Mit dem dritten Bright-Eyes-Album Lifted Or The Story Is In The Soil,
Keep Your Ear To The Ground entfernt sich Conor Oberst so langsam von
allem, was gut oder böse ist, und wird genial. Über 73 Minuten
schüttet der junge Songwriter sein Herz in einer Weise auf den Tisch,
die ihresgleichen sucht und in ihrer Intensität Wunden zu schlagen
vermag. Von einer akustischen Klampfe begleitet, bis hin zum kompletten
Country-Orchester inklusive Chor, gibt sich Bright Eyes abwechslungsreich
wie nie, außerdem ist mit Lifted... mehr musikalischer Schwung eingekehrt.
Nichtsdestotrotz bewegt sich Oberst weiterhin ausschließlich in
tiefen Tälern, wobei sich die Texte in ihrem künstlerischen
Ausdruck mehr und mehr den ganz Großen der Singer/Songwriter-Szene
annähern, dabei ist der Knabe zum Erscheinungszeitpunkt des Albums
gerade mal Anfang zwanzig. Würde Oberst im krönenden Abschluss
"Let's Not Shit Ourselves" nicht singen: "No, I am not
singing for you", man müsste glauben, er trüge unser aller
Leiden und -- aber lassen wir das.
(Felix von Vietsch, Aus der Amazon.de-Redaktion)
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"Da ist jemand, der uns versteht', sagte eine Freundin zu mir und
sprach von Conor Oberst, seines Zeichens Kopf hinter Bright Eyes. Und
nun beschert er uns eine neue EP sowie den mittlerweile fünften Longplayer.
Die EP "There Is No Beginning To The Story' (eine Anspielung auf
den großartigen Albumtrack "Method Acting') bietet neben dem
Albumtrack "From A Balance Beam' drei Stücke, die man auf "Lifted'
nicht finden wird. Die Besetzung auf beiden Trägern gleicht einem
Orchester inklusive Drum-Corps und Bläser. Man mag es kaum glauben,
dass diese Stücke der Feder eines 22jährigen entsprungen sind.
Und obwohl die Tatsache mal langsam business as usual sein sollte, ist
es doch wieder unfassbar, was Oberst dem Hörer präsentiert:
73 Minuten voller Herz- und anderem Schmerz. Noch nie war der Kontrast
zwischen Lo-fi-nur-Gitarre-Stimme und bombastisch orchestralen Teilen
so ausgeprägt. Noch nie der Kontrast zwischen fragiler Verletzlichkeit
und wütender Verzweiflung tiefer. Die Platte beginnt mit dem achtminütigen
"The Big Picture'. Man hört, wie eine Frau in ein Auto steigt
und eine Kassette einlegt. Auf dieser Kassette die Bright Eyes. Man hört,
wie das Auto beschleunigt, die Frau mitsingt und dann, so Obersts Intention,
wird man in die Platte gesogen und befindet sich inmitten des Ensembles,
inmitten von Bläsern und Streichern. Man findet Stücke, die
einsam und alleine beginnen, wie z. B. "Don't Know When, But A Day
Is Gonna Come'. Allein durch Gitarre und Stimme wird eine unglaubliche
Intensität erzeugt, es wird über den kommenden Tag ohne Mond
und ohne Sonne gesungen, um dann durch Bass und weitere Gitarre ergänzt
zu werden. Man weiß genau, dass da mehr kommen wird, und nach knapp
drei Minuten wird man verschlungen. Verschlungen von Schlagwerk, von Streichern,
der enormen Kraft des Ensembles. Mitgerissen durch die Intensität
der Musik. "Lifted' ist keine Platte zum Nebenbei-Hören. Man
hofft und leidet mit ihrem Protagonisten - auf dem Weg zum Finale, dem
zehnminütigen "Let's Not Shit Ourselves'. Dort angekommen, weiß
man, dass es gut ist - oder wird, trotz allen Leids. Trotz allem, was
einem widerfuhr oder widerfahren wird. Man weiß, dass dort jemand
ist, der einen immer noch versteht.
Daniel Decker / Intro
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