Einsame, tief sakrale Orgelklänge empfangen uns im ersten Stück, nicht minder von Einsamkeit erfüllte Gitarrennoten folgen und stimmen uns ein auf die „verkohlten Reste eines Brandes“. Für ihren Return To Sender-Beitrag haben die Spanier 10 Stücke ihrer ersten drei Studioplatten neu eingespielt – zum einen, weil die Stücke während der langen Monate auf Tour gewachsen waren, zum anderen, weil mit Nacho Vegas ein neues Mitglied zur Band gestossen war, der dem Klang der Migala-Werke eine kantige, kräftige Note hinzufügte. Und so folgt den beiden Instrumenten des Anfangs bald ein Akkordeon und ein Schlagwerk, erheben sich bald alle gemeinsam zu einer wütenden Welle, die Gitarre wächst und beherrscht das Feld, bis alles in einer flirrenden Gischtwolke auseinandertreibt. Wie in diesem Start-Instrumental scheuen Migala mehrmals nicht die Überschreitung der 7-Minutengrenze, und lassen noch öfter diesen Wellen-Berg bis zum orgiastischen Klangrausch sich erheben, der in dieser Form von Bands wie God Speed You Black Emperor gepflegt wird.
Glaubte mancher bei sporadischem Hören der letzten beiden Studiowerke, die Spanier seien – auch wegen ihrer intensiven Bindung zu dem Mann – nicht viel mehr als eine, zwar gekonnte, aber dennoch ausschließliche Will Oldham/Palace Brothers-Kopie, so bekommt er hier die Vielfalt, die Größe, das Vermögen dieser Band schlicht um die Ohren gehauen. Im schleppenden Walzer, vom immer wieder prägenden Akkordeon geführt, fällt man in düstere Schwermut und fühlt sich wie bei den Tindersticks (nur ohne Zigarette); andere große Balladen wärmen die dunklen Seiten des Herzens ebenso wie es die langsamen Madrugada-Stücke tun.
Die meisten Lieder erklingen diesmal in englischer Zunge, spanische Worte gibt’s gesprochen in zwei atmosphärischen Breitwand-Epen – Soundtracks zu Western, in denen es von Verlierern nur so wimmeln müßte. Aber glücklichen Verlierern. Und immer wieder wird das Herz berührt von den einsamen, schwermütigen Stimmungen, nur von Gitarre, Akkordeon, manchmal Mundharmonika, schleppendem Schlagwerk und oft brüchiger Stimme erzeugt, ebenso wie von den Momenten, wo sich die Band wie im Rausch aufbäumt zu mächtigen Klanggemälden mit überdrehter Gitarre und friedenstiftenden Akkordeon-Klängen.
Als wollten Migala mit den 10 Stücken beweisen, dass es für diese Form der tragisch-tiefen Americana der spanischen Herkunft bedarf, wird hier mit den großen Gefühlen derart lässig gespielt, dass es eine Freude ist. Oder eben zum Heulen, je nachdem.
(Glitterhouse)