Bei einer Scheibe wie dieser macht das Sitzen vor den Boxen richtig Freude.
Die Libertines haben mit großem Spaßfaktor ihr neues Album
eingespielt, und das hört man auch. Von voll-auf-die-Mütze-Punk
bis musikalischen Albernheiten wie Doo-Wop-Pop der 60er marschieren die
Vier respektlos durchs musikalische Gelände und pinkeln in herumstehende
Schubladen.
Mit gleich drei Songs ("Last Post On The Bugle", "Don't
Be Shy" und "Tomblands") frönen sie einer finsteren
Version des Mersey-Beat, wie ihn vielleicht die Beatles heimlich im Proberaum
gespielt haben. Aber dazwischen gibt es mit mit dem Punk-Hammer eins drüber
("Narcissist", "Arbeit Macht Frei") oder es gibt eine
Country-Bar-Jazz-Lounge Ballade inklusive chaotischem Psycho-Ende zu verdauen.
Mit lustigen Balladen wurde ebensowenig gespart wie mit einem kräftigen
Doors-Zitat ("Road To Ruin"), das aber dann im Calexico-Stil
endet.
Der Spieltrieb der Libertines ist erstaunlich, und nun hat man ihnen
auch noch einen größeren Spielplatz gebaut. Die Produktion
wirkt um Längen besser als beim Vorgänger
Up The Bracket und viele kleine Geräuscheinspielungen spielen Versteck
mit dem Hörer. Bass und Schlagzeug kommen satt rüber, die Gitarren
schrammeln ihren Teil mit schöner Deutlichkeit. Das ist bei Scheiben
dieses Genres ja nicht immer gegeben, was zwar preiswert, aber manchmal
Schade ist.
The Libertines hat also volle Punktzahl abgeräumt, mit dieser CD
kann man sicher auch in Jahren noch Spaß haben.
(Deborah Denzer, aus der Amazon.de-Redaktion)
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