Das Berliner Label Sinnbus hat mit Hundreds und Bodi Bill bereits ein äußerst glückliches Händchen gehabt. Nun betritt mit dem äußerst talentierten Norweger Einar Stray das nächste Super-Signing von Sinnbus die Bühne.
"Chiaroscuro" ist das erste Album des jungen Norwegers Einar Stray, eine Tür zu einer wunderbaren Zukunft und vielen möglichen Musikwelten. Einar Stray ist Mitglied, Mitgestalter und Kind des norwegischen Alles-mit-Musik-und-Freundschaft-Konglomerats Spoontrain, und er legt mit "Chiaroscuro" sicherlich auch ein Dokument der Kraft dieser Gemeinschaft vor. Kunstvoll ergänzen Streicher, Gitarren, Rhythmik und Chorgesang Strays perlendes Klavier und seinen sacht driftenden Gesang, kombinieren sich die vielen Einzelteile zu einer eindringlichen Musik. Und doch lassen sie Einar Stray ganz freundschaftlich den Vortritt wie die Illinoisemakers Sufjan Stevens, die vielen Klimperer und Klonkerer dem Sigur-Rós-Solisten Jónsi, ganz Saddle Creek ihrem Bright Eyes. Sieben Stücke, fünfzig Minuten: "Chiaroscuro" ist eine weit ausholende Geste, ein Versuch, die ganze große Welt in ein kleines Modell zu fassen. Für Fans von Sigur Rós, Kate Bush, Radiohead, Sufjan Stevens oder Godspeed You! Black Emperor.
Okay, wir sind ein paar Tage zu spät, denn das Debütalbum des jungen Norwegers Einar Stray ist bereits seit vergangenem Freitag zu haben. »» Aber die letzte Zeit war auch ziemlich aufregend, was nicht zuletzt daran lag, dass Einar Stray gerade mit den neuen Lieblingsberlinern Me And My Drummer durch Deutschland tourt, um „Chiaroscuro“ live vorzustellen.
Auch wenn der Künstler selbst da einem anderen Vorschlag hat (kommt weiter unten), vielleicht ist es die allerbeste Zugangsmethode, sich die Songs zunächst live vorspielen zu lassen. Denn ein kleines bisschen Beschäftigungszeit fordert dieses Album schon, um zu seiner vollen Größe zu wachsen. Da muss man erst mal reinkommen, in die meistens um die acht Minuten langen Songepen, bei denen im einen Moment noch ein einsames Klavier die zurückhaltende Melodie gibt, um schon im nächsten von der Wucht des streicherdominierten Ensembles begraben zu werden.
Am leichtesten macht es da der Überhit „Yr Heart isn’t a Heart“, bei dem der Duettgesang an die Stars erinnert und der auch beim Staaten-Projekt von Sufjan Stevens eine gute Figur gemacht hätte. Und wer eher über Gitarren einen Zugang findet, steigt vielleicht mit „We were the core Seeds“ ein, das sich mit seiner Dramaturgie und der Wall Of Sound vor Mogwai verneigt.
Einar Stray ist Mitglied des Osloer Künstlerkollektivs Spoontrain. Moddi lernte er einst über MySpace kennen, er startete mit ihm diverse Schlafzimmerprojekte und begleitete ihn als Pianist zuletzt auch auf Tour. Und Querverbindungen gibt es auch zu Team Me, deren großartiges Debüt „To the Treetops“ bei uns Ende Februar erscheint und von dem bei Postartcore auch noch ausführlich die Rede sein wird.
PAC: Einar, stell dir vor, du müsstest für dein Album einen Aufkleber entwerfen, auf dem du schreibst, in welcher Situation man dein Album idealerweise zum allerersten Mal hören sollte. Was würde da stehen?
Einar Stray: Ich habe meine Platte das erste Mal beim Frühstück gehört. Es ist das perfekte Album, um sich den ersten Kaffee des Tages zu kochen. Natürlich kann man „Chiaroscuro“ zu jeder Tages- und Nachtstunde hören. Aber am allerbesten dann, wenn nach dem Aufstehen zum ersten Mal Energie den Körper durchströmt.
PAC: Du stellst die Platte auf Tour mit einer fünfköpfigen Band vor. Betrachtest du „Chiaroscuro“ als eine Bandplatte oder ist es ein Soloalbum, das du mit Hilfe von ein paar Freunden aufgenommen hast?
Einar Stray: Früher war es bei mir ein Kommen und Gehen. Ich glaube, ich habe mit 20 verschiedenen Musikern gearbeitet. Aber inzwischen hat sich eine feste Bandkonstellation herauskristallisiert, und das war auch schon so, als wir die Platte eingespielt haben. Ich schreibe die Songs, aber ich hätte das alles nicht zustande gebracht, wenn die anderen nicht ihre Ideen beigesteuert hätten. Das ist schon so, aber ich bin auch ganz froh, dass gerade niemand aus der Band in der Nähe ist. Die würden nämlich jetzt bestimmt verraten, dass ich manchmal auch ein kleiner Diktator sein kann.
PAC: Kann man bei dir überhaupt von Songs sprechen?
Einar Stray: Na klar, ich mache Popmusik. Okay, ein durchschnittlicher Popsong ist etwa drei Minuten lang, und ich mache es selten unter neun. Vielleicht muss ich mir den Vorwurf gefallen lassen, ich würde drei Stücke zu einem Popsong zusammenziehen. Aber das ist mir genauso recht wie als verschrullter Popmusiker bezeichnet zu werden.
(www.postartcore.org)