost In The Dream“ – die Indie-Rockband startet wieder voll durch
Zwei Jahre nach ihrem ausgiebig gefeierten Meisterwerk „Slave Ambient“ (2011), ist nun ihr neues Album „Lost In The Dream“ erschienen. Die Platte ist das dritte Album der aus Philadelphia stammenden Band The War On Drugs.
„Lost In The Dream“ stellt das neue Ganzstück der Band um Adam Granduciel dar, deren Gründungsmitglied Kurt Vile mittlerweile solo unterwegs ist. Der langersehnte und verdiente Durchbruch gelang War On Drugs mit der Veröffentlichung ihres letztes Albums „Slave Ambient“, im Jahr 2011.
In den vergangenen zwei Jahren tourte die Band durch die USA. Von North Carolina bis New York City spielten sie in allen Rockclubs, ebenso wie auf unzähligen Festivals und in Late-Night-TV-Shows, die Amerika so zu bieten hat. Mit der gewonnen Erfahrung dieser langen Tour, tüftelte Granduciel gemeinsam mit dem Produzenten Jeff Zeigler (Lymbyc Systym, Kurt Vile u. a.) am neuen, dritten Album. Zur Band gehören außerdem noch Dave Hartley (Bass) und Robbie Bennet (Piano u. a.), die auch im privaten Leben zu Granduciels engstem Umfeld gehören.
Adam Granduciel sagt selbst zu der neuen Platte: „Ich wollte, dass es ein Projekt unter Freunden wird. Jeder einzelne in der Band nimmt unser Projekt ernst. Davon handelt auch unser Album – Freundschaft, das Erwachsenwerden, das Leben leben und einander zu helfen.“ Man kann diese persönliche und berufliche Weiterentwicklung auch sehr gut im Sound der Band hören. Ganz abgesehen davon ist Adam Granduciel nicht nur Kopf der Indie-Rockband War On Drugs, sondern hat auch eine unverkennbare Stimme, um sich der Welt mitzuteilen.
Mit „Lost In The Dream“ bietet die Band War On Drugs wieder vielschichtige Musik, ganz frisch und aufgeweckt. Die neue Platte stellt ihre bisher eingängigste und poppigste Arbeit dar.
Die Band aus Philadelphia macht weiterhin vielschichtigen Indie-Rock.
(musikexpress, April 2014)
Tolle epische Rocksongs der postmodernen Traditionalisten.
(Rolling Stone, April 2014)
Dreampop, US-Mainstream und Krautrock: Das dritte Album der Philadelphia-Band verbindet diese Gegensätze zu einem verblüffend homogenen und geradezu verstörend schönen Soundkonzept.
(Audio, Mai 2014)
Leiden, zumal das melancholische, ist ja selten mit dramatischen Gefühlsausbrüchen verbunden, sondern tobt zumeist im Inneren, zum Beispiel, kurioserweise, beim Betrachten einer schönen Landschaft, eines Sonnenuntergangs oder souverän ausschreitender, Glück und Zufriedenheit verströmender Passanten beim Parkspaziergang, die alles zu haben scheinen, was man selbst schmerzlich entbehrt. So sitzt man dann auf der noch winterfeuchten Bank, blinzelt in die ersten wärmenden Sonnenstrahlen - und simmert in seiner inneren Unruhe. Der US-Songwriter Adam Granduciel, Chef der Band The War On Drugs, hat für diese vordergründig phlegmatische Seelenpein nach drei Alben des Ausprobierens den passenden Sound gefunden, der sich nun nicht nur, aber vor allem im sechsminütigen, extrem zurückgelehnten, extrem angespannten "Suffering" offenbart. Über ein Jahr brachte Granduciel mit der Produktion von "Lost In The Dream" zu, bis jeder Ton saß, jeder Klang sich perfekt über dem anderen schichtete, und alle Songs, bei aller Komplexität, so klar und simpel schienen wie nie zuvor in der noch kurzen Historie dieser Rockband, die keine leere Vorsilbe wie Indie- oder Alternative- braucht.
Hall-Exzesse und psychedelische Spielereien, die noch das letzte Album "Slave Ambient" (2011) unnötig behinderten, verschwanden zugunsten eines transparenten, wiewohl lullenden, träumerisch-flächigen Mäanderns, dass sich zu gleichen Teilen aus dem Dreampop der Achtziger (vergleiche "Disappearing" mit frühen Tears For Fears) und dem oft verfemten Mainstream-Rock desselben Jahrzehnts speist. Drumcomputer- und Synthie-lastige Alben wie Springsteens "Tunnel of Love", Dylans "Infidels" und Jackson Brownes "Lawyers In Love" drängen sich als Referenzen auf, wenn nicht gar Bruce Hornsbys "The Way It Is" (vergleiche: "Eyes To The Wind"). Eigentlich also eher ein Fall für den AOR-Fan Wigger, diese Platte, die sich auf berührende Weise dem zwischen Tradition und elektronischer Moderne paralysierten Heartland-Rock der Reagan-Jahre verschrieben hat.
Unter der positivistisch schwungvoll wummernden Musik, die absichtlich immer wieder die Vier-Minuten-Grenze überschreitet, um Auszuufern und in einen wohligen Schwebezustand zu transzendieren, manifestieren sich in der ganz privaten Leidenslyrik Granduciels allgemeine, klassisch-kitschige Schwermutsbilder: die ausgeblichene rote Baseball-Kappe in der Gesäßtasche einer Jeans, ein zerrissenes Sternenbanner vor stillgelegten Stahlwerken, die Sehnsucht nach verlorener Größe, das Zurückträumen in ein verblassendes great wide open. Alles Zeichen, die aktuell, im westlichen Kanon, wieder Gültigkeit haben. "Lost In The Dream" umarmt die Betäubung, das passive Dulden, die helle, leuchtende Schönheit des Schmerzes. Das erinnert nicht von ungefähr an "Walkin' On A Pretty Daze", das jüngste Solo-Album von Kurt Vile, dem einstigen Partner von Granduciel bei The War On Drugs. Der Krieg ist verloren, was bleibt, sind die Drogen.
(Andreas Borcholte, www.spiegel.de, Mai 2014)
Sie haben sich verändert. Das erinnert mich jetzt manchmal an Sniff ´N´ The Tears meets Jackson Browne der 80er (oder Bruce Cockburn, jeweils in ihrer eher poppigen Phase/Ausprägung). Die sehr attraktive Stimme erfreut mit ihrem eigenen Charakter/recht hohem Wiedererkennungswert (auf klasse Art verhallt), die Stücke entfalten sich oft über ziemlich lange Zeiträume, manche entwickeln so eine beträchtliche Sogwirkung (z.T. außerdem atmosphärisch ausgesprochen stark!). Ganz relaxte Songs wie schnelle und präzise inkl. fast hypnotischer Rock-Grooves. Sporadisch schimmert ein Hauch Soft-Psychedelia durch, manchmal sorgen längere wunderbar flächig-ätherische Outros/Intros für eine besondere Note/Stimmung. Und Under The Pressure sowie Red Eyes (9 und 5 Min. lang) begeistern, melodisch/harmonisch absolut packend!
(dvd, Glitterhouse)