Nach seinem fulminaten Erfolgsalbum 'Apokalypse' aus dem Jahr 2011 meldet sich der Wahl-Texaner aus Austin, Bill Callahan, mit seinem neuen Meisterwerk 'Dream River' zurück.
Wie der Titel schon verspricht, geht es um einen 'Fluss der Träume', wo alles gute und alles schlechte organisch zusammen fließt. Pantha Rhei - oder - Wir steigen in den gleichen Fluss und doch nicht in denselben, wir sind es und wir sind es nicht, oder kann man doch nicht zweimal in denselben Fluss steigen? Bills neue Songs sind wie kleine Floße, mit denen man auf eine Abenteuerreise mit genommen wird, und Callahan ist gleichzeitig der Kartograph und Erzähler, der Ausschau nach Untiefen und gefährlichen Ufern entlang des Flusses hält. Und er erzählt mit seiner Baritonstimme wundersame Geschichten, die er mit seinen Augen gesehen oder vielleicht auch nur geträumt hat, wer weiß es schon genau. Klartext-Passagen fließen mit den poetischen zusammen und bisweilen spürt man auch einen leichten Stoß von etwas, was wir alle kennen: das Lachen. Am Ende des letzten 8. Songs fließt der Traumfluss ins Meer, und der Hörer sieht plötzlich einen neuen unendlichen Horizont und ist wie verwandelt. Und er weiß auch sofort, dass er dieses Album immer wieder aufs Neue hören muss, aber nie wieder auf dieselbe Art und Weise. Traumwandlerisch schön!
13er. In herrlich warmer Atmosphäre zelebriert er seine Songs in aller Gemütsruhe, völlig relaxt, manchmal fast schläfrig (wozu seine sonore so ungemein angenehme Baritonstimme, die wie gewohnt absolut in sich ruht, natürlich bestens paßt), beschleunigt jedoch ab und zu dabei überraschend stark, intensiviert, bzw. streut in vielen Songs rhythmisch betontere, lebhaftere Phasen ein, verstärkt z.B. durch eine umherschweifende Flöte, v.a. aber durch die vielfach effektangereicherte (eine Menge Echo, Wah-Wah, Verzerrungen, Delay) generell großartige, betörende Gitarre von Matt Kinsey – enorm ideenreich auch im überwiegend leisen/wunderbar filigranen/verwehten/unglaublich einfühlsamen Spiel – welch ein Genuß, selbst in den ganz intimen Momenten! Die Stilistik ist dabei wieder einmal relativ egal, z.T. auch schwer bestimmbar, pendelt von Folk Rock sehr spezieller Sorte über ein hier und da leicht jazziges Flair (gerade in beschwingteren Passagen) resp. „Folk Jazz“, bis zu einer Art Country Soul, streift gar psychedelisches oder Latin-Terrain, zudem Americana. Dabei fühle ich mich 2,3x ein wenig an Tim Buckley erinnert (rein musikalisch natürlich), kurz außerdem an Lambchop und Terry Callier! Dicke Empfehlung, eh klar!
(dvd, Glitterhouse)