08er live im Studio, natürlicher meist gitarrenorientierter Sound, Hammond Orgel/Piano, teils Pedal/Lap Steel unterstützen organisch. Hochmusikalisch, alles greift ineinander, kein Ton zuviel. Ihre große Stärke bleibt das ausgezeichnete gehaltvolle Songwriting! Melodien, die sich langsam einbrennen! Positive Melancholie. Völlig zeitlos, 3 Kategorien: Intelligenter (auch rhythmisch) flexibler Qualitäts-Rock; relaxter bzw. fließender Pop (Folk) Rock (wenig); Balladen, ruhig bis vollmundig/kraftvoll, etwas rootsig/Singer-Songwriter-haft. 1x erinnert das gar an die Beatles (oder an Waterboy Mike Scott). 7 sehr gute Songs, 3 gute. DVD: 1 Std., gut! 8 different versions + 3 weitere (feine!) Songs live im Studio + Interview. Empfehlung! LP weltweit limitiert auf 500!
(Glitterhouse)
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Am 20. Juni 2006 verstarb im Alter von nur 39 Jahren der Brian Glancy. Zur Beerdigung des gerade in Manchester sehr beliebten Songwriters kamen Badly Drawn Boy, David Gray oder Elbow, die sich auf ihrem Album The Seldom Seen Kid vor dem Freund verneigen. Auch I Am Kloot waren da, denn deren Sänger John Bramwell stand Glancy sehr nahe. So bilden die viele Gesprächen zwischen den beiden die Basis für die Songs von Play Moolah Rouge, dem vierten Album der Briten. Es geht um Dämonen, die einen gerade in der Nacht nicht loslassen, um Vergänglichkeit, Selbstzweifel und einen umgebende Ödnis, dass man die Wände hoch laufen möchte. Transportiert werden diese Texte mit dem vielen Freiraum für eigene Fantasien von verschleppten, melancholischen Dramen, von allerfeinstem Gitarren-Pop, durch den ein kräftiger Hauch Country weht. Mit Play Moolah Rouge gelingt I Am Kloot erneut ein sehr schönes Album, das zwischen Rockern und Balladen treibt, zwischen Hoffnungen und Desillusionen driftet. Wenn es Anlass zur Kritik gibt, dann, dass die Nordengländer ihr zur Verfügung stehendes Potential nicht vollständig abrufen, einen Single-Hit für den Mainstream schreiben und so vorläufig Prediger in der zum Glück nicht ganz einsamen Wüste bleiben. Eines nämlich haben I Am Kloot den ungleich erfolgreicheren Coldplay nämlich voraus: Gefühle klingen ohne Pathos aufrichtiger. (Sven Niechziol, amazon)
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I Am Kloot setzen auf Guerillamarketing und bitten Fans in aller Welt, CDs an ungewöhnlichen Orten zu verstecken. Wer eine dieser CDs findet - etwa in einem Schwimmbad in Mexiko, in einer holländischen Bibliothek oder auf dem Spülkasten einer offentlichen Toilette in der Grafschaft Kent -, wird von der Band mit weiteren Songs belohnt. Eigentlich sollte schlicht die Veröffentlichung des vierten Albums ausreichen, damit das Trio aus Manchester endlich über den Geheimtippstatus hinauskommt. Um die Dynamik ihrer Konzerte einzufangen, haben sie die die Songs in nur wenigen Tagen live im Studio eingespielt und die Sessions gefilmt. Weitere Veränderungen waren nicht nötig, denn auf die reduzierten Arrangements, ihre unwiderstehlichen Melodien und die zynischen Zärtlichkeiten von Sänger Johnny Bramwell ist Verlass. Wenn er in "One Man Brawl" einen Selbstexorzismus beschreibt oder mit "Ferris Wheels" seine Liebe gesteht, sind sie sogar wieder auf Höhe ihres grandiosen Debüts "Natural History". Und ich gehe ab sofort nie wieder auf eine öffentliche Toilette, ohne einen I-Am-Kloot-Song zu hinterlassen. (kulturnews.de)
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Wenn die Dunkelheit hereinbricht und die Lichter der Großstadt erstrahlen, beginnen dieses Album und sein Erzähler Johnny Bramwell ihren Nachtflug. Mal beobachten sie einen Mann, der sich im Bett hin- und herwälzt und Angst hat, ins Nichts der Unendlichkeit zu stürzen. Mal belauern sie Liebende, die sich auf dem Jahrmarkt treffen, mal jene, die in dieser Nacht ausreißen wollen.
Empfindsamkeit und Unruhe, Erregung und Ermüdung, Neurosen und Psychosen entdecken I Am Kloot in den Nachtstücken des Albums, das sie in nur wenigen Tagen in den Moolah Rouge-Studios in Stockfort aufgenommen haben. Die Band habe die Aufnahmen so wie einen Gig angegangen, sagt Bramwell. Und tatsächlich klingt das Material auf "I Am Kloot Play Moolah Rouge" so unmittelbar, dynamisch, ungefiltert wie bei einem Konzert: Im unausgeglichenen Rock-Mantra "One Man Brawl" und im anklagenden Walzer "Chaperoned" genauso wie in "Down At The Front" oder im ungeduldigen "The Runaways".
Treffpunkt für den Aufbruch ist das Riesenrad, an dem sich auch eine andere Szene des Albums abspielt: "I don't know who I am/ I don't know who you are/ But when I touch your hand/ I see shooting stars", singt Bramwell in "Ferris Wheels" und stellt wie einst Billy Bragg fest, dass es nichts ausmacht, wenn Liebende den Himmel umkreisende Satelliten mit Sternschnuppen verwechseln. Schließlich ist es für zwei Menschen auch so schon schwer genug, überhaupt zusammenzukommen, wie "Someone Like You" behauptet, und zusammenzubleiben, wie Bramwell mit brüchiger Stimme im sanft-psychedelischen "Suddenly Strange" verrät.
Zwischen diese Nachtstücke, die zum Großteil von Gesprächen mit dem vor zwei Jahren gestorbenen Singer/Songwriter Bryan Glancy beeinflusst wurden, hat Bramwell noch das zeitlose Kunstwerk "Hey Little Bird" und das an Richard Hawley erinnernde "The Only Role In Town" auf die Platte gemogelt. Enden lässt der I Am Kloot-Chef das Album mit "At The Sea", einer spröden, dylanesken Vision davon, wie es sich anfühlen könnte, Ruhe zu finden. Dann geht die Sonne auf. (Pias)
(Gunther Reinhardt, Rolling Stone)
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