Rundum erfreuliches, auf steinschwerem Vinyl (je ca. 200g) im griffigen Klappcover kredenztes Country-Groß-Od (bei 1-CD-sprengenden 27 Songs in knapp 90 Minuten verbietet sich der Begriff Kleinod von allein), geprägt von Songschreiber-Kunst in all ihrer Fülle (ein Sextett von sechs Singer-Songwritern verspricht die Vielfalt schon beim Lesen),Lliebe zu den unverfälschten Wurzeln und einem herrlich hand- wie hausgemachten Charme. 27 mal widmen sich die zwei weiblichen und vier männlichen Instrumentalisten den Country-Wurzeln in aller blühenden Vielfalt, die englischen Texte in ungemein ohrgängige Tonfolgen kleidend und mit Gitarren, Harmonium, Mandoline, Banjo, Kontrabass und vielfarbigem Schlagwerk in vorwiegend akustische Klang-Kleider webend. Es twangt und schrammelt, es schwebt und schunkelt, Fink-Vergleiche hängen dezent rumpelnd in der Luft, näher liegen die Verweise zum Jim Wayne Swingtet, deren Wohnzimmer-Western-Wärme man auch durch die Nettle River-Weisen wehen spürt. Kein Zufall, sind doch mit Michael und Typ gleich zwei der Waltroper Roots-Recken mit an Bord, doch Nettler River sind weit mehr, als die zweite Jim Wayne-Fortsetzung mit gemischt-geschlechtlichen Mitteln – hier spürt man neben der Liebe zur und dem tiefen Gefühl für die Country-Traditionen die sich gegenseitig bereichernde Energie von sechs Sängern und Instrumentalisten, die sich gleichzeitig als Song-Schmiede einbringen können. Da reicht das Stil-Spektrum vom Lagerfeuer-Folk über filigrane Balladen, twangende Roots-Roller, Cave & Waits-Brummeleien und Cash’s Boom-Chicka-Boom bis hin zu ausufernden Verzerr-Orgien Crazy Horse’scher Prägung, all dies aber geeint durch wohlgefälligen sechsfachen Stimm-Einsatz, der herrlich gekonnt und viellagig dem Kenner-Ohr schmeichelt. Eine vielfarbig schillernder Country-Schatz, der bei jedem neuen Hören an Tiefe und Leuchtkraft gewinnt. Nur auf Vinyl, derzeit nur bei der Band und bei uns zu haben.
(cpa, Glitterhouse)