2006er Country-Balladen-Reinheit und -Tiefe, die mich in ihrer natürlichen Klarheit, Schlichtheit und Süße ins Mark getroffen hat. Jenny’s weiche, gefühlvolle Stimme, ihr Talent für nachfühlbare Melodien, ihr Erzähllust und –kunst kannte und liebte ich seit dem ersten Rilo Kiley-Album, dass sie es aber vermag, ein Album mit (selbstgeschriebenen) Traditionals zu füllen, die in ihrer Reinheit und Güte den Vorbildern von Bobbie Gentry bis Laura Nyro in nichts nachstehen: Das ließ mich atemlos und respektvoll staunen. Nur wenige Zutaten sind es, mit denen sie das Grundgerüst aus Stimme und akustische Gitarre ausschmückt, eine Orgel, ein Harmonium, eine Pedal-Steel, ein Klavier, ein zurückhaltend gebestes Rumpf-Schlagzeug, die solitär für geschmackvolle Bereicherung sorgen. Mal basiert sie ihre erdig-ehrliche Gitarren-Einfachheit auf Desert-Fiebern, mal lässt sie einen Tränenzieher im Gitarre-Banjo-Gewand vor einer verzerrten E-Gitarre erzittern. Fast immer an ihrer Seite die aufs süsseste harmonierenden Stimmen der Watson-Schwestern, die den Folk-Country-Puritäten diesen verführerischen Hauch von Southern-Gospel und –Soul verleihen. Die zwei Pole, zwischen denen das Album spielt, sind das Titel-Stück, ein Musterbeispiel für die hohe Kunst der Ballade, die ebenso Seeger wie Dylan atmet und die Traveling Wilburys-Coverversion Handle With Care, bei der auch ihre musikalischen Begleiter stimmlich aus ihrem Versteck hervortreten: Während Jenny die Lead-Vocals übernimmt, gibt uns Ben Gibbard (Death Cab For Cutie) den Roy Orbison, M.Ward singt Jeff Lynne und Conor Oberst krächzt den Dylan. Lewis’s Solowerk lebt von einer natürlichen Süße, von ebenso zerbrechlichen wie erdnahen Songs, vom unverkrampften, unschuldigen und liebevollen Umgang mit den tradierten Wurzeln und von Melodien, wie sie schöner kaum sein könnten. (Glitterhouse)
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